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Silo: Roman (German Edition)

Silo: Roman (German Edition)

Titel: Silo: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hugh Howey
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blieb stehen,
hielt sich am Geländer fest und wartete auf den Deputy der mittleren
Stockwerke.
    »Marsh!«
    Der Deputy nickte
Lukas zu. Die beiden drückten sich ans Geländer, während ein Arbeiter und sein
Schatten sich auf dem Weg nach oben an ihnen vorbeischoben.
    »Was gibt’s Neues?«,
fragte Lukas. Er kannte den Deputy gut und wusste, dass er ihm vielleicht
kostenlos von den Neuigkeiten berichten würde.
    Marsh wischte sich
über die Stirn und schob sich den Pappkarton in den anderen Arm. »Dieser
Bernard macht mich wahnsinnig«, schimpfte er. »Als wäre ich diese Woche nicht
schon genug Treppen gestiegen!«
    »Nein, wegen der Reinigung,
meine ich«, sagte Lukas. »Hier ist gerade ein Träger vorbeigekommen, der sah
aus, als hätte er ein Gespenst gesehen.«
    Deputy Marsh
blinzelte die Treppe hinauf. »Ich soll Juliettes Sachen so schnell wie möglich
auf die Vierunddreißig bringen. Hank hat sich fast ein Bein ausgerissen, um sie
mir ein Stück entgegenzubringen.« Er wandte sich zum Gehen. »Ehrlich, ich muss
weiter, wenn ich meinen Job behalten will.«
    Lukas hielt ihn am
Arm fest. »Hat sie die Reinigung jetzt erledigt oder nicht?«
    Marsh sackte ans
Geländer. Aus seinem Funkgerät drang leises Knistern.
    »Nein«, flüsterte
er, und Lukas hatte das Gefühl, er könnte fliegen. Er könnte einfach
hinauffliegen, durch den Schacht im Inneren der Wendeltreppe, mitten durch das
Betonherz des Silos, könnte um die Treppenabsätze schweben, fünfzig Stockwerke
auf einmal …
    »Sie ist
rausgegangen, hat aber die Reinigung nicht gemacht«, sagte Marsh mit gesenkter
Stimme. »Sie ist über die Hügel gegangen …«
    »Sie ist was?«
    Marsh nickte, und
ihm tropfte der Schweiß von der Nase. »Sie ist nicht mehr zu sehen«, zischte
er, wie ein leise gestelltes Funkgerät. »Und jetzt muss ich wirklich ihre
Sachen zu Bernard bringen.«
    »Ich mach das«,
sagte Lukas und streckte die Hand aus. »Ich gehe sowieso zur Vierunddreißig.«
    Marsh nahm die
Schachtel in den anderen Arm. Der arme Deputy sah aus, als würde er jeden
Moment zusammenbrechen. »Ich bringe das für dich rauf«, sagte Lukas. »Bernard
ist es egal, von wem die Sachen kommen. Du weißt ja, er und ich, wir sind gut
befreundet, genauso wie du und ich immer …«
    Deputy Marsh wischte
sich über die Lippen und nickte kaum merklich.
    »Ehrlich, ich gehe
sowieso rauf«, sagte Lukas. Er nahm dem erschöpften Marsh vorsichtig den
Pappkarton aus der Hand und versuchte sich sein Herzklopfen nicht anmerken zu
lassen. Die Vorstellung, dass Juliette noch im Silo sein könnte, war zunichte,
aber dass sie die Reinigung nicht übernommen hatte und über die Hügel gegangen
war, das ließ eine Saite in Lukas erklingen. Es berührte den Teil in ihm, der
sich danach sehnte, eines Tages eine vollständige Sternenkarte anzulegen.
Niemand würde dabei zusehen müssen, wie Juliette langsam verrottete.
    »Sei bloß vorsichtig
mit den Sachen«, sagte Marsh. Sein Blick war auf die Schachtel gerichtet, die
jetzt in Lukas’ Armen ruhte.
    »Ich werde sie hüten
wie meinen Augapfel«, sagte Lukas. »Vertrau mir.«
    Marsh nickte. Und
Lukas eilte die Treppe hinauf, denjenigen voran, die hinaufstiegen, um die
neuerliche Reinigung zu feiern. Er presste die Schachtel an sich, Juliettes
Schachtel, in der er ihren persönlichen Besitz sanft klappern hörte.

33. KAPITEL
    »Dein
altes Stöhnen summt mir noch im alten Ohr!«
    Walker
beugte sich über seine unaufgeräumte Werkbank und zog die Lupe in Position. Die
große Linse war an einem Ring an seinem Kopf befestigt, der vielleicht unbequem
gewesen wäre, wenn Walker ihn nicht schon einen Großteil seiner zweiundsechzig
Jahre getragen hätte. Er schob sich das Glas vor die Augen und konnte nun einen
kleinen, schwarzen Chip auf der grünen Platine vor sich erkennen. Er sah die
kleinen Metallhäkchen, die aus dem Gehäuse kamen wie Spinnenbeine, deren
winzige Füßchen fixiert waren in silbrigen Pfützen aus kaltem Stahl.
    Er schob die Spitze
seines feinsten Lötkolbens an einen der silbernen Punkte, und sofort begann das
Metall zu schmelzen. Die silbrige Flüssigkeit wurde durch ein Röhrchen
abgesaugt, das erste der sechzehn Beinchen war frei.
    Er wollte sich
gerade dem nächsten zuwenden – er war die ganze Nacht aufgewesen und hatte
kaputte Chips aus den Platinen gelöst, um sich abzulenken –, als er die
unverkennbaren Schritte des jüngsten Siloträgers auf dem Flur hörte.
    Walker ließ Platine
und Lötkolben auf die

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