Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)
dachte Plotek, die nicht auf die Qigong-Expertin hört.
»Dass die beiden glücklich werden, bezweifle ich stark.«
»Wer ist schon glücklich …«
»Willst du mich ficken?«
Britta zog ihr Kleid hoch, sodass das schwarze Unterhöschen zu sehen war. Sie griff nach Ploteks Hand und legte sie sich auf ihre Brust. Es fühlte sich gut an. Dennoch schüttelte er den Kopf. Obwohl er gerne noch länger die getunten Brüste berührt hätte.
»Nicht mal du! Scheiße.«
Frag mal Vinzi, dachte Plotek, traute es sich aber nicht zu sagen.
Britta ließ das Kleid wieder fallen und gab Plotek seine Hand zurück. Dann weinte sie wieder wie ein kleines Mädchen und legte den Kopf erneut an Ploteks Schulter.
»Die alte Wehrli liebt doch Elvis über alles. Das hat mit ihrer Vergangenheit zu tun. Matteo hat mir erzählt, dass sie mal einen Liebhaber hatte, der glaubte felsenfest, Elvis zu sein.«
»Quatsch.«
»Doch, ich schwör’s. Der hat sich mit Elvis verbunden gefühlt. Sah wohl auch haargenau so aus. Da war Matteo noch ein kleines Kind. Seitdem ist Matteo auf Elvis nicht gut zu sprechen. Das kannst du dir denken, oder?«
Sie machte sich plötzlich von Plotek los, küsste ihn auf die Wange, wie man Hunde über den Kopf streichelt, und war verschwunden.
Als Plotek zurück in den Gastraum kam, sah er, dass auch Beat Zuberbühler mittlerweile in der Pension Rocco eingetroffen war. Die Zusammenführung von Braut und Bräutigam wurde nun ausgiebig gefeiert. Das Rocco bebte. Linard Jäggi war so betrunken, dass er von der Eckbank rutschte und unter dem Tisch verschwand. Marlies tanzte wieder mit Klemens, der seine Hände an ihre Hüften legte, als wären sie ein Lenkrad. Der Tanz wirkte bei ihm wenig tänzerisch, vielmehr wie ein Autocross-Rennen. Klemens schleuderte Marlies auf der Tanzfläche herum, als wären sie auf einer Buckelpiste unterwegs. Marlies schien es dennoch Freude zu bereiten. Sie lachte, jauchzte und jubilierte. Was Klemens noch mehr anspornte.
»Wenn der sie heute nicht noch flachlegt, dann weiß ich auch nicht«, sagte Vinzi und sah ein wenig neidisch zu den beiden.
Na hoffentlich, dachte Plotek, bin ich die liebe Marlies wenigstens los.
Nachdem das Wiedersehen von Beat und Agatha ausreichend gefeiert wurde, beschloss die Hochzeitsgesellschaft, die Entführung zu beenden und zum Hotel Waldhaus zurückzukehren.
Klemens fuhr dieses Mal im Auto mit, in dem auch Marlies einen Platz hatte. Vinzi und Plotek bestiegen wieder den Wagen von Agnes. Als sie auf der Flexer Straße Richtung Waldhaus unterwegs waren, flammte im Wald unten am Hang ein Licht auf.
»Was ist da denn los?« Agnes verlangsamte die Geschwindigkeit.
»Da brennt was.«
»Ein Wagen!«
»Verdammt, halt an!«
Tatsächlich, am Abhang war ein brennendes Auto zu sehen. Die anderen Wagen hielten ebenfalls an. Es stellte sich heraus, dass jede Hilfe zu spät kam. Der Wagen war beinahe ausgebrannt. Der Fahrer bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Dennoch ließ sich seine Identität leicht ermitteln. Es war ein Leihauto, das in Flammen aufgegangen war. Gemietet war es auf den Namen von Douglas McCarther. Das sollte Frau Frischknecht nicht viel später herausfinden.
Nachdem die Brautentführer etwas verspätet durch den Zwischenfall zur Hochzeitsgesellschaft stießen, waren alle ein wenig betrübt. Als aber dann Jagoda Muuse sein Hochzeitsgeschenk unter frenetischem Beifall der Gäste enthüllte, schien alles wieder vergessen. Und Hand aufs Herz: Das Bild sah gar nicht so schlecht aus. Von Weitem betrachtet mutete es eher abstrakt an. Kam man dem Bild aber näher, waren konkrete Gegenstände zu erkennen. Ein Busch, Zweige, ein umgefallener, vom Schnee bedeckter Gartenstuhl oder Ähnliches.
»Ein Meisterwerk!«, rief Beat immer wieder in die Runde und schien in Gedanken schon mal die Schweizer Franken für den Erlös zusammenzuzählen. Während alle den Maler hochleben ließen, fing das Babyfon auf dem Tisch, an dem Dr. Wehrli und seine Frau saßen, an zu maunzen. Plotek und Vinzi, die am Nebentisch hockten, konnten es deutlich hören. Zunächst schienen die Wehrlis nicht darauf reagieren zu wollen. Als das Gemaunze aus dem Babyfon sich zum Geschrei entwickelte, machte Dr. Wehrli doch n och Anstalten, vom Stuhl aufzustehen. Aber keine Chance . Er wurde von seiner Frau zurückgehalten.
»Ich geh schon.«
Im Babyfon schrie noch immer der blasse Leandro.
Jetzt ist er bestimmt nicht mehr ganz so blass, dachte Plotek und hörte kurze Zeit später aus
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