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Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Sils Maria: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Sils Maria: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sobo Swobodnik
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Hoteleingang und rauchte. Plotek stand daneben. Beide schauten Britta zu. Die Qigong-Expertin hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten.
    »Wie gefällt dir eigentlich Britta?« Plotek fragte es und sah die Qigong-Expertin nun beinahe zu Boden stürzen.
    »Warum?«
    »Mein nur.«
    »Der Wehrli will sie offenbar nicht mehr. Sie sucht ’nen Neuen.«
    »Du meinst, ich sollte mich mal bewerben?«, fragte Vinzi.
    »Hmm.«
    »Großartige Idee.«
    »Zu spät!«, kam von Plotek. Er zeigte zum Parkplatz hinunter. Der Mann, der wie der ehemalige Verteidigungsminister aussah, kam der schwankenden Britta zu Hilfe. Sie warf sich ihm um den Hals, als wäre er nicht der ehemalige Verteidigungsminister, sondern der aktuelle.
    »Mist!«
    Die Glocke vom Kirchturm in Sils Maria schlug zweimal.
    »Na los, lass uns gehen«, sagte Plotek.
    Vinzi warf seine Kippe die Treppen hinunter in den Schnee. Es zischte.

13
    Vera Frischknecht hatte alle Hände voll zu tun. Der Kältetote im Garten des Hotel Waldhaus war ein achtzehnjähriger Junge aus der französischsprachigen Schweiz, der bereits seit einer Woche vermisst worden war. Die Obduktion ließ keine Zweifel an seinem Suizid.
    Beim amerikanischen Staatsbürger Douglas McCarther war die Sache hingegen nicht ganz so eindeutig. Die Ursache seines Todes war das Feuer. Warum er aber mit dem Leihwagen von der Straße abkam und die Böschung hinunterrauschte, wo der Wagen in Flammen aufging, konnte noch nicht geklärt werden. Die Hauptkommissarin ging von einem Unfall aus. Die Witterungsbedingungen und Straßenverhältnisse ließen ihrer Meinung nach keinen anderen Schluss zu. Auch dass der Fahrer womöglich nicht mit dem Leihwagen vertraut gewesen war, sprach für diese These, ließ Frau Frischknecht in den Medien verbreiten. Dennoch sollte der Wagen oder das, was davon übrig geblieben war, noch genauer unter die Lupe genommen werden, damit eine Manipulation an den Bremsen oder dergleichen ausgeschlossen werden konnte. Die Schweizer Polizistin spürte offenbar den heißen Atem der amerikanischen Behörden im Nacken.
    Vor allem aber sprach für einen Unfall, dass Vera Frischknecht nicht noch einen Toten brauchen konnte, bei dessen Ableben jemand nachgeholfen hatte. Sie schien mit den drei ermordeten Elvissen schon an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen. Das war die attraktive Hauptkommissarin aus Graubünden einfach nicht gewohnt.
    Aber nicht nur sie, sondern ganz Sils war mittlerweile sehr dünnhäutig und gereizt. So wie Plotek nach über einer Woche Fastenkur. Da lagen bei manch einem die Nerven blank. Überreaktionen waren die Folge. Als zum Beispiel ein dänischer Tourist einen Einheimischen nach dem Weg zur Furtschellas-Bergbahn fragte, wurde er ein paar Straßen weiter wegen Mordverdachts festgenommen, weil dem Einheimischen der Däne »ziemlich komisch« und »auch irgendwie verdächtig« vorgekommen war. Das reichte natürlich für eine längerfristige Haft nicht aus. Dabei hätte man wissen müssen: Dänen sind komisch! Von Natur aus. Soll heißen: »Smørrebrød, Smørrebrød, røm, pøm, pøm, pøm.« Musste der Tourist kurze Zeit später wieder freigelassen werden. Was aber nicht gerade zur Entspannung der Situation in Sils beitragen sollte.
    Zudem hatte die Hochzeit einiges verändert. Nicht nur, dass Agatha jetzt unter der Haube war. Auch für Plotek war nach der Feier nichts mehr so, wie es sich noch zuvor dargestellt hatte. Die neuen Erkenntnisse waren nicht mehr einfach so wegzuwischen wie ein totes Insekt auf der Fensterbank. War nämlich die Spieluhr des kleinen Leandro ein deutliches Indiz für die Schuld seines Vaters Dr. Matteo Wehrli, so musste gehandelt werden. Das dachte Plotek, als er sich nach der Morgenplörre, die jetzt fast schon bekömmlich anmutete, alleine im Schwimmbad der Privatklinik aufhielt. Er planschte ein wenig im Wasser herum, was vielleicht von Weitem an Schwimmen erinnerte. Wobei Plotek noch nie Schwimmen zu seinen Leidenschaften zählte. Er konnte auch nicht wirklich schwimmen. Bei ihm sah es ziemlich verunglückt aus, so wie das aufgeregte Paddeln von einem jungen Hund.
    Aber auch Handeln war noch nicht so richtig Ploteks Stärke. Plotek handelte nicht gern. Plotek ließ lieber gewähren. Hielt sich zurück und nach Möglichkeit aus allem heraus. Er zögerte und zauderte. Er stand gerne am Rand und schaute, wenn überhaupt, zu. Die Rolle als Aktiver mitten im Geschehen war ihm fremd und unheimlich. Noch dazu war die Sachlage bei erneuter

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