Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
rückwärts gegen Cyrene schleuderte. Der Knall war nicht besonders laut, aber die Hitze war enorm, und das Licht blendete mich eine ganze Weile.
»Heilige Scheiße!«, rief Cyrene aus. Ich rollte von ihr herunter und rappelte mich auf. Langsam konnte ich wieder etwas erkennen.
»Alles in Ordnung?«, fragte ich.
»Ja. Ich sehe nur Sterne.«
»Das kommt von der Explosion. Das geht vorbei.«
»Ich glaube, es kommt eher daher, dass du mit deinem Kopf gegen mein Kinn geprallt bist«, sagte sie und rieb sich das selbige. Als sie aufblickte, keuchte sie: »May! Der Dämon!«
Ich drehte mich um. Ich weiß nicht, was für eine Magie sich in der Falle befand, die der Magier offensichtlich direkt hinter dem Gartentor aufgestellt hatte, aber sie hatte die Gestalt des Dämons in Flammen gesetzt.
»Hilf ihm! Er stirbt!«
»Dämonen können nicht sterben, das weißt du doch.« Ich schnappte mir Cyrenes Jacke, um die blauen Flammen zu ersticken. Das Ganze war zwar nicht besonders laut gewesen, aber der Lichtschein hatte anscheinend die Bewohner von Kostichs Haus aufmerksam gemacht, denn Lichter gingen an.
»Hilf mir, ihn auf die andere Seite zurückzuziehen, bevor sie uns sehen!«, zischte ich. Gemeinsam schleppten wir den schweren Körper in den anderen Garten. Dann schloss ich das Tor und band es mit Cys Jacke fest. »Das ist zwar nicht viel, aber vielleicht lassen sie sich ja täuschen und glauben, es war nie auf. Zumindest wird es sie aufhalten, bis wir hier heraus sind. Komm, wir müssen es einfach am vorderen Zaun versuchen.«
»Mayling!« Cyrene hielt mich fest. »Wir können doch nicht einfach … wie heißt er noch mal?«
»Jim, und doch, wir können ihn hier zurücklassen. Er wird nicht sterben, Cyrene. Er ist ein Dämon.«
»Aber sieh ihn dir doch an!«, protestierte sie. »Er ist verletzt! Wegen uns! Wir können ihn doch nicht hier bewusstlos liegen lassen.«
Aus dem Fell des Dämons stieg Rauch auf. Sein Kopf war blutverschmiert, sein Fell teilweise versengt, und der Geruch nach verbrannten Haaren hing schwer in der Luft.
»Und wenn wir jetzt seine Gestalt zerstört haben?« Cyrene kniete sich neben ihn.
»Wir können doch nicht …«, begann ich, hielt dann aber inne. Sie hatte recht. Er hatte uns helfen wollen und war dabei verletzt worden. Ich konnte nicht einfach weggehen. »Ich weiß nicht, was wir tun sollen, Cy. Wir können ihn ja nicht zum Haus bringen. Die Drachen …«
»Sind keine Freunde von Dr. Kostich«, unterbrach sie mich. »Na komm. Und hör auf, so ein Gesicht zu ziehen – du magst ja für einen Dämonenfürsten arbeiten, aber ich kenne dich. Ich habe dich geschaffen! Du bist nicht herzlos, und deshalb werden wir diesen armen Dämon jetzt zu seinen Leuten bringen, und dann können wir gehen. In Ordnung?«
»Warum habe ich bloß das Gefühl, dass du das genießt?«, grummelte ich, als ich die vordere Hälfte des Hundes ergriff.
Kichernd hob sie seine Hinterbeine an. »Ich muss zugeben, dass ich mich darauf freue, einmal echte Drachen zu Gesicht zu bekommen. Und dazu noch berühmte! Aisling Grey war das Hauptgesprächsthema auf der Konferenz der Elementarwesen letzten Monat. Eine sehr romantische Geschichte! Sie hat diesen Wyvern kennengelernt und wurde Dämonenfürstin, und dann ist irgendetwas vorgefallen und sie ist ein Prinz von Abaddon geworden …«
Wir schnauften beide, als wir mit dem schweren Dämon an der Terrasse angekommen waren. Cyrene erzählte die ganze Zeit von dieser Dämonenfürstin – ehrlich gesagt hörte es sich viel zu bizarr an, um wahr zu sein –, aber ich war in Gedanken ohnehin mehr damit beschäftigt, wie ich die Situation den Fremden erklären sollte. Und viel wichtiger war, dass ich die Existenz der Quintessenz geheim halten musste. Ich war zwar noch nie einem Drachen begegnet, aber ihre Liebe zu Schätzen war legendär; die Quintessenz würde sicher eine Versuchung darstellen, die sie nicht so ohne Weiteres in den Wind schlagen konnten … aber ich durfte nicht zulassen, dass sie ihnen in die Finger fiel.
4
»Denk an dein Versprechen«, erinnerte ich Cyrene leise, als wir den Dämon auf eine Chaiselongue legten.
»Welches? Ach, das.« Sie nickte. »Meine Lippen sind versiegelt, Mayling.«
»Gut. Ich glaube, wir bekommen jetzt Gesellschaft.« Ich richtete mich auf und versuchte, ein möglichst unschuldiges Gesicht zu machen, als zwei rothaarige Männer aus dem Haus auf uns zustürmten. Ich hob die Hände, um zu zeigen, dass ich unbewaffnet war.
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