Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
den Klippen. Wenn wir nicht auf dem gleichen Weg herausgehen konnten, wie wir hereingekommen waren, dann gab es nur noch zwei Möglichkeiten – Dr. Kostichs Garten oder den Strand.
»Zum Strand«, sagte ich und zerrte Cyrene in Richtung Wasser.
»Dort haben sie heute früh Bewegungsmelder aufgestellt«, erklärte Jim und folgte uns. »Du weißt schon, für den Fall, dass jemand vom Wasser her eindringen will.«
»Wer ist Drake?«, fragte Cyrene den Dämon. »Wer sind Pál und István?«
»Drakes Bodyguards«, antwortete der Dämon. Er lachte, als ich mich im Kreis drehte, um einen anderen Ausweg aus dem Garten zu suchen. »Drake ist ein Wyvern. Von den grünen Drachen.«
»Drachen!«, keuchte Cyrene entzückt. »May, hast du das gehört? Drachen! Er muss der Drache sein, der die Hüterin geheiratet hat. Wir haben doch davon gelesen. Du weißt schon, die, die gleichzeitig Dämonenfürstin ist. Können wir …«
»Nein! Okay, neuer Plan. Wir gehen beide in Kostichs Garten. Er scheint ja nur Arkana-Magie zu benutzen, nicht diesen Hightech-Kram, den Drachen bevorzugen«, sagte ich zu dem Dämon. Er lächelte mich an. »Ich bringe dich raus, und wir führen den Plan gemeinsam aus. In Ordnung?«
»Na ja, das ist ja schön und gut, aber ich könnte wetten, dass die Drachen und diese Hüterin uns helfen können …« Cyrene wandte sich in Richtung Haus.
»Cy, nein!« Ich hielt sie zurück. »Wir brauchen keine Hilfe. Solange wir uns an den Plan halten, wird schon alles klappen.«
»Cy?«, fragte Jim, und ich fluchte innerlich, weil mir der Name herausgerutscht war.
»Eigentlich heiße ich Cyrene. Nur May nennt mich Cy«, sagte sie.
»Na toll! Jetzt weiß er, wie wir beide heißen«, stöhnte ich. Hoffentlich war dieser unsägliche Abend bald vorbei.
»Na und?«, entgegnete Cyrene und kraulte ihn hinter den Ohren.
»Jetzt geht er zu seiner Herrin und erzählt ihr alles.«
»Würde ich das wirklich tun?«, fragte Jim mit halb geschlossenen Augen.
Ich warf ihm einen finsteren Blick zu.
»Ja, okay, natürlich würde ich das tun«, sagte er lachend. »Ihr könnt mich nur zum Schweigen bringen, indem ihr mich mitnehmt.«
»Nein!«
»Ach, May!« Cyrene tätschelte den pelzigen Kopf.
»Kommt gar nicht infrage. Wir haben schon genug Probleme, ohne auch noch einen Dämon mitzuschleppen.«
»Er könnte uns aber doch helfen«, protestierte sie. Ich trat an das Gartentor und untersuchte es auf Anzeichen von Magie, die mir vorher vielleicht entgangen waren. Ich spürte nichts außer dem Bann, mit dem der Magier die Tür belegt hatte.
»Wie soll ein Dämon uns denn helfen?«, fragte ich.
»Durch Ablenkung«, erwiderte Jim. »Du willst doch deinen Zwilling hinausbekommen, oder? Wer könnte denn mehr Aufmerksamkeit erregen als ein Dämon? Ich locke alle auf eine Seite des Gartens, und – bingo! – du bringst die hübsche Cyrene auf der anderen Seite hinaus.«
»Ja! Was für ein genialer Plan«, rief Cyrene begeistert.
»Oh, oh. Und wer sagt uns, dass Jim nicht Alarm auslöst, wenn ich dich aus dem Garten bringe?«
Cyrene verzog enttäuscht das Gesicht, aber der Dämon schnaubte: »Machst du Witze? Kostich hat Ash letztes Jahr fast getötet. Dem tue ich auf keinen Fall einen Gefallen.«
»Warum hat denn deine Herrin ein Haus direkt neben ihm gemietet?«, fragte ich.
»Sie hat es erst erfahren, als wir hierherkamen.« Jim lächelte wieder. »Sie war stinksauer, aber Drake hat gemeint, dass sie ja Kostich nicht zu sehen braucht, wenn sie nicht will. Du musst dir also keine Gedanken machen – Aisling und Kostich können sich nicht ausstehen.«
»Siehst du?«
Der Triumph in Cyrenes Stimme war ein sicheres Zeichen dafür, dass ich sie nicht so ohne weiteres von der Idee abbringen konnte. Statt also noch eine Viertelstunde weiterzudiskutieren – was die Chance erhöhte, dass die Drachen nachschauen kamen, wo ihr Dämon blieb –, ergab ich mich also in das Unvermeidliche und öffnete das Tor zu Kostichs Garten.
»Bleib zurück und lass dich nicht blicken, bis ich dir sage, dass du sie ablenken sollst«, erklärte ich dem Dämon. »Und ich warne dich, wenn du uns verrätst, dann werde ich …«
»Ja, ja, ich weiß schon. Du wirst mir schreckliche Dinge mit einem Obstmesser und Nippelklemmen antun. Das habe ich schon öfter gehört, Schwester«, erwiderte er und drängte sich an mir vorbei in den Garten.
Ich wollte ihm gerade befehlen, sich hinter mir zu halten, als vor mir blauweißes Licht explodierte und mich
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