Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
dass er gut aussah. Aber damit konnte ich mich im Moment nicht befassen, und deshalb konzentrierte ich mich auf das Wesentliche. »Aber er ist ein Wyvern, und wir wissen beide, dass die nur Probleme machen. Wyvern sind viel zu mächtig, und ehrlich gesagt, machen sie mich nervös.«
»Ich glaube, ich habe ihm auch gefallen«, fuhr sie mit glänzenden Augen fort. »Seine Hände waren so sanft, Mayling; du hast ja keine Ahnung, wie wundervoll es sich angefühlt hat, als er meinen Nacken gestreichelt hat.«
Beinahe stieg Eifersucht in mir auf, aber ich verdrängte sie gnadenlos. Ich war in der Vergangenheit noch nie eifersüchtig auf Cyrenes romantische Abenteuer gewesen, und damit würde ich jetzt bestimmt nicht anfangen.
»Wie geht es dir?«, fragte ich und setzte mich auf die Bettkante, um sie prüfend zu mustern. »Glaubst du, du kannst laufen, wenn ich dir helfe?«
Der verträumte Ausdruck auf ihrem Gesicht verschwand, und sie wirkte auf einmal völlig hinfällig. »Oh, Mayling, du denkst bestimmt, dass ich mich anstelle, aber ich bin wirklich müde. Gabriel hat gesagt, es kostet meinen Körper so viel Energie, den Heilungsprozess zu bewältigen, dass es eine Weile dauern wird, bis ich wieder die Alte bin.«
Ich hatte direkt neben ihr gestanden, als er das gesagt hatte, aber das erwähnte ich jetzt nicht. Stirnrunzelnd blickte ich auf meine Hände. Was mochte jetzt wohl der beste Plan sein? Sollte ich den Drachen vertrauen und Cyrene in ihrer Obhut zurücklassen, während ich die Angelegenheit mit Kostich regelte? Mein Instinkt sagte mir, dass es ihr gut ging, aber sie war immer noch sehr blass und allem Anschein nach auch noch schwach. Wenn der Angriff nun bleibende Spuren hinterlassen hatte? Würde dann selbst ein so fähiger Heiler wie der silberne Wyvern ihr noch helfen können?
All diese Fragen gingen mir durch den Kopf, während Cyrene die Augen zufielen.
»Geh du hinunter und sieh, was sie von dir wollen«, murmelte sie. »Vor allem, was Gabriel von dir will.«
Ich presste die Lippen zusammen. Oh, ich wusste, was er wollte: dasselbe, was alle anderen gewissenlosen Kreaturen in der Anderwelt von mir wollten. Ich wartete, bis sie eingeschlafen war, dann straffte ich die Schultern und wappnete mich im Geiste, um den Drachen entgegenzutreten.
»… hatte keine Ahnung, dass Doppelgänger unsichtbar werden können. Diese Fähigkeit verleiht einem eine ungeheure Macht. Kein Wunder, dass sie sie missbraucht, obwohl … oh, May. Ich … äh … das ist mir jetzt peinlich«, sagte Aisling, als ich den Raum betrat. Ihre Wangen färbten sich rosa. »Ich sollte lieber den Mund halten.«
Ich lächelte sie an. Sie schien nett zu sein, jedenfalls für eine Dämonenfürstin. Magoth war jedenfalls ganz anders. »Mach dir nichts draus«, sagte ich und blieb zögernd an der Tür stehen. Aisling und Drake saßen auf dem Sofa, Pál hielt sich im Hintergrund und redete leise mit einem mittlerweile verbundenen István.
Gabriel lehnte an der Wand, ein Glas Rotwein in der Hand. Seine Grübchen vertieften sich, als er mich sah. »Kann ich dir etwas zu trinken anbieten, May?«
»Ja, gerne. Das Gleiche, was du trinkst«, erwiderte ich und setzte mich gehorsam neben Aisling. Hinter mir ließen sich der Mann und die Frau nieder, die anscheinend zu Gabriel gehörten.
»Das würde ich nicht für klug halten«, antwortete Gabriel mit einem rätselhaften Lächeln und schenkte mir ein Glas Rotwein ein.
Ich nahm es entgegen und trank einen Schluck, während Aisling über dieses und jenes plauderte.
»Sind wir uns schon einmal begegnet?«, fragte Aisling plötzlich. Lächelnd fügte sie hinzu: »Entschuldigung, das wirkt jetzt vielleicht ein wenig plump. Aber du kommst mir so bekannt vor …«
»Louise Brooks«, sagte ich und erwiderte ihr Lächeln.
»Wie bitte?«
»Ich sehe aus wie Louise Brooks. Ich glaube, es liegt vor allem an meinen Haaren«, fügte ich hinzu und fuhr mit der Hand durch meinen kurzen Bob.
»Mir gefällt es«, warf Gabriel zu meinem Erstaunen ein. »Deine Haare sind so glänzend und schwarz wie die Flügel einer Amsel. Und du bist auch so grazil wie ein Vogel.«
Verblüfft schwieg ich einen Moment, bevor ich fortfuhr: »Louise war ein Stummfilmstar. Cyrene hat sich in den Frisurenstil der zwanziger Jahre verliebt und war ein großer Fan von Louise. Und deshalb habe ich auch ein bisschen so wie Louise ausgesehen, als Cyrene mich erschaffen hat. Cy trägt ihre Haare normalerweise anders, aber vor ein paar
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