Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
Monaten ist sie auf ein Kostümfest gegangen und hat beschlossen, diesen Look wieder anzunehmen.«
»Sie … sie hat dich erschaffen ?«, fragte Aisling erstaunt.
»Ja. Doppelgänger werden erschaffen, wenn ihr Zwilling einen Teil von sich selbst aufgibt. Cyrene hat ihren gesunden Menschenverstand aufgegeben, um mich zu erschaffen.« Dabei ließ ich es bewenden. Es machte mir nichts aus, über Doppelgänger im Allgemeinen zu sprechen, aber mehr Details über meine Schöpfung wollte ich nicht preisgeben.
»Das ist ja interessant«, sagte Aisling. Jim, der Dämon, kam aus dem Garten herein und legte sich ihr zu Füßen.
»Bist du fertig?«, fragte Drake sie.
Mein Magen zog sich zusammen, als er mir seinen harten Blick zuwandte.
»Ja, aber du hättest dich ruhig mehr anstrengen können, dich an der höflichen Konversation zu beteiligen«, sagte sie und kniff ihn in den Oberschenkel. »Du musst ihm verzeihen, May. Drachen haben normalerweise ausgezeichnete Manieren, aber Drake scheint seine heute Abend aus irgendeinem Grund vergessen zu haben.«
Ich vermied es, István anzuschauen. Zwar hatte ich kein schlechtes Gewissen, weil ich ihn gebissen hatte – er hatte Cyrene etwas weitaus Schlimmeres angetan –, aber das Thema war mit Sicherheit nicht erwünscht.
»Ihr seid bestimmt alle müde, deshalb sollten wir wohl aufhören, weiter um den heißen Brei herumzureden«, sagte ich abrupt. Ich warf Gabriel einen Blick zu. Er wirkte zwar entspannt, aber trotzdem lag Spannung in der Luft. »Ihr wollt, dass ich etwas für euch tue. Warum sagt ihr mir dann nicht einfach, um was es geht?«
Gabriel blickte Drake an. »Es gibt ein … Problem.«
Drake kniff die Augen zusammen.
Jim schürzte die Lippen.
»Was für ein Problem?«, fragte ich, obwohl ich es eigentlich nicht wissen wollte.
Das Zirpen der Grillen draußen wurde plötzlich sehr laut, weil drinnen auf einmal alle schwiegen.
Aisling blickte von einem Drachen zum anderen und beugte sich ein wenig vor. »Drachen! Also wirklich! Hör zu, May – Drake ist der Wyvern der grünen Drachen.«
Ich nickte.
»Sein Bruder war der angehende Wyvern der schwarzen Drachen.«
»Sein Bruder? Ich dachte, Familien könnten nicht verschiedenen Sippen angehören«, sagte ich nachdenklich.
»Das ist eine lange Geschichte, aber im Grunde läuft alles darauf hinaus, dass die grüne Drachenfamilie seiner Großmutter Anspruch auf Drake erhob, während Kostya, sein Bruder, die Herrschaft als Wyvern der schwarzen Drachen antreten sollte. Es gab nur ein Problem mit Baltic, dem damaligen Wyvern. Die silbernen Drachen gehörten nämlich früher auch zu den schwarzen Drachen, aber sie haben die Sippe später verlassen, um eine eigene zu gründen.«
»Nachdem sie Hunderte von Jahren von Baltic missbraucht worden waren«, ergänzte Gabriel. Seine Augen hatten einen stumpfen Ausdruck angenommen.
»Baltic wollte nicht, dass sie ihr eigenes Leben führen, und er hat im Grunde seine eigene Sippe zerstört, um die silbernen Drachen zurückzugewinnen.«
»Ich verstehe.« Ich fragte mich allerdings, was das alles mit mir zu tun hatte.
»Die wenigen schwarzen Drachen, die überlebten – wie viele, Süßer?«, fragte Aisling Drake.
»Weniger als zehn«, antwortete er und streichelte ihr sanft über den Rücken.
»Die wenigen schwarzen Drachen, die überlebten, versteckten sich, auch Kostya, Drakes Bruder. Weil er nämlich geschworen hatte, Baltics Plan, die silbernen Drachen zurückzuholen, in die Tat umzusetzen, verstehst du?«
Ich verstand zwar nicht, wollte aber den Informationsfluss nicht unterbrechen.
»Also, langer Rede kurzer Sinn …«
»Deine Reden sind nie kurz«, murmelte Jim.
»Langer Rede kurzer Sinn«, wiederholte Aisling mit betont lauter Stimme, »Baltic wurde von Kostya getötet, aber es war zu spät – der Schaden war bereits entstanden und die Sippe zerstört. Später wurde Kostya entführt und gefangen gehalten, allerdings scheint niemand zu wissen, von wem. Drake hat ihn jedenfalls gefunden, und wir haben ihn vor ein paar Monaten gerettet.«
Unwillkürlich glitt mein Blick zu Gabriel. Er trank einen Schluck und trat dann auf mich zu, um das Glas auf dem Tisch neben mir abzustellen. Sein Gesicht war absolut ausdruckslos, als er mich anblickte.
»Ich vermute, Kostya macht dir das Leben zur Hölle?«, fragte ich ihn. Furcht stieg in mir auf, weil ich langsam zu verstehen begann, was er von mir wollte.
»Das ist noch untertrieben«, sagte er und blickte in die
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