Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
sagte ich und ließ mich vorsichtig auf der Kante eines zierlichen Stuhls nieder.
»Du weißt ja, dass ich mich nach einem Bad immer besser fühle.« Sie wandte sich zum Gehen, blickte sich aber noch einmal nach mir um. »Stimmt etwas nicht, Mayling? Du machst so ein seltsames Gesicht. Gefällt dir das Haus nicht?«
»Das Haus ist wunderschön. Es ist nur …« Ich zögerte. Es fiel mir schwer, meine seltsame Stimmung in Worte zu fassen. »Es kommt mir so unbewohnt vor.«
»Na ja, Gabriel hat ja auch gesagt, dass er sich nicht oft in London aufhält. Vielleicht hat er noch nicht die Zeit gehabt, es wirklich zu einem Zuhause zu machen. Außerdem ist das doch auch deine Aufgabe, oder?«
Ihre Worte brachten alle meine Zweifel, die ich in den letzten zwölf Stunden sorgfältig verdrängt hatte, wieder an die Oberfläche.
»Mayling?« Cyrene runzelte die Stirn. »Du wirst doch mit Gabriel glücklich, oder?«
Ihre Besorgnis rührte mich, und ich vergaß, wie sehr ich mich über sie geärgert hatte. Nach diesem Muster hatte unsere Beziehung schon immer funktioniert … sie geriet in Schwierigkeiten, ich ärgerte mich über sie, weil ich ihr helfen musste, aber schließlich verzieh ich ihr wieder, wenn sie mir ihre aufrichtige Zuneigung und Dankbarkeit schenkte. »Natürlich werde ich glücklich. Wie könnte es anders sein? Ich habe einen Mann, der so sexy ist, dass er buchstäblich ein Hotel in Flammen aufgehen lässt, der ein fantastisches Haus mitten in London besitzt und mir freie Hand bei allem lässt, was ich tun möchte. Ich wäre ja wahnsinnig, wenn ich nicht glücklich wäre.«
»Ja«, sagte Cyrene und berührte leicht meine Wange, »das wärst du wohl. Diese Drachen sind unglaublich sexy, findest du nicht auch?«
Ich blickte sie forschend an, aber ihr verträumter Gesichtsausdruck ließ kein Zeichen von Eifersucht erkennen. »So kann man es auch ausdrücken.«
»Ich glaube, das kommt daher, dass sie so … ach, ich weiß nicht … so exotisch sind. Weißt du, was ich meine? Sie haben so etwas Gefährliches an sich, so als ob sie kaum die Bestie in sich zurückhalten können.«
Sie hatte nicht unrecht, aber ich wollte diese Diskussion jetzt eigentlich nicht führen. »Ja, vermutlich hast du recht, allerdings scheint Gabriel mir ausgeglichener zu sein als Drake oder sein widerlicher Bruder.«
»Widerlich!« Cyrene riss die Augen auf. »Wie kannst du so etwas über Kostya sagen? Er ist nicht widerlich! Er ist einfach … fordernd. Ausgesprochen fordernd. Und er sieht so gut aus, findest du nicht auch?«
Ungläubig lauschte ich ihren Lobeshymnen auf Kostya. Ich erkannte die Zeichen nur zu gut, da ich schon mindestens hundert von Cyrenes Beziehungen miterlebt hatte. »In emotionaler Hinsicht kommt er mir nicht besonders ausgeglichen vor«, sagte ich langsam.
»Wer? Kostya?« Sie trat zu einer Palme und streichelte sie geistesabwesend. Die Pflanze würde jetzt bestimmt neue Triebe bekommen. (Pflanzen lieben Najaden.) »Das hat schließlich seine Gründe. Ich habe mich eben lange mit Aisling unterhalten, und sie hat mir erzählt, wie Kostya sich verstecken musste, nachdem er seinen Wyvern getötet hatte, und dass er entführt worden ist und in einem schrecklichen Gefängnis verhungert wäre, wenn Drake und Aisling ihn nicht gerettet hätten. Du siehst also, er hat in den letzten zweihundert Jahren so einiges mitgemacht, was sein schlechtes Benehmen entschuldigt.«
Bei dem Ausdruck »schlechtes Benehmen« musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Auch versagte ich mir jegliche Bemerkung hierzu, weil mir klar war, dass ihre Schwärmerei ohne meine Einmischung schneller vergehen würde.
»Ich frage mich, ob er wohl Wyvern seiner Sippe wird«, sagte sie und blickte versonnen durch die hohen Fenster auf den dunklen Garten.
»Ich hatte den Eindruck, es gibt gar keine Sippe.«
»Aisling meinte, es wären noch ein paar schwarze Drachen übrig, aber sie hielten sich versteckt.« Cyrene drehte sich wieder zu mir um und verzog das Gesicht. »Entschuldigung, ich rede und rede, und du bist sicher müde und solltest dich ausruhen. Ich bade schnell, und dann kannst du ins Badezimmer.«
Sie eilte davon und überließ mich meinen trüben Gedanken.
Bevor Cyrene und ich Griechenland verlassen hatten, war ich die meiste Zeit unruhig in Aislings Haus auf und ab gegangen und hatte auf Gabriel und Drake gewartet, die sich auf die Suche nach Maata und Tipene gemacht hatten. Es hatte mich frustriert, tatenlos zusehen zu müssen,
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