Silver Dragons 01 - Ein brandheisses Date
ihre Nummer herausbekommen habe, aber sie scheint nicht zu Hause zu sein.«
»Ophelia?«, fragte Aisling. Ich riss die Augen auf.
»Ja, so heißt sie. Du kennst sie?«
Aisling lächelte. »Ja, Amelie, eine Freundin von mir in Paris, sagte, sie habe das Land verlassen. Ihr … äh … Zwilling wurde nach Akasha verbannt, weißt du. Ophelia litt danach an Depressionen, aber zuletzt habe ich gehört, dass sie in Afrika in der Entwicklungshilfe arbeitet.«
Der Pilot schaltete das Warnsignal zum Anschnallen ein, und während ich der Aufforderung nachkam, fragte ich mich, was der Zwilling der Doppelgängerin wohl gemacht hatte, dass man ihn nach Akasha verbannt hatte.
Plötzlich klingelte mein Handy. »Oh, Entschuldigung«, sagte ich, als der Pilot, ein Drache, der sich mit Drake unterhalten hatte, stirnrunzelnd zu mir herüberblickte. »Ich schalte es aus. Ich … Oh, dem Himmel sei Dank.« Auf dem Display leuchtete eine vertraute Nummer. »Cy? Wo bist du?«
»Oh, Mayling, du bist noch nicht weg …« Der Rest des Satzes ging in einem lauten Motorengeräusch wie von einem Lastwagen unter. »… hat mich entführt, was wirklich das … gerade mich!«
»Was? Cy, ich kann dich nicht verstehen. Wo bist du? Und was ist das mit der Entführung?« Das laute Hupen eines Lastwagens machte mich beinahe taub. Der Pilot und Drake warfen mir böse Blicke zu.
»Es tut mir leid, May, aber du musst dein Handy ausschalten«, sagte Drake.
»Was ist los?«, fragte Gabriel.
»Ich weiß nicht. Es ist Cy, und sie steht offensichtlich irgendwo mitten im Verkehr. Sie will mir etwas sagen … Was ist das?«
»… der Erpresser! Kannst du mich jetzt hören? Er ist …« Erneut überlagerten Motorengeräusche, was sie mir zu sagen hatte. »… schrecklicher Mann! Ich habe versucht, mich gegen ihn zu wehren, aber … bitte, ich flehe dich an …«
»Wo bist du?«, schrie ich ins Telefon.
»Hat Kostya sie wieder angegriffen?«, fragte Gabriel und erhob sich halb.
Meine Hoffnung war vergeblich. Ich hörte, wie Cy versuchte, gegen den Lärm anzusprechen, aber ich konnte sie nicht verstehen. Plötzlich riss die Verbindung ab, und alles war still.
Alle blickten mich an. Ich wandte mich an Gabriel, die einzige Person, der ich nichts zu erklären brauchte. »Nein, es hat mit Kostya nichts zu tun. Cyrene braucht meine Hilfe in einer persönlichen Angelegenheit.«
Er blickte mich aus seinen silbernen Augen an. Ich war hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen, Cy zu helfen, und der dringenden Angelegenheit mit dem Phylakterium, aber ich hatte noch Cyrenes flehende Stimme im Ohr, und deshalb gab es für mich nur eine Entscheidung.
»Es tut mir sehr leid, Gabriel, aber ich kann nicht nach Paris fliegen.« Ich ergriff meinen kleinen Rucksack und stand auf.
Gabriel war deutlich anzusehen, wie enttäuscht, wütend und irritiert er war, aber er erhob sich und nickte. »Ich verstehe. Dein Zwilling kommt an erster Stelle.«
»Fahr du nach Paris. Sobald ich Cyrene gefunden habe, komme ich über ein Portal nach.«
Ein Ausdruck des Bedauerns huschte über Gabriels Gesicht. Er wandte sich an Drake. »Wir kommen so schnell wie möglich nach. Du wirst vermutlich alles in deiner Macht Stehende tun, damit das Phylakterium nicht erneut in Kostyas Hände gerät.«
Drakes Lippen zuckten. »Du vertraust es mir an?«, fragte er.
Gabriel schwieg. Dann nickte er. Der Pilot hatte bereits die Tür geöffnet und die Treppe heruntergelassen. Gabriel und ich verließen das Flugzeug und eilten zum Hangar.
»Du musst nicht mit mir kommen«, sagte ich zu ihm. Er sagte kein Wort, bis wir im Taxi saßen.
»Wo ist sie?«, fragte er.
»Wir sollten zu Drakes Haus fahren. Dort war sie zuletzt.«
Gabriel nannte dem Fahrer die Adresse.
»Gabriel … du brauchst aber nicht mitzufahren.«
»Dein Zwilling ist in Gefahr. Das ist wichtiger als das Phylakterium«, sagte er.
Ich blickte in sein schönes Gesicht, und mein Magen zog sich vor Glück zusammen. Das Phylakterium bedeutete Gabriel alles – wenn Kostya es wieder in die Hände bekam, würde er es zweifellos gegen die silbernen Drachen einsetzen. Deshalb war es ungeheuer wichtig, dass wir es vor ihm bekamen … und doch war Gabriel bereit, mir zu helfen. Mein Herz stieß einen resignierten Seufzer aus, fügte sich in das Unvermeidliche und verliebte sich gleich noch einmal in Gabriel.
»Ich glaube, das ist das Netteste, was jemals jemand für mich getan hat«, sagte ich, als meine Rührung so weit nachgelassen
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