Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
veränderte sich die Welt. Mein Körper verwandelte sich zur
gleichen Zeit wie Gabriels, glitzernde Silberschuppen bedeckten uns, und unsere
Leidenschaft explodierte wie ein Stern, der den Himmel mit strahlendem Licht
überzog. Umgeben von funkelnden Silberschuppen lösten wir uns langsam
voneinander. Ich lag mit ausgestreckten Gliedmaßen auf dem Boden, zufrieden,
einfach nur zu sein und zu wissen, dass nichts und niemand mich von Gabriel
trennen konnte, ganz gleich, was in meinem Leben noch alles passierte. Ein
lautes Klopfen an der Tür und unterdrücktes Stimmengewirr unterbrachen meine
philosophischen Gedankengänge. Gabriel hob mich hoch und trug mich ins Zimmer.
»Was ist?«, rief er und setzte mich neben meinen
Koffern ab. Ich ergriff eine Reisetasche und flüchtete ins Badezimmer. Gabriel
schlüpfte rasch in seine Jeans, um die Tür aufzumachen. Ich hatte weiche Knie,
und meine Hände zitterten, als ich in der Tasche kramte. Die Erfahrung, die ich
gerade mit Gabriel geteilt hatte, war so stark, dass ich noch im Nachhinein
Gänsehaut bekam. »Das war nicht ich«, sagte ich zum Spiegel, der mein
Spiegelbild nicht wiedergab. »Ich bin kein Drache.«
Ich blickte an meinem goldbepuderten Oberkörper
herab und erschauerte. Das Stück Drachenherz verzehrte mich. Ich verwandelte
mich in einen Drachen, und das machte mir schreckliche Angst. Wenn ich nun Gabriel
als Drache lieber war? Wenn er nun lieber eine Drachengefährtin hätte,
jemanden, der seine Gefühle und Bedürfnisse verstand? Wie sollte ich ihm
erklären, dass ich Angst hatte, mich zu verlieren?
Die Tür öffnete sich. Ich ergriff willkürlich ein
Kleidungsstück, um mich zu bedecken, aber es war nur Gabriel. Er trat zur
Dusche und stellte sie an. Aus drei Duschköpfen strömte Wasser auf ihn herab.
»Ich wünschte, ich hätte Zeit, um dir das Gold so abzuwaschen, dass wir beide
etwas davon haben, aber leider haben wir keine Zeit, mein kleiner Vogel.«
Er hielt mir die Duschtür auf. »Was ist los? Wer
war denn an der Tür?«, fragte ich.
»Jian.«
Er gab mir eine erdig riechende Seife und einen Luffaschwamm. Mit
widerstreitenden Gefühlen schrubbte ich mir den Goldstaub von der Haut - ein
Teil von mir hätte am liebsten seinen Körper mit den Händen abgewaschen, ein
anderer Teil jedoch schreckte davor zurück, noch einmal Liebe mit ihm zu
machen.
Entschlossen richtete ich meine Gedanken auf ein
anderes Thema. »Der Bodyguard des roten Wyvern? Was macht der denn hier?«
Gabriel warf seinen Schwamm beiseite, trat aus der
Dusche und ergriff ein Handtuch. »Er will unsere Hilfe.«
»Unsere Hilfe wobei?«, fragte ich und folgte
Gabriel aus der Dusche. Ich nahm das Handtuch, das er mir hinhielt, und trat an
die Tür, als er ins Schlafzimmer ging.
»Er will, dass wir seine Mutter retten.«
Mich fröstelte, und das hatte nichts mit der milden
Brise zu tun, die vom Meer heraufwehte und über meine nasse Haut strich.
Gabriel presste die Lippen zusammen und zog sich ein Hemd über. »Er will, dass
wir Chuan Ren aus Abbadon zurückholen.«
14
»Bist du sicher, dass das die richtige Straße ist?«
Cyrene blickte auf die Karte, die wir in Faro
gekauft hatten, bevor wir uns an der Küste entlang auf den Weg nach Sagres gemacht
hatten. »Es ist auf jeden Fall die einzige, also muss sie richtig sein.«
»Ich hoffe nur, wir verirren uns nicht. Ich habe
nicht viel Zeit für diese Angelegenheit.« Ich fuhr langsamer, als die Straße
sich um eine Haarnadelkurve schlängelte. Angesichts der hohen Wellen, die tief
unten an die Felsen krachten, wunderte es mich nicht, dass die Leute extra zum
Surfen nach Portugal kamen. Cyrene warf mir einen koketten Blick zu. »Erzählst
du es mir?«
»Was?«, fragte ich, obwohl ich ganz genau wusste,
was sie meinte. Ich war mir nicht ganz sicher, was ich ihr von dem Gespräch,
das Gabriel und ich am Tag zuvor mit Jian geführt hatten, berichten sollte.
»Du weißt ganz genau, dass du etwas vor mir
verbirgst. Ich sehe es dir doch an.«
»Unsinn«, erwiderte ich, wobei ich mir zum
fünftausendsten Mal wünschte, mein Spiegelbild sehen zu können. »Ich habe das
perfekte Pokerface.«
»Wenn das so ist, dann hast du Full House und
versuchst mir weiszumachen, du hättest nur ein Paar, also erzähl es schon.«
Ich fuhr für einige Minuten in Schweigen gehüllt
und überlegte, ob ich ihr die Details anvertrauen konnte. Ich hatte nie
Geheimnisse vor Cyrene gehabt, keine großen jedenfalls, und der Gedanke war mir
unbehaglich,
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