Silver Dragons 02 - Viel Rauch um Nichts-neu-ok-26.12.11
wohl geirrt«, sagte sie und trat
von Gabriel weg.
»Habe ich eigentlich schon erwähnt, wie hinreißend
du aussiehst, wenn du eifersüchtig bist?«, fragte mich Gabriel. Seine Augen
funkelten vor Vergnügen.
»Diesen Fehler würde ich an deiner Stelle nicht
noch einmal machen«, sagte ich freundlich zu Sally. »Verzeih mir meine
Offenheit, aber es war ein langer Tag. Wie bringe ich dich am besten dazu zu
gehen?«
»Ha!«, sagte sie und blähte die Nüstern. Sie warf
Gabriel einen Blick zu. »Siehst du? Das habe ich gemeint. Sie ist wesentlich
besser dazu geeignet, Magoths Gemahlin zu sein, auch wenn der arme,
fehlgeleitete Narr keine Ahnung von Mays wahrem Charakter hat.«
Ich blinzelte überrascht. Sally mochte ja eine
unkonventionelle Kandidatin für den Posten eines Dämonenfürsten sein, aber bis
jetzt war sie Magoth immer respektvoll begegnet. »Hast du Magoth gerade einen
Narr genannt?«
»Habe ich das? Ich weiß nicht; dein eklatanter
Mangel an guten Umgangsformen hat mich einfach aus der Bahn geworfen. Aber man
braucht keinen Knüppel, um mich zu Boden zu schlagen.« Sie hob das Kinn und
warf mir einen vernichtenden Blick zu. »Mir ist klar, dass du auf meine
Gesellschaft keinen Wert legst. Natürlich werde ich nicht bleiben, wo ich
unerwünscht bin, obwohl du deine Rolle als Gemahlin verletzt, wenn du mich
fortschickst. Es wird deine sofortige Entlassung zur Folge haben. Aber das ist
mir gleichgültig. Ich packe jetzt meine Sachen und gehe.«
Gabriel hielt sie auf. »Was soll das heißen, es hat
Mays sofortige Entlassung zur Folge?«
»Und wieso hängt meine Entlassung damit zusammen,
dass ich dich bitte zu gehen?«, fragte ich.
Sally schniefte beleidigt. »Wenn du dir die Zeit
genommen hättest, den betreffenden Abschnitt in der Doktrin des Unendlichen
Bewussten zu lesen, dann wüsstest du, dass die Gatten von Dämonenfürsten die in
der Doktrin festgelegten Gesetze befolgen müssen. Jede Zuwiderhandlung hat die
Aufhebung des Vertrags zur Folge, dem du zugestimmt hast, als du Magoths
Gemahlin wurdest.«
»Ich habe die Doktrin gelesen, und an Aufhebung
kann ich mich nicht erinnern«, erwiderte ich nachdenklich. Im Geiste ging ich
alle wesentlichen Punkte der Gesetze durch, die in Abbadon gelten.
»Dann hast du entweder ein äußerst schlechtes
Gedächtnis, oder du hast die volle Bedeutung der Doktrin nicht erfasst, denn es
ist alles dort festgehalten: die Gesetze, denen du zugestimmt hast, und die Strafen,
die drohen, wenn du sie verletzt, was in deinem Fall den sofortigen Verlust
deines Status bedeutet.« Sie lächelte, ein boshaftes Lächeln, das mich in
meiner Annahme bestärkte, dass sie eine gute Dämonenfürstin abgeben würde. »Und
der Verlust des Status bedeutet deine vollständige Vernichtung in dieser und
allen anderen Existenzebenen.«
Gabriel blickte mich stirnrunzelnd an. »May, davon
hast du mir gar nichts erzählt.«
»Ich habe dir nichts davon erzählt, weil in der
Doktrin nichts davon steht, dass eine Gemahlin vernichtet wird«, erwiderte ich.
Entsetzen stieg in mir auf. »Ich schwöre, ich habe
die Doktrin von vorne bis hinten gelesen, und nirgendwo steht etwas darüber,
dass eine Gattin den Verlust ihrer Existenz riskiert.«
»Nicht in der Doktrin an sich«, belehrte mich Sally
und betrachtete einen ihrer blassrosa Fingernägel.
»Nicht? Warum...«
»Sondern in einem der Anhänge«, unterbrach sie
mich.
Schadenfroh fuhr sie fort:» Du hast doch bestimmt
den Band mit den Anhängen gelesen?«
Ich blickte Gabriel an. Gerade wollte ich ihm
erklären, dass ich gar nicht wusste, dass es so etwas wie Anhänge zur Doktrin
überhaupt gab, als das Stück Drachenherz beschloss, ich hätte jetzt genug Zeit
vergeudet und sollte mich endlich mal wieder paaren. Lust überschwemmte mich wie
eine Flutwelle, und ich war auf einmal mit einem tiefen, verzweifelten
Verlangen nach Gabriel erfüllt. Ich schlang die Arme um mich, damit ich mich
ihm nicht an den Hals warf, und bemühte mich, mein heftig schlagendes Herz zu
beruhigen. Ich schloss die Augen, konzentrierte mich auf den inneren Kampf, der
zwischen mir und dem Stück Drachenherz tobte, entschlossen, es ein für alle Mal
zu besiegen. Ich würde nicht nachgeben. Ich würde Gabriel nur zu meinen
Bedingungen haben wollen.
»May?«, fragte er. »Bist du krank?«
Seine Stimme glitt wie Seide über meine Haut, und
ich zitterte vor Erregung. Ich öffnete die Augen, um ihm vorzuschwindeln, ich
sei völlig erschöpft, aber dank seines
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