Silver Dragons 03 - Drachen lieben heisser-neu-ok-26.12.11-KM
die
Gosse werfen lasse, wo du hingehörst!«
»Wer um alles in der Welt ...«, setzte ich an, aber ich
stand auf einmal alleine im Zimmer. Gabriel und René waren hinausgerannt. Ich
folgte ihnen. An der Tür blieb ich stehen. Eine große, dunkelhaarige Frau mit
olivfarbener Haut war auf István losgegangen, obwohl er mindestens doppelt so
viel wog wie sie, ganz zu schweigen davon, dass er eine Statur wie ein
Preisboxer hatte. Zu meiner Überraschung wich István vor der spanischen Frau
zurück. Sie gestikulierte wild mit den Händen.
»Wo ist mein Drake? Wo ist mein Enkel?« Sie untermalte ihre
Sätze, indem sie István bei jedem Wort vor die Brust schlug. »Bleib stehen und
...«
Plötzlich sah die Frau uns. Sie hörte auf, István zu
verprügeln, und trat auf Gabriel zu. Ihr wütender Gesichtsausdruck wurde auf
einmal verführerisch. »Gabriel!«, gurrte sie.
Mir sträubten sich sämtliche Haare, als ich sah, wie sie mit
wiegenden Hüften auf Gabriel zuschlenderte. René war Luft für sie. Meine Finger
wurden zu Klauen, aber ich ballte die Fäuste, um nicht dem Drachenherz
nachzugeben, das von mir verlangte, dieser unverschämten Schlampe Benehmen
beizubringen, falls sie es wagte, meinen Gefährten anzurühren.
»Ich wusste gar nicht, dass du hier bist«, fuhr sie fort.
Ihre Stimme war eine einzige Einladung.
Ich kann mich nicht erinnern, mich bewegt zu haben, aber
plötzlich stand ich vor Gabriel. »Hallo, ich bin May.«
»Das ist meine Gefährtin, Catalina«, sagte Gabriel. Er legte
mir den Arm um die Taille und zog mich neben sich. »Mayling, ich habe doch
sicher schon Drakes Mutter erwähnt, oder? Das ist Dona Catalina de Elférez.«
»Gefährtin.« Sie sprach das Wort aus, als sei es ein ekliges
Insekt. Mit zusammengekniffenen Augen musterte sie mich.
Ich kann mit durchdringenden Blicken ganz gut umgehen, und
auch wenn ich am liebsten weglaufen möchte, bin ich doch in der Lage,
freundlich zu lächeln. Und das tat ich auch jetzt.
Ich freue mich, Sie kennenzulernen.«
Ihre Feindseligkeit wandelte sich zu Misstrauen. »Du hast
eine Gefährtin. Ist sie ...?« Sie zögerte einen Moment lang. »Ist sie geistig
behindert?«
Ich starrte sie überrascht an. »Wie bitte?«
Sie beugte sich dicht zu Gabriel und betrachtete mich mit
einer Neugier, als habe sie so etwas Bizarres noch nie gesehen.
»Wiederauferstehung, wenn sie nicht richtig gemacht wird, kann oft zu
Hirnschäden führen.«
»Wiederauferstehung?« Ich traute meinen Ohren nicht. Fragend
blickte ich Gabriel an. Er kämpfte offensichtlich mit dem Lachen, aber er nahm
mich nur noch fester in den Arm und beruhigte Catalina. »Ich habe sie nicht
wiederbelebt, um den Fluch zu umgehen.«
»Nein, nein, das wollte ich ja auch gar nicht andeuten. Wir
wissen doch beide, dass Wiederauferstehung im Weyr verboten ist.« Sie musterte
mich misstrauisch. Automatisch schenkte ich ihr das Lächeln, mit dem ich Magoth
während seiner Wutanfälle immer besänftigt hatte. »Aber Gabriel, du musst etwas
tun, um diese schreckliche Tragödie zu vertuschen. Sieh sie doch nur an. Schau
dir diese Grimasse an. So sieht doch kein geistig Gesunder aus!«
»Ich lächle«, stieß ich zwischen zusammengebissenen Zähnen
hervor. »Ich lächle, das ist keine Grimasse.«
»Ja, natürlich lächelst du«, sagte sie laut und tätschelte
mir den Arm, während sie Gabriel einen mitfühlenden Blick zuwarf. »Es ist
liebenswert von dir, dass du zu ihr hältst, obwohl das Experiment gescheitert
ist. Von mir erfährt natürlich niemand etwas. Dein Geheimnis ist bei mir
sicher.«
»Ich bin nicht wiederbelebt worden!«, sagte ich lauter, als
wahrscheinlich nötig war.
Sie wies auf einen Berg von schwarzen Lederkoffern. Immer
noch mehr wurden vom Fahrer hereingebracht. »Ich habe ein paar hübsche
Spielsachen für mein Enkelkind mitgebracht, aber deine arme, süße Gefährtin
darf sich etwas aussuchen. Damit dürfte sie ein paar Tage lang beschäftigt
sein. So, mein liebster Gabriel, und jetzt musst du mir versprechen, alles in
deiner Macht Stehende zu tun, um mein unschuldiges Enkelkind den Klauen dieser
Teufelin zu entreißen. Weißt du, dass mein Drake mir verboten hat, bei der
Geburt des Kindes hier zu sein? Natürlich steckte sie dahinter aber ich
bin schließlich eine großartige Mutter, und deshalb habe ich gehorcht, auch
wenn es so grausam war.«
Sie hakte sich bei Gabriel ein und zog ihn von mir fort zum
Haus.
Ich blickte René an. Er grinste.
»Das Baby ist noch nicht auf
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