Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
hatten, wurde ihnen klar, dass sie das Zentrum dieser merkwürdigen unterirdischen Welt erreicht hatten.
Sie befanden sich in einem großen, weiträumigen Bunker, den alte Neonröhren und elektrische Lichter erleuchteten. An den Seiten stapelte sich ein unglaubliches Sammelsurium an alten Möbeln, das dem Ganzen das Aussehen einer in den Untergrund versunkenen Barackensiedlung verlieh, die zwar improvisiert war, aber einer ganz eigenen Ordnung folgte.
Slinky stellte sich in die Mitte des Raums.
Mit einem Mal traten aus allen Ecken die Bewohner dieser unglaublichen Zufluchtsstätte, fast zwei Dutzend Männer und Frauen jeden Alters.
»Maulwürfe«, sprach Slinky klangvoll zu ihnen, »das hier sind unsere Freunde, die drei von uns vor den Blutsaugern gerettet haben. Ich habe sie hierhergebracht, damit ihr ihnen danken könnt und euch merkt, wie sie aussehen.«
Die Maulwürfe begannen, aufgeregt durcheinanderzureden, und Danny nutzte den Moment, um Slinky etwas ins Ohr zu flüstern. Weder Madison noch Gareth verstanden, was er sagte, aber Slinky fasste sich an den Bart und die Stimmen der anderen verstummten unvermittelt, als habe jemand den Ton abgedreht.
»Sie kämpfen gegen die Blutsauger, aber dafür brauchen sie alle Hilfe, die wir ihnen bieten können. Jeder, der etwas von den Vampiren weiß, muss es sagen. Slinky hat unseren Freunden die Zusammenarbeit von uns Maulwürfen angeboten. Deswegen haltet die Augen offen und berichtet alles, was ihr herausbekommt.«
Mit theatralischer Geste wies er auf Danny und forderte ihn auf, das Wort zu ergreifen.
»Wir müssen wissen, wo sie Unterschlupf finden, und brauchen so viele Informationen wie möglich über ihre Bewegungen, alles was euch einfällt … Aber vor allem suchen wir Informationen über einen Gegenstand, der Corona Argentea genannt wird. Er ist für das Wohl aller äußerst wichtig, denn bald schon werden die Vampire anfangen, erbarmungslos zu jagen.«
Bis zum Abend hörten sie den Maulwürfen zu und versuchten, sich alles gut ins Gedächtnis einzuprägen.
Als sie sich verabschiedeten, ergriff jemand Madisons Hände.
»Danke«, sagte eine Frau, die ihr irgendwie bekannt vorkam. Sie hatte lange kastanienbraune, von grauen Strähnen durchzogene Haare und ein Gesicht wie aus Leder. »Ihr habt mich an der Tower Bridge gerettet.«
Madison errötete verlegen, dann erregte etwas ihre Aufmerksamkeit.
»Gareth«, rief sie.
Er folgte ihrem Blick und bemerkte den ungewöhnlichen Anhänger, den die Frau um den Hals trug, ein grob durchbohrter grauer Stein. Die Gravierung jedoch war gut zu erkennen: eine Sonne und ein Mond im gleichen Himmel. Das Symbol des Rats.
»Woher haben Sie diesen Anhänger?«
»Er ist ein Geschenk«, antwortete die Frau verwundert. Sie nahm ihn ab und reichte ihn den beiden. – »Einst hatte ich einen mutigen Geliebten, er rühmte sich immer, dass er vor nichts Angst habe. Er sagte, er habe ihn in den verbotenen Gängen gefunden. Wollt ihr ihn haben?«
Gareth schüttelte den Kopf.
»Verbotene Gänge?«, hakte er hingegen nach.
»Westminster«, antwortete sie. »Er sagte, dort gebe es außergewöhnliche Dinge. Antike Dinge.«
I n der Stadt York hat sich gestern eine weitere Gewaltepisode ereignet. Um Mitternacht meldete der 52-jährige Taxifahrer J. S. den Behörden einen Brand, der im Industriegebiet am Stadtrand ausgebrochen war …«
Die Stimme des Nachrichtensprechers leitete den Bericht mit wohlartikulierten Worten ein.
In der Küche der Starrs seufzte Winter, und Madison zögerte einen Moment, unschlüssig, ob sie die Lautstärke aufdrehen sollte.
»Die Feuerwehr traf unverzüglich am Schauplatz ein, aber der Brand hatte schon weit um sich gegriffen.«
Auf dem Bildschirm hielt ein Reporter der BBC einem uniformierten Feuerwehrmann das Mikrofon unter die Nase.
»Nach der ersten Meldung zu schließen, war das Feuer eben erst ausgebrochen«, erklärte der Mann. »Aber als wir den Brandort erreichten, hatten die Flammen bereits das Innere der ehemaligen Fabrik erreicht. Es war wie in der Hölle.«
»Ein Unglück oder Brandstiftung?«
»Wir können noch nichts Genaueres sagen, aber mit großer Wahrscheinlichkeit wurde ein chemischer Brennstoff eingesetzt. Die Fabrik stand allerdings schon seit Jahren leer. In den frühen Morgenstunden haben wir angefangen, den Schutt wegzuräumen, und eine Leiche gefunden. Sie war vollkommen verbrannt, und leider können wir nicht mit Sicherheit sagen, ob es sich um das einzige Opfer
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