Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Mühle unterwegs war, hat er Vaughan in die Brust geschossen und gesehen, wie dieser wieder aufstand …«
Madison warf einen gierigen Blick auf die Pizza, konnte sich jedoch zurückhalten.
»Willst du damit sagen, dass ihr von den Familien ihn aus dem Weg geräumt habt, damit er nicht herausfindet, dass es Vampire gibt? Ach komm, das ist absurd, er muss doch bereits kapiert haben, dass Vaughan nicht menschlich ist!«
Gareth nickte. »Das ist unsere Hauptaufgabe, Madison. Die Vampire garantieren, dass den Menschen nichts geschieht, und wir helfen ihnen, unerkannt zu bleiben.«
»Wäre es nicht einfacher gewesen, ihm alles so zu erklären, wie ihr das mit mir gemacht habt?«, fragte Madison. »Ich meine, ein guter Polizist kann doch immer von Nutzen sein.«
»Theoretisch ist es verboten. Und um ehrlich zu sein, ich habe nie begriffen, warum Winter dir alles weitererzählt hat.«
»Ihr Freund ist mir praktisch an die Gurgel gesprungen.«
Gareths Augen wurden zu einem schmalen Schlitz und Madison war sich nicht sicher, ob es ihn einfach ärgerte, dass sie Llewelyn Winters Freund genannt hatte, oder ob die Nachricht an sich ihn wütend machte.
»Außerdem bin ich Winters beste Freundin. Deshalb musste ich alles wissen.«
»Klar, musstest du«, wiederholte er ironisch. Doch dann zuckte er die Achseln. »Wie auch immer, du wurdest entführt und hast den ganzen Tumult bei der alten Mühle miterlebt, insofern wäre es nutzlos gewesen, alles zu verleugnen.«
Sie schwiegen eine Zeit lang, dann klappte Madison den Pizzakarton zu.
»Und was erzählen wir ihm nun? Danny weiß genau, wo er mich findet, sofern ich nicht kündige … und das werde ich auf keinen Fall tun, nur damit du’s weißt.«
Gareth schüttelte energisch den Kopf. »Vielleicht sollte ich mich mit ihm treffen.«
»Ich bitte dich! Du bist der Sohn des Mannes, der die falsche Anklage unterschrieben hat. Was auch immer du ihm sagst, er würde dir bestimmt nicht glauben.«
»Wenn er nur einsehen würde, dass Evans und mein Vater ihm einen Gefallen getan haben, indem sie ihn von der Sache fernhielten …«
Madison hob langsam das Gesicht, um ihn forschend anzuschauen. »Warum bist du da so sicher?«
»Weil es gefährlich ist. Er gehört nicht zu den Familien, es gibt keinen Grund, ihn der Gefahr auszusetzen.«
Das Mädchen schlug entrüstet mit der Hand auf den Tisch. »Bist du dir bewusst, was du da sagst, Gareth? Hast du in den letzten Wochen Zeitung gelesen? Hast du die Nachrichtensendungen im Fernsehen geschaut? Es gibt zunehmend Angriffe auf Personen, und die Leute begreifen nicht, was dahintersteckt. Das Leben ist gefährlich, nicht die Wahrheit. Ich bin froh, dass Win mir alles erzählt hat. Jetzt weiß ich, dass es wesentlich mehr Gefahren gibt, als ich angenommen hatte, und kann wenigstens versuchen, mich zu schützen.«
»Dich zu schützen ist unsere Aufgabe, Madison«, präzisierte Gareth. »Du sollst nur versuchen, so wenig wie möglich mit ihnen in Kontakt zu kommen.«
In seinen Worten lag eine große Bitterkeit, und der resignierte Tonfall ließ Madisons Wut verrauchen.
»Das werde ich nicht tun, Gareth«, sagte sie sanft. »Ich kann Winter nicht allein lassen. Ich will ihr beistehen, auch wenn ich nicht dazu gezwungen bin, auch wenn es bedeutet zu akzeptieren, dass meine beste Freundin zur Hälfte so ein Wesen ist und das Ganze mich in unvorstellbare Schlamassel hineinzieht. Niemand hat mich dazu gezwungen. Außerdem wäre es nicht richtig, so zu tun, als sei alles ganz normal, das könnte ich nie. Das sind zwei gute Gründe … Das verstehst du doch, oder?«
Gareth war versucht, mit Nein zu antworten. Doch um ehrlich zu sein, verstand er sie sehr gut und empfand beinahe so etwas wie Neid auf die Arglosigkeit und Selbstgewissheit dieses sonderbaren Mädchens.
»Wir beide kennen uns nicht gut, ich weiß bloß, dass du in Winter verliebt bist und dass du dich noch nicht dazu durchringen konntest, es ihr zu sagen. Aber du warst an ihrer Seite, als ich es nicht sein konnte. Und dafür danke ich dir. Auch wenn du jetzt verwirrt bist, weiß ich genau, dass du weiterhin kämpfen wirst, dass du nie einen Rückzieher machen wirst.«
Das Vertrauen, das aus Madisons Stimme sprach, tröstete ihn. Er begann zu verstehen, wieso Winter so an ihr hing.
»Tu dir aber einen Gefallen: Nimm dir die Zeit, um zu verstehen, wieso du das tust.«
»Weil ich zu den Familien gehöre«, antwortete Gareth instinktiv.
Und nach langer Zeit erschien ihm das
Weitere Kostenlose Bücher