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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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des Zimmers, das ihm zur Verfügung gestellt worden war.
    Wenn er es vermied, den Blick über die Baumkronen der Erlen zu heben, wenn er sich bemühte, einfach nur auf den Hyde Park hinunterzuschauen, konnte er sich vorstellen, in seinem Zimmer im Klubhaus der Nox zu sein.
    So hatte er es bei den bisherigen Besuchen immer gemacht.
    Jetzt allerdings ließ er den Blick über die Skyline der Wolkenkratzer im Sonnenuntergang schweifen, auf der Suche nach dem Punkt, wo das Rainbow lag und etwas östlich davon das Wohnhaus der Starrs.
    Er nickte vor sich hin. Irgendwie hatte es seine Richtigkeit, dass das, was jetzt vollendet wurde, genau hier stattfand, in Winters Stadt.
    Eines Tages, sagte er sich, würde er sie ins Zentrum der Loge begleiten, um ihr zu zeigen, was so viele Jahre lang vor ihr verborgen gehalten worden war. Aber um das tun zu können, musste er jetzt die Kraft aufbringen, vorwärtszugehen.
    Er atmete tief durch, fragte sich um x-ten Mal, ob er tatsächlich keine andere Wahl hatte, und lächelte ihrem Gesicht in seiner Erinnerung zu.
    An sie zu denken machte die Wartezeit erträglich.
    Winter war der einzige Grund, warum er in den Orden eingetreten war: die Art, wie sie ihn anschaute, die Schauer, die sie beide bei jedem Kuss durchrieselten.
    Er wusste nicht, wo sie sich in diesem Moment aufhielt, aber er hätte nie eingewilligt, sich von Winter zu trennen, wenn er nicht sicher gewesen wäre, dass er sie wiederfinden würde.
    Im Grunde war es besser so. Es würden harte, grausame Zeiten kommen, und selbst er …
    Nein, besser, sie war weit weg und in Sicherheit.
    Ein leises Rascheln am Ende des Flurs kündigte ihm an, dass man ihn abholen kam.
    Rhys holte so tief Luft, wie er nur konnte, und wandte sich mit ausdruckslosem Gesicht zur Tür.
    Dank Winters Blut war er stark genug.
    Ein kurzes Klopfen auf Holz.
    »Herein«, sagte er mit annehmbar ruhiger Stimme.
    Die Tür ging auf und vor ihm standen sein Vater und der Großmeister im schnörkellosen schwarzen zeremoniellen Gewand.
    Hywel Llewelyn musterte seinen Sohn von oben nach unten, und was er sah, gefiel ihm offenbar, denn sein strenges Gesicht drückte Stolz aus.
    Freu dich nur, Vater , dachte der Junge hart. Genieß deinen Triumph, denn bald werde ich dich nicht mehr brauchen .
    Er neigte den Kopf zum Zeichen des Respekts und imitierte dabei Alaric Lochinvars Ausdruck feierlicher Ruhe.
    »Bist du bereit, junger Kandidat?«, fragte ihn der Großmeister.
    Rhys dachte an Winters Lippen und an die MACHT in seinem Blut.
    »Ich bin bereit, mein Herr und Meister«, antwortete er gemäß der uralten rituellen Formel.
    »Dann folge uns und unterwirf dich dem Urteil der Mitbrüder des Ordens.«
    Sie verbanden ihm die Augen mit einem dunklen Seidentuch. Sein Vater legte ihm eine Hand auf die Schulter und Rhys spürte durch den rauen Stoff hindurch den leichten Griff seiner Finger.
    Diese ermutigende Geste, nach Jahren der Gleichgültigkeit, war Rhys unangenehm. Hywel Llewelyn war endlich stolz auf ihn, doch Rhys war versucht, sich der Berührung zu entziehen.
    Durchhalten. Denk daran, warum du es tust.
    Seine durch die Anspannung ganz besonders geschärften Sinne erlaubten ihm, Lochinvars Bewegungen zu folgen. Er hörte seine Schritte, die ihnen vorausgingen, unterschied sie klar von denjenigen seines Vaters und seinen eigenen, die ausgesprochen leicht waren.
    Hywel Llewelyn beugte sich zu ihm und die Wärme seines Körpers verursachte ihm ein Kribbeln auf der Wange.
    »Ich bin stolz auf dich, mein Junge.«
    Hinter seiner Augenbinde blieb Rhys gleichmütig.
    »Danke, Vater«, sagte er zurückhaltend.
    »Hab keine Angst, niemand da drin hat deine MACHT.«
    Der Junge schwieg. Zum ersten Mal waren sie gleicher Meinung, doch Hywel würde schon sehr bald nicht mehr glücklich sein darüber.
    Rhys ließ sich die Treppe hinunterführen. Erster Stock … Erdgeschoss …
    Er zählte seine Schritte durch den Korridor und merkte sich die Position der Geheimtür, durch die sie ins Untergeschoss, ins Sakrarium, gelangten.
    Auf das gedämpfte Geräusch des gut geölten Mechanismus folgte ein Luftzug, und der Duft von Weihrauch, Kerzenrauch und Wachs stieg ihm in die Nase. An den Wänden waren Fackeln angebracht; er erkannte ihr flackerndes Licht hinter der dunklen Seide, die seine Augen bedeckte.
    Oh ja, die Vampire wissen verdammt gut zu inszenieren , dachte er, während er den trockenen und moosigen Duft einatmete. Jedermann wäre beeindruckt gewesen.
    Der Großmeister nahm

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