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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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Anhänger schirmt dich ab gegen die MACHT von außen, doch gleichzeitig verhindert er auch, dass das, was du in dir hast, gewisse Grenzen überschreitet. Und das ist es im Grunde, was bisher die Entwicklung deiner Fähigkeiten behindert hat. Deshalb habe ich es vorgezogen, dir den Anhänger abzunehmen, als wir auf der Insel ankamen.«
    Winter schwieg. Sie war keineswegs glücklich über diese Tatsache, aber langsam begann sie die Notwendigkeit zu verstehen.
    »Ich dachte, die MACHT wäre eine Fähigkeit, die den Vampiren einfach innewohnt«, sagte sie schließlich auf der Türschwelle.
    Dougall legte die Hand auf die Türklinke, dann überlegte er es sich anders.
    »Nicht im eigentlichen Sinn. Sie heraufzubeschwören ist eine Fähigkeit, die viele von uns haben, aber es ist nichts, was uns innewohnt. Es entsteht nicht in uns drin, sondern die Herkunft ist vielmehr …«
    Er breitete die Arme aus in einer Geste, die die Insel, die Meereswellen und den Himmel umfasste.
    »Die wahre Quelle der MACHT ist all das … Kannst du sie fühlen?«
    Winter betrachtete die silberne und offene Landschaft. Die Brise, die ihr entgegenwehte, duftete nach Blumen, Gras und Meerwasser. Ihr Rauschen war ein Gesang, der die rhythmische Musik der Wellen aufnahm. Sie bewegte leicht die Finger, griff in die Luft, als wäre sie auf geheimnisvolle Weise von fester Beschaffenheit. Es war eine Wahrnehmung, die die Sinne erfüllte.
    Und unmittelbar darunter war eine kaum wahrnehmbare und dennoch unleugbar lebendige Vibration zu spüren. Auch Dougall war ein Teil davon. Und auf eine gewisse Weise sogar sie selbst.
    Die MACHT erfüllte alles. Sie strömte in jedem Luftzug, im Wasser, in den Tiefen der Erde, im Blut jedes lebendigen Geschöpfs.
    Sie war die Antwort auf den DURST.
    Nein, sie brauchte keine Angst davor zu haben.
    »Wir sind Kanäle für die MACHT. Nichts anderes. Und du mehr als alle anderen. Du kannst so viel davon aufnehmen, dass du Unsterblichkeit schenken und als Erwiderung wahrscheinlich auch erhalten kannst, soweit wir wissen. Es ist einzigartig …« Dann wurde Dougalls Gesichts plötzlich ernst. »Doch sollte dies geschehen, sollte es jemandem gelingen zu erhalten, was verboten ist, dann darfst du nie vergessen, dass der Schlüssel zu all dem immer die MACHT bleiben wird. Ein Schlüssel, der nicht gebrochen werden kann: Solltest du sterben, würde der aus deinem Blut hervorgegangene Unsterbliche mit dir sterben. Und wenn er sterben sollte, würdest du vernichtet werden von der MACHT, die euch vereint.«
    I n der Personaltoilette der Saftbar wusch Madison sich das Gesicht mit kaltem Wasser, ohne Rücksicht auf die Spritzer, die ihr frisches T-Shirt benetzten.
    Sie war nervös, und das war eine ungewöhnliche Erfahrung für Madison.
    Sie wühlte in ihrem Handtäschchen und fuhr sich mit dem Kamm durch die Haare, bevor sie ihre zwei kurzen Zöpfchen neu flocht. Dann betrachtete sie ihr Spiegelbild, verweilte auf der grünen Strähne, die ihre rechte Gesichtshälfte einrahmte, dem Brillant-Nasenstecker und dem Piercing an der Unterlippe.
    Nicht gerade das ideale Erscheinungsbild, um sich mit einem Polizisten zu treffen, befand sie mit einem Achselzucken. Danny Roberts war zwar ein intelligenter und sympathischer Typ, aber er war auch ein Bulle.
    »Gareth hätte noch schlechtere Karten«, wiederholte sie innerlich und verließ endlich die Toilette.
    Sie grüßte die Kollegin, die die neue Schicht angetreten hatte, und verließ die Saftbar durch die Hintertür. Das tat sie praktisch nie, denn so musste sie einen ziemlichen Umweg machen, um zur nächsten U-Bahn-Station zu gelangen. Aber heute hatte sie keine Eile.
    Ihr Plan war, Danny aus der Nase zu ziehen, was er bereits herausgefunden hatte, und sie war sich sicher, dass das ziemlich anstrengend werden würde.
    Sie schaute auf die Uhr, tippte rasch ein SMS an Gareth ins Handy und erreichte die Kreuzung, wo sie verabredet waren. Dabei kaute sie die ganze Zeit nervös an ihren Fingernägeln.
    Danny stand bereits auf der anderen Straßenseite, an die Mauer eines Gebäudes gelehnt und mit seinem gewohnten nachdenklichen Gesichtsausdruck.
    »Hey«, rief sie und schwenkte einen Arm in der Luft.
    Sie wartete, bis die Ampel auf Grün schaltete, und ging dann über die Straße auf ihn zu, wobei sie einem dicken goldblonden Labrador auswich, den eine alte Frau an der Leine spazieren führte.
    »Danke, dass du gekommen bist, Madison«, sagte er, als sie näher kam.
    »Keine Ursache!«

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