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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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Nuance.
    »Sie werden einen Weg finden«, sagte er leise.
    W inter blieb am Meeresufer stehen, ohne sich um den strömenden Regen zu kümmern. Sie konnte es immer noch nicht glauben … Es war zu schön und zu grausam.
    »Warum hast du mir das angetan?«, fragte sie, fand aber nicht den Mut, sich umzudrehen und ihn anzuschauen.
    »Es war notwendig«, antwortete ihr Vater.
    »Notwendig, dass ich dich in all diesen Jahren tot geglaubt habe? Dass ich um dich geweint habe?« Unvermittelt drehte sie sich um und richtete ihre Augen voller Zorn auf ihn. »Du hast mich im Stich gelassen!«
    Morgan machte einen Schritt auf sie zu, und Winter ging durch den Kopf, dass er größer war, als sie sich vorgestellt hatte.
    »Vergib mir«, sagte er. »Ich bitte dich. Ich wollte, dass du in Sicherheit aufwächst, abgeschirmt vor meiner Welt. Ich habe in diesen Jahren nicht einen Moment lang aufgehört zu hassen, was ich zu tun gezwungen wurde.«
    »Gezwungen? Und du erwartest, dass ich dir das glaube? Du bist Morgan Blackwood! Nicht einmal der Rat konnte dich hindern, zu tun, was du wolltest, und jetzt willst du mir weismachen, dass du dich von mir ferngehalten hast, weil man dich dazu gezwungen hat?«
    »Es war die einzige Möglichkeit, um dich zu retten! Du wärst nie in Sicherheit gewesen bei mir, nicht einmal, wenn Elaine nicht …«
    Winter wurde von einem heftigen Zittern erfasst.
    »Wage es nicht, von meiner Mutter zu sprechen! Sie wäre noch am Leben, wenn sie dich nicht kennengelernt hätte!«
    Der Mann presste die Lippen zusammen, nahm die Anklage widerspruchslos hin, und Winter fühlte sich grausam und ungerecht. Und dennoch konnte sie sich nicht zurückhalten: Sie musste ihren Zorn und den brennenden Schmerz, die sie ihr Leben lang begleitet hatten, hinausschreien.
    »Ihr hattet kein Recht …«
    Sie starrte ihn wutentbrannt an, während er weiterhin schwieg.
    »Sag endlich etwas!«, forderte sie ihn heraus.
    Morgan schüttelte langsam den Kopf, und in seiner Geste lag die Bitterkeit eines Mannes, der aufgegeben hat, sich zu verteidigen.
    »Es gibt nichts, was die Ereignisse ungeschehen machen könnte, Winter. Ich wünschte es mir verzweifelt, ich würde gern mein eigenes Leben dafür geben, wenn du heute hier deine Mutter umarmen könntest, aber es ist nicht möglich.«
    Sie schauten sich in die silbergrauen, vollkommen identischen Augen, während der Regen über den Meereswellen niederprasselte.
    »Ich weiß, dass ihr euch geliebt habt. Aber ich kann nicht anders. Hast du geglaubt, es würde reichen, hier plötzlich aufzutauchen, damit alles wieder in Ordnung kommt? Dachtest du, dass ich dich nicht gebraucht habe?«
    »Du bist wütend und verletzt. Ich weiß, wie du dich fühlst.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach das Mädchen mit gebrochener Stimme. »Nicht einmal ich weiß es …«
    Sie musste sich an die Felsklippe lehnen, denn sie zitterte so stark, dass sie sich fast nicht auf den Beinen halten konnte.
    »Du hast mich belogen, genau wie alle anderen, Papa.«
    Sie hielt sich die Hand vor den Mund, verblüfft über den Klang dieses Wortes. Noch nie zuvor hatte sie es ausgesprochen. Es schien, als müsste es plump, unecht, falsch klingen. Doch es war ein so süßer Klang …
    Morgan lächelte unwillkürlich und dachte, dass er noch nie etwas so Schönes gehört hatte. Er näherte sich noch einen Schritt, unsicher.
    »Ich weiß. Und ich würde es wieder tun, wenn es nötig wäre. Hätte der Rat dich nicht in all dies hineingezogen, hätte ich dich nie aufgesucht. Ich hätte es dabei belassen, dass du menschlich und glücklich lebst.«
    Winter schüttelte den Kopf. »Es wäre eine Illusion gewesen. Ich war nie menschlich und ich hätte dich gebraucht, damit du mich aufklärst. Damit du mich lehrst, es zu akzeptieren, und einfach, um bei mir zu sein.«
    »Ich erwarte nicht, dass du mir verzeihst oder mir erlaubst, dir nahe zu sein. Ich will dich nur weiterhin beschützen. Du hattest ein Recht darauf, dies zu wissen.«
    Er steckte eine Hand in die Tasche. Als er sie wieder herauszog, sah Winter ein vertrautes Funkeln.
    Sie betrachtete die klare und vollkommene Form. Der Kristallanhänger, den sie siebzehn Jahre lang um den Hals getragen hatte, lag in der Hand desjenigen, der ihn erschaffen hatte, um aus weiter Ferne über sie zu wachen.
    »Das war alles, was mir von dir geblieben war«, flüsterte sie unter Tränen. Schluchzend hob sie den Blick zum Gesicht des Vampirs auf. »Ich möchte, dass du ihn mir wieder

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