Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
dass wir es versucht haben, sollte sich eine Gelegenheit ergeben«, gab er sich schließlich geschlagen.
Doch er war nicht bereit, das Feld zu räumen, ohne zumindest etwas erreicht zu haben.
Sie plauderten noch ein paar Minuten über Cae Mefus und die Familie Chiplin, dann erhob sich Gareth und tat so, als ob er sich verabschieden wollte. Sie waren schon fast bei der Tür, als er Plan B in Angriff nahm.
Sein Gesicht erhellte sich, als ob er eine plötzliche Eingebung hätte. »Ich weiß nicht, ob ich mich damit an Sie wenden kann, Ms Bray, aber ich wollte wissen, ob es möglich wäre, das Ratsarchiv hier in London einzusehen.«
Susan sah ihn verblüfft an. Das war eine ungewöhnliche Anfrage von einem so jungen Mann.
»Ich hatte noch nie Gelegenheit, das Archiv zu besuchen, und da ich ein paar Tage in London verbringe, könnte ich meiner Schwester beim Erstellen unseres Stammbaums behilflich sein. Wissen Sie, sie ist ganz verrückt nach Familiengeschichten …«
Gareth hielt inne und fragte sich, ob die Geschichte nicht etwas zu sehr an den Haaren herbeigezogen war. Niemand, der Eleri kannte, würde je darauf hereinfallen.
»Vielleicht entdecke ich ja etwas Nützliches für sie«, wagte er einen neuen Vorstoß.
Die Frau nickte und ging zurück zum Schreibtisch.
Sie kramte kurz in den Schubladen, zog ein Formular heraus und setzte ihre Unterschrift darauf.
»Nicht, dass ich dir glauben würde, Gareth Chiplin. Aber du bist ein intelligenter Junge und ein guter Freund von Winter«, meinte sie und reichte ihm das Formular. »Diese Genehmigung ist einen Tag lang gültig, also halt dich ran, denn ohne eine überzeugendere Erklärung werde ich keine zweite ausstellen.«
Gareth verzog die Lippen zu seinem typischen Lächeln. Er faltete das Blatt sorgfältig und ging zur Tür.
»Sieh zu, dass du dich nicht in Schwierigkeiten bringst«, verabschiedete Susan ihn.
Auf dem ganzen Weg von Piccadilly bis Waterloo variierte Danny laufend seine Schrittlänge und mied verkehrsreiche Straßen.
Das Geräusch der Schritte, die ihm folgten, war im Londoner Verkehrslärm kaum wahrnehmbar, und er hoffte, dass sein Instinkt ihn trügen möge.
Die fremden Schritte brachten sich immer wieder mit seinen in Einklang, passten sich bei jeder Änderung seines Schrittrhythmus neu an.
Sollte dich eins dieser … Wesen … verfolgen, dann bist du geliefert , dachte er erschauernd. Doch die Erregung des Moments nahm nur noch zu.
Erst am Themseufer machte er Halt. Er lehnte sich an das Eisengeländer und betrachtete die Lichter, die sich im Wasser widerspiegelten.
»Hey, Polizist«, rief eine tiefe und heisere Stimme nach ihm.
Als Danny sich umdrehte, stand der Obdachlose mit dem rötlichen Bart aus Covent Garden vor ihm.
»Du bist doch Polizist, nicht wahr?«
»Ich bin im Urlaub«, antwortete Danny und hoffte, nicht zu viel preisgegeben zu haben.
»Ich weiß, dass ich dir aufgefallen bin … Das bedeutet, dass du ein guter Polizist bist«, sagte der Mann. Er roch streng, sein Gesicht glich einem alten Leder, doch sein Blick war außerordentlich klar und scharf. »Deine Freunde und du, ihr habt drei von uns gerettet. Ich möchte dir im Namen der ganzen Gemeinschaft danken.«
Danny schüttelte den Kopf. »Ich habe nur meine Pflicht getan«, antwortete er einfach.
»Kann sein«, erwiderte der Mann und verzog den Mund zu einem unansehnlichen Lächeln. »Aber ich habe gesehen, dass du die Blutsauger verfolgst … und deine Kollegen tun das nicht. Die denken lieber, die Tunnel seien voll harmloser Gespenster.«
»Du aber nicht. Was weißt du über sie?«
»Nur, dass es Räuber gibt, die grausamer sind als die Menschen. Im Moment sind sie besonders unruhig, und wer ihnen über den Weg läuft, braucht sehr viel Glück.«
Sie sahen sich an, und diesmal war es Danny, der sich in Augenschein genommen fühlte. Die Polizeiakademie hatte ihn nicht gelehrt, mit solchen Situationen umzugehen, deshalb folgte er einfach seinem Instinkt. Er reichte dem Obdachlosen ein paar Pfund. »Dann trink einen auf unsere Gesundheit.«
Doch der Mann brach in ein herzhaftes warmes Lachen aus.
»Ich weiß etwas Besseres, junger Polizist«, erklärte er und bedeutete ihm, die Münzen wieder einzustecken. »Ich kann dir ein Bündnis mit unseren Leuten anbieten.«
»Kein Mann mit gesundem Menschenverstand mischt sich in die Angelegenheiten dieser Räuber.«
Der Stadtstreicher entfernte sich in die Richtung, aus der er gekommen war.
»Das gilt aber auch
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