Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
Zähnen und beobachtete dabei seinen Gesichtsausdruck.
Der Junge stöhnte leise auf und schloss die Augen, drückte das Handgelenk gegen ihren Mund. Sie konnte der Aufforderung nicht widerstehen.
Sie hielt die Augen weiter auf ihn gerichtet, biss zu und spürte die Wärme seines Bluts auf ihrer Zunge. Seine Gabe anzunehmen, war nichts Falsches in diesem Moment.
Rhys umarmte sie und sein Atem auf ihrem Hals ließ sie erschauern.
Sie wartete darauf, dass seine Eckzähne in ihre Vene eindrangen, diesmal ohne Angst, doch mit dem überwältigenden Verlangen, noch mehr miteinander zu verschmelzen.
MACHT, DURST und ein Aufruhr ihrer Gefühle ballten sich in der Waldlichtung zu einem Sturm des Verlangens, der mit jedem Kuss noch mehr anschwoll, Haut an Haut entbrannte.
Sehr viel später wurde Winter sich bewusst, dass die Nacht zu Ende ging.
»Ich will nicht aufwachen«, quengelte sie wie ein kleines Mädchen. »Ich möchte, dass dieser Traum nie zu Ende geht.«
Rhys strich mit den Fingern ganz leicht über ihr Gesicht. Sein Blick schien sie in sich aufnehmen zu wollen.
Sie war sein Lebensinhalt, das Einzige, wofür er wirklich kämpfen würde.
»Das ist erst der Anfang. Wenn du mir verzeihen wirst …«
Winter sah ihn verständnislos an. »Verzeihen? Was denn?«
Was denn, wo doch alle überzeugt waren, dass es ihre Aufgabe wäre, ihn zu töten?
Im selben Moment, als der Gedanke sich in ihrem Kopf bildete, erkannte Winter, dass auch er ihn wahrnehmen konnte.
»Das ist alles Unsinn, Rhys. Es kümmert mich nicht, was die anderen denken. Niemand wird erfahren, dass du UNSTERBLICH bist.«
Das Gesicht des Jungen war so ernst, dass es sie erneut verblüffte, als sie seine Lippen auf ihrem Mund spürte.
»Früher oder später könnte jemand dich bitten, es zu tun, Winter. Aber es würde dich das Leben kosten, denn das Band, das uns vereint, kann nicht durchtrennt werden. Mein Tod würde auch deinen bedeuten. Dies ist der Preis der Unsterblichkeit, die du mir geschenkt hast«, seufzte der Junge, während sein Bild langsam entwich. »Aus diesem Grund muss ich verhindern, dass es geschieht. Ich kann es nicht zulassen … Versprich mir, dass du mir verzeihen wirst, meine Geliebte.«
»Rhys!« Winter versuchte verzweifelt, ihn zurückzuhalten, doch ihre Finger griffen ins Leere.
Der Traum brach abrupt ab und sie hatte das Gefühl, in die Tiefe zu stürzen, wo sein Körper sie erwartete.
Das Echo seiner Worte erfüllte ihr Herz mit Traurigkeit.
Dann folgten nur noch sinnlose Bilder, Erscheinungen, verstreute und unzusammenhängende Gedankensplitter.
A m 17. Juli wachte Winter seufzend auf und flüsterte Rhys’ Namen.
Sie fühlte sich beinahe schuldig, weil sein nächtlicher Besuch sie doch eigentlich hätte glücklich machen sollen. Doch die Last der Einsamkeit überkam sie, noch bevor sie die Augen öffnete, und war umso unerträglicher, gerade weil sie sich gewünscht hätte, neben ihm zu liegen.
»Verdammt!«, murmelte sie.
Sie versuchte, sich zu erinnern, was er gesagt hatte, und stieß einen frustrierten Seufzer aus. Seine Worte waren entschwunden wie der Traum und hatten nur Rhys’ Gesicht und die Gewissheit zurückgelassen, dass er sie brauchte.
Wenn ich bloß nicht auf diese blöde Insel verbannt wäre!
Sie stand abrupt auf und ging ins Bad, in der Hoffnung, dass sie sich beim Duschen etwas beruhigen würde.
Ein Blick auf den bleiernen Himmel vor dem Fenster hob ihre Stimmung auch nicht gerade. Das würde ein langer Tag werden.
Es war ihr erster Geburtstag ohne ihre Großmutter und ihre Freunde, weit weg von zu Hause …
Vor einem Jahr waren die Sin-derella mit ihr ins Schwimmbad nach Hampstead gefahren, und Madison hatte währenddessen die ganze Kellerwohnung mit Luftballons angefüllt.
»Wer weiß, was du in diesem Moment gerade tust, Mad …«, murmelte sie.
Sie durfte nicht an ihre Freundin denken, sonst würde sie verrückt werden.
Beim Duschen versuchte sie mit allen Mitteln, ihren Gedanken eine andere Richtung zu geben, doch als sie den Frühstücksraum betrat, reichte ein Blick in Bethan Davies’ Gesicht, um ihre eben wiedergefundene Ruhe zerbrechen zu lassen.
»Guten Morgen, Winnie.«
Sie setzte sich ihr gegenüber an den Tisch, mit einem so ernsten Gesicht, wie Winter es noch nie an ihr gesehen hatte, und wartete schweigend, bis sie ihre Tasse Kaffee getrunken hatte.
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag , dachte Winter sarkastisch.
»Stimmt etwas nicht?«, fragte sie jedoch
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