Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
stillen Tränen, die über Marion Starrs Gesicht liefen. Sie wusste nicht, ob sie es sagen sollte, denn die einzige Hoffnung beruhte auf den Worten Darran Vaughans, aber sie mochte diesen ganzen Schmerz nicht mehr mit ansehen. Keiner von ihnen verdiente noch mehr davon.
Sie tauschte einen bedeutungsvollen Blick mit Gareth und er nickte zustimmend.
»Vielleicht gibt es eine Alternative«, sagte er langsam. »Einer von Vaughans Vampiren hat uns von einer Silberkrone erzählt, die die Blutsbande trennen könnte. Wenn das wahr wäre, müsste Winter sich nicht opfern.«
D as Büro des Großmeisters in der Loge von Notting Hill war vom Licht der Mittagssonne erfüllt, aber die Luft war eisig.
»Es ist Ihnen vielleicht nicht klar, aber da draußen bricht gerade das Chaos los«, sagte Aeron Fennah streng. Es war nicht sein erster Versuch, seine Gesprächspartner zu überzeugen, und die Anspannung in seinem Gesicht zeigte, dass er sein ganzes diplomatisches Geschick einsetzen musste.
Aber den ganzen Vormittag lang hatten sich weder der neue Großmeister noch seine Berater auch nur im Geringsten geäußert.
Auf der anderen Seite des Schreibtischs beschränkte Rhys Llewelyn sich darauf, ihm mit einer für einen so jungen Mann unnatürlichen Ruhe zuzuhören.
Susan Bray, die zwischen Fennah und dem Exekutor saß, nahm ihre Brille ab und putzte sie sorgfältig, während sie nach Worten suchte.
Denk nach, Susan, denk nach , beschwor sie sich.
Sie befanden sich schon seit Tagen in dieser Pattsituation, und die Familien konnten die vielen kleinen Aufstände in ganz Großbritannien kaum mehr zählen. Es war naheliegend anzunehmen, dass all dies den Launen eines Jugendlichen entsprang, der dem ihm zugedachten Rang nicht gewachsen war.
»Durch Ihre Position im Orden sind Sie automatisch auch ein hohes Mitglied des Rats, Mr Llewelyn«, machte sie schließlich einen Versuch. »Aus diesem Grund sind Sie verpflichtet, mit den Familien zusammenzuarbeiten, um wieder Ruhe herzustellen.«
Rhys lächelte unverbindlich. »Sie täuschen sich, Ms Bray«, sagte er sanft. »Sobald wir uns entschließen, die Situation zu befrieden, werden wir von niemandem Hilfe benötigen.«
Sein Vater, der reglos hinter ihm stand, beschränkte sich darauf, amüsiert die Augenbrauen zu heben, und Susan Bray wünschte nichts sehnlicher, als ihm mitzuteilen, was sie von seinen Erziehungsmethoden hielt.
»Das heißt, Sie wollen einstweilen nur zusehen?«, fragte sie mit wohlkalkuliertem Staunen.
»Meinen Sie nicht, dass wir erst wissen müssen, wer unsere Gegner sind, bevor wir zuschlagen?«, antwortete Rhys bedächtig.
Das Oberhaupt der Familien konnte sich nicht mehr beherrschen. »Der Rat wird den Mord an Alaric Lochinvar weiter untersuchen. Wir könnten den Schuldigen schon bald ermitteln.«
»Das hoffe ich«, antwortete der junge Mann kalt.
»Es ist an der Zeit, die Wahrheit ans Licht zu bringen.«
Sie tauschten einen gespannten Blick, in dem vieles zum Ausdruck kam, das Susan nicht gefiel. Sie hoffte, sich zu täuschen, denn alle Anwesenden wussten, wer Lochinvar getötet hatte und warum er dazu in der Lage gewesen war.
Rhys legte seine Hände auf den Tisch, die Handflächen nach oben gerichtet, und musterte sie lange Zeit. Sein Gesichtsausdruck war unergründlich, eingetaucht in eine Wirklichkeit, die er nicht preisgeben wollte.
»Diese Hände sind es, die Alaric Lochinvar getötet haben«, sagte er schließlich tonlos. Als er den Blick wieder hob, lag in seinen Augen ein abwesender, feierlicher Ausdruck. »In Wirklichkeit habe ich euch einen Gefallen getan. Ich habe euch die Mühe erspart, denjenigen zu bestrafen, der den Pakt wirklich verraten hat. Der wollte, dass ich zu dem werde, was ich bin.«
Unsterblich. Aber es war nicht nötig, das zu sagen.
Das zornige Lachen des Exekutors durchschnitt die Atmosphäre.
»Das wird Konsequenzen nach sich ziehen, Großmeister des Ordens«, erklärte er, den Titel mit offener Verachtung ausspuckend. »Der Rat wird sich mit euch allen befassen. Und mit Winter Starr.«
Die Augen des jungen Mannes glitzerten vor kalter Wut. »Der Rat existiert nicht mehr, Exekutor. Und ich hoffe, Ihnen ist klar, dass niemand auf der Welt ihr oder mir schaden kann. Ersparen Sie sich sinnlose und frustrierende Bemühungen.«
Fennah hieb mit der Faust auf den Tisch. »Das ist kein Spiel, Llewelyn«, unterbrach er ihn.
Rhys warf ihm einen verachtungsvollen Blick zu. »Oh doch, das ist es. Das ist es für euch alle immer
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