Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
sich selbst.
»Darauf kannst du Gift nehmen«, sagte Malcolm Dougall lächelnd. »Ich weiß nicht, ob wir das Mrs Starr jemals begreiflich machen können, aber er hat all das nur wegen Winter ertragen.«
Madison zuckte die Schultern.
»Sie wird es verstehen. Wenn wir Winter gefunden haben.«
»Ja, eben.«
Vor den Autoscheiben zog das Londoner Grau eilig vorüber und löste sich in konturlosen Schwaden auf.
Der Exekutor hatte kaum belebte Seitenstraßen eingeschlagen, schien aber kein bestimmtes Ziel zu haben.
Winter hing ihren Gedanken nach und verspürte nicht einmal Angst in dieser neuen Situation. Sie wartete ab, tief in den Beifahrersitz gedrückt, und eine merkwürdige Gleichgültigkeit hatte von ihr Besitz ergriffen.
»Man hört schlimme Gerüchte, mein Mädchen«, sagte der Mann nach langem Schweigen.
Die Narbe, die sich quer über sein Gesicht zog, trat in dem gedämpften Licht noch deutlicher hervor.
»Es ist ziemlich schwierig, deine Existenz zu verbergen, vor allem, nachdem Lochinvar aufgehört hat, sich darum zu kümmern. Einige der Rebellen sind sich sicher, dass dein Blut schon einen Unsterblichen hervorgebracht hat.«
Er hielt an einer Ampel und musterte sie finster, bis die Ampel auf Grün sprang.
»Aber es war immer ihr Traum«, fügte er hinzu, »dass ein unsterblicher Herrscher die Vergangenheit wiederaufleben lassen würde. Ich habe dem keine große Bedeutung beigemessen … bis ich mit eigenen Augen einen Jungen auf dem Sitz des Großmeisters des Ordens gesehen habe. Hast du mir etwas zu sagen?«
Winter sah ihn ausdruckslos an. »Wenn Sie es sowieso schon wissen, brauchen wir ja nicht darüber zu reden.«
Iago Rhoser bebte vor Zorn. »Als du zugelassen hast, dass er dich beißt, hast du dir da schon gedacht, dass er Lochinvar töten würde? Oder habt ihr sogar gemeinsam beschlossen, ihn zu ermorden?«, setzte er erbarmungslos nach.
Winter fuhr zusammen, als habe er sie geohrfeigt.
»Denn du hast ihn dazu ermutigt, nehme ich an. Vielleicht warst du es ja, die ihn aufgefordert hat, es zu tun, weil du dein Leben zurückhaben wolltest, ist es nicht so?«
Der Wagen kam so plötzlich zum Stehen, dass Winter nach vorn geworfen wurde. Als der Rückprall sie wieder gegen den Sitz warf, drückte der Exekutor seinen Arm auf ihre Kehle.
»Du hast es nicht ertragen, dass jemand dir sagte, was du zu tun hast, und deswegen habt ihr gemeinsam beschlossen, die Hindernisse zu beseitigen. Fantastischer Plan …« Der Druck gegen ihre Kehle wurde stärker und nahm ihr den Atem. »Geht es dir besser, jetzt, wo dein Freund einen Mord begangen hat? Fühlst du dich freier?«
Als er erneut zudrückte, ließ Winter ihrer Wut freien Lauf.
»Was wollen Sie eigentlich? Ein Geständnis? Oder dass ich die ganze Verantwortung auf Rhys abwälze? Sagen Sie es mir, sagen Sie mir, was ich denken soll und wie ich mich verhalten soll. Darin seid ihr doch alle so gut!«
Blitzschnell ergriffen ihre Finger sein Handgelenk und stießen ihn weg.
»Aber soll ich Ihnen etwas sagen?«, fuhr sie fort und durchbohrte ihn mit ihrem Blick. »Da draußen, im wahren Leben, hat uns nie jemand geholfen! Wir mussten es ganz allein schaffen, also versuchen Sie erst gar nicht, mir die Fehler, die ich gemacht habe, vorzuwerfen. Ich werde die Folgen ja sowieso ganz allein tragen müssen. Glauben Sie wirklich, ich wüsste nicht, dass ich niemals frei oder glücklich sein werde?«
Der Mann hieb mit der Faust auf den Sitz. »Erwarte kein Mitleid von mir. Du hast das größte aller Verbote missachtet, und zwar noch mehr als deine Eltern! Lochinvar ist nur der Erste, der für deine Fehler bezahlen musste.«
Winter lächelte bitter. »Lochinvar hat immer von Rhys gewusst. Er hat ihn deswegen zu seinem Nachfolger ernannt, weil ich ihm mein Blut gegeben hatte. Und das Verrückte ist, dass mir sein Tod trotzdem leidtut, nachdem er sowohl Rhys als auch mich für seine verdammten Pläne benutzt hat. Und auch Sie, Exekutor. Amüsant, nicht wahr?«
»Dein Blut gehört dem Rat, mein Mädchen, nicht Rhys Llewelyn«, schrie Iago Rhoser.
Sein Aussehen war ohnehin schon schreckenerregend, aber jetzt hätte sein Zorn sie in Panik versetzen müssen.
Oh, nein. Dafür ist es zu spät!
Mit all ihrer Kraft rammte Winter ihren Ellbogen gegen das geschlossene Autofenster. Das splitternde Glas riss ihre Haut auf. Sie hob ihren blutüberströmten Arm und zeigte ihn dem Exekutor.
»Sie täuschen sich«, zischte sie. »Es gehört mir!«
Unter allen
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