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Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Silver - Erbe der Nacht (German Edition)

Titel: Silver - Erbe der Nacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asia Greenhorn
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möglichen Reaktionen hatte sich Iago Rhoser diese nicht vorgestellt. Einen Moment lang zuckte Verblüffung in seinen Augen auf.
    »Töten Sie mich, wenn Sie glauben, dass es für etwas gut ist«, schloss das Mädchen müde. »Andernfalls sagen Sie mir, was zum Teufel Sie wollen.«
    Der Mann betrachtete sie mit unnatürlicher Ruhe.
    »Ich würde dich ohne Bedenken töten, wenn ich dazu in der Lage wäre. Aber da das nicht der Fall ist, weißt du genau, was ich will. Solange er lebt, wird jede Person, die seinen Weg kreuzt, in Gefahr sein. Sag mir, ob du ihn töten wirst.«
    Winter schwieg lange, taub vom Hämmern ihres eigenen Herzens.
    Ihr hättet mehr Zeit nötig gehabt , dachte sie traurig.
    »Ich werde es tun, wenn es notwendig ist«, sagte sie schließlich.
    A ls die Schlüssel im Schloss umgedreht wurden, richteten sich sechs Augenpaare auf die blasse, durchnässte Person, die in die Wohnung der Starrs trat.
    Winter erwiderte ihren Blick, während sie sich die regennassen Haarsträhnen aus dem Gesicht schob.
    Alle waren da: Dougall, Bethan, Gareth, Madison, ihr Vater und ihre Großmutter, die voller Unbehagen nebeneinandersaßen.
    Winter betrachtete sie mit einer Mischung aus Freude und Resignation.
    Dieser Raum barg ihr ganzes Leben, so als hätten sich alle Teile von selbst auf unerwartete Weise zusammengefügt.
    Oder fast.
    Denn Rhys, der einzige Abwesende, würde vielleicht nie mehr dazugehören.
    Sie musste Schmerz und Sehnsucht verscheuchen, die einzigen Gefühle, die an diesem kalten Tag in ihr brannten.
    »Ich muss mich bei euch entschuldigen«, sagte sie leise.
    Sie sah jeden Einzelnen von ihnen lange an. Wenn sie einen Grund hatte weiterzumachen, dann waren es diese Personen.
    »Wo verdammt noch mal bist du gewesen?«, fragte Gareth ungehalten.
    Madison reagierte sofort. Sie versetzte ihm einen kräftigen Stoß gegen die Brust und lief zu Winter, um sie zu umarmen.
    »Jetzt bist du zu Hause, Win«, murmelte sie und wiegte Winter sanft. »Komm, trockne dich ab, du bist völlig durchnässt …«
    Sie warf den anderen einen herausfordernden Blick zu und begleitete Winter in ihr Zimmer, ohne die Umarmung zu lösen, schloss die Tür hinter ihnen und drückte Winter aufs Bett.
    »Danke«, sagte Winter leise. »Ich …«
    »Nachher!«, beschied ihr Madison energisch. »Zuerst musst du schön heiß duschen und dir etwas Trockenes anziehen. Du bist ganz durchfroren. Die Erklärungen können noch ein paar Minuten warten.«
    »Ich glaube nicht, dass wir viel Zeit haben.«
    Madison lächelte. »Dann sollten wir sie gut nutzen. Ich begleite dich ins Bad.«
    Sie erlaubte ihr erst, ins Wohnzimmer zurückzukehren, nachdem sie sich versichert hatte, dass Winters Haare völlig trocken waren.
    »Bist du dir sicher, dass du es schaffst?«, fragte sie mit besorgtem Ausdruck.
    Winter nickte. »Früher oder später muss ich, Mad«, antwortete sie mit blassem, aber entschlossenem Gesicht, als sie den Flur durchquerten.
    Sobald sie das Wohnzimmer betrat, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit der Anwesenden wieder auf sie.
    Einen Moment nur , dachte sie bei sich.
    Sie trat zu ihrer Großmutter und umarmte sie fest, löste sich dann wieder von ihr und sagte leise: »Verzeih mir, Oma.«
    Marion strich ihr nur mit der Hand über das Gesicht. Diese Geste schaffte, seit Winter klein war, alle Übel aus der Welt.
    Du musst es schaffen, Win , sagte sich das Mädchen, du musst auch für sie stark sein .
    Gareth kam zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter. Er trug ein schwarzes DragonForce-T-Shirt, das Madison in Winters Schrank gefunden haben musste. Ihr war es immer viel zu groß gewesen, Gareth hingegen passte es genau.
    »Geht es dir gut?«, fragte er kaum hörbar.
    Winter bemühte sich, ihn anzulächeln, um sich dann der noch immer düster und angespannt wirkenden Bethan Davies zuzuwenden. Der Moment der Wahrheit war gekommen. Es war nichts mehr zu ändern, so grausam ihr das auch erschien.
    Doch zuerst konnte sie zumindest versuchen, den Anwesenden klarzumachen, wie viel sie ihr bedeuteten. Wenn sie mit ihrer Vergangenheit ins Reine kommen wollte, musste sie sich auch um die Details kümmern.
    »Ich muss mich auch bei dir entschuldigen, Bethan«, sagte sie und errötete leicht. »Es tut mir leid, dass ich dich getäuscht habe.«
    Bethan Davies schnaubte. »Hauptsache, dir ist nichts passiert.«
    Die Wahrheit sieht leider anders aus, Bethan , widersprach Winter innerlich, bitter lächelnd. Es ist viel zu viel passiert

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