Silver - Erbe der Nacht (German Edition)
…
Sie fragte sich, ob alle ihr auch weiter helfen würden, wenn sie erst erfahren hätten, was sie ihnen sagen wollte. Ihr Blick ruhte einen Moment auf Gareths Gesicht. Sie wusste, dass sie ihm erneut wehtun würde.
Dieses Geheimnis gehört nun nicht mehr dir allein, Winter. Du bist verantwortlich für das, was passiert .
Nur eines war sie noch nicht bereit zu enthüllen.
Sie atmete tief aus und ging zu ihrem Vater.
Sie wusste selbst nicht, warum es so wichtig war, dass er in diesem Moment an ihrer Seite war.
Ihre Augen trafen sich. Winter hatte nie aufgehört, ihm seine lange Abwesenheit vorzuwerfen, aber jetzt war das nicht mehr wichtig.
Morgan Blackwood legte langsam seine Arme um sie und sie klammerte sich verzweifelt an ihn.
»Ich brauche dich, Papa«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
Aber das war keine kindliche Forderung mehr, sondern klang wie ein Gebet.
Morgan umarmte sie noch fester. »Ich bin für dich da.«
Sie setzten sich aufs Sofa und Winter lächelte ihn an. Zum ersten Mal spürte sie, dass sie es schaffen würde.
»Bis heute war ich zu niemandem von euch ehrlich«. erklärte sie dann und sah dabei nur Morgan an. »Mein Blut hat seine MACHT verloren.«
Dougall durchbrach als Erster die eisige Stille, die sich im Raum ausgebreitet hatte. »Das meinst du nicht ernst, oder? Denn es gibt nur eine Art, um …«
Winter nickte. »Der neue Großmeister des Ordens ist unsterblich«, bestätigte sie.
In diesem Moment waren ihre Sinne so geschärft, dass sie das Staunen aller wahrnahm, Gareths resignierte Wut, Madisons Verwirrung und die Ungläubigkeit ihrer Großmutter.
Und alle waren ein Echo ihrer eigenen Gefühle.
Morgan nahm ihre Hand. Als Winter ihn anblickte, sah sie, dass in seinem Gesicht weder Missbilligung noch Verurteilung geschrieben stand. Und nicht einmal Überraschung.
»Wie konnte das passieren, Winter?«, fragte Bethan nach einem Moment. Ihre Stimme klang scharf und nervös. Und etwas ängstlich.
»Ich habe ihm mein Blut gegeben.«
»Warum? Welcher Wahnsinn …«
»Aus Liebe«, unterbrach Madison sie brüsk. Sie warf Winter einen verständnisvollen Blick zu. Sie war mit Winters Entscheidung nicht einverstanden, respektierte aber ihre Gefühle. »Weil sie sich lieben, Mrs Davies.«
Bethan stieß einen bitteren Seufzer aus. »Und das soll als Rechtfertigung herhalten? Wisst ihr, was das bedeutet? Wir dürfen nicht zulassen, dass es einen UNSTERBLICHEN gibt. Die MACHT frisst seine Seele auf und ruft nach Blut.«
Gareth seufzte. »Klagen Sie die an, die bei ihr waren, nicht Winter«, erklärte er überraschend. »Ich war in diesen ganzen Monaten in ihrer Nähe und bin nie eingeschritten. Wenn sie den Menschen, den sie lieben, vor dem Tod bewahren könnten … Glauben Sie nicht, dass auch Sie das tun würden?«
»Und wie viele Leben werden dafür zerstört?«, beharrte Bethan.
»Wir sollten jetzt nicht den Kopf verlieren«, schaltete Dougall sich ein und durchbrach die Spannung. »Ich glaube, dass Winter genau das verhindern will.«
Das Mädchen deutete ein dankbares Lächeln an. »Es gibt keine Entschuldigung für das, was ich getan habe«, sagte sie, bemüht, mit fester Stimme zu sprechen. »Und ich bitte euch nicht um euer Verständnis. Ich bin bereit, die Folgen meines Handelns zu tragen. Ich will nicht, dass andere dafür bezahlen müssen.«
Wieder suchte sie den Blick ihres Vaters.
»Ich habe dem Exekutor versprochen, dass ich …«, sie zögerte und war kaum in der Lage, die Worte zu wiederholen, »… tun werde, was notwendig ist.«
Morgan Blackwood ergriff zum ersten Mal das Wort. »Das ist ausgeschlossen, Winter. Ich lasse nicht zu, dass man dich opfert. Niemand hat ein Recht, das von dir zu verlangen.«
Für einen kurzen Moment erinnerte ihn Winters Ausdruck an Elaine. Sie war von Mut erfüllt, dabei gleichzeitig sanft und entschlossen.
»Meine Entscheidung hat nichts mit Rhoser zu tun. Aber wenn es nötig wäre, müsste ich es tun, verstehst du? Du und Mama, ihr hattet keine Wahl, aber ich habe noch die Möglichkeit, wiedergutzumachen, was ich getan habe.«
»Indem du auf dein Leben verzichtest?«
»Ich will ihn nicht überleben. Wenn Rhys sterben sollte … durch meine Hand … wäre das Letzte, was ich wollte, Tag für Tag die Erinnerung daran ertragen zu müssen. Das müsstest du besser verstehen als alle anderen, Papa.«
Und früher oder später wird es geschehen , fügte sie im Stillen hinzu. Bethan hat recht. Die MACHT verzehrt ihn.
Madison sah die
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