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Silver Linings (German Edition)

Silver Linings (German Edition)

Titel: Silver Linings (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Quick
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würde ich ihr alles erzählen, was ich über Hawthornes Klassiker denke, und das würde sie bestimmt glücklich machen. Gott, sie wird total beeindruckt sein, dass ich tatsächlich ein Buch gelesen hab, das in so einer altmodischen Sprache geschrieben ist.

[zur Inhaltsübersicht]
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    Die Art und Weise, wie Cliff sich nach Veronicas Dinnerparty erkundigt, verrät mir, dass meine Mutter bereits mit ihm darüber gesprochen hat – wahrscheinlich in dem Bemühen, mich dazu zu bringen, eins von den ordentlichen Hemden zu tragen, die sie mir bei Gap gekauft hat und die Mom schön findet und ich nicht. Sobald ich mich in den braunen Ruhesessel gesetzt habe, kommt Cliff auf das Thema zu sprechen, wobei er sich ans Kinn fasst, wie er das immer macht, wenn er mir eine Frage stellt, die meine Mutter ihm schon beantwortet hat.
    Obwohl ich Cliffs Marotte inzwischen kenne, bin ich froh, ihm sagen zu können, dass sein Rat, das Shirt zu tragen, das mein Bruder mir geschenkt hat, genau richtig war. Erstaunlicherweise will er nicht darüber reden, was ich anhatte. Er will über Tiffany sprechen, und er stellt viele Fragen nach ihr, wie ich mich in ihrer Gegenwart gefühlt und ob ich ihre Gesellschaft genossen habe.
    Zuerst bin ich höflich und antworte, dass Tiffany sehr nett und gut angezogen war und einen ziemlich attraktiven Körper hat, aber Cliff hakt immer weiter nach, wie Therapeuten das so machen, weil sie alle irgendeine übersinnliche Gabe haben, mit der sie deine Lügen durchschauen, und daher wissen sie, dass du irgendwann die Nase voll hast von dem ganzen Gerede und mit der Wahrheit rausrückst.
    Schließlich sage ich: «Na ja, das Problem ist – und das sage ich wirklich nicht gern –, dass Tiffany irgendwas Nuttiges an sich hat.»
    «Was wollen Sie damit sagen?», fragt Cliff mich.
    «Ich will damit sagen, dass sie mehr oder weniger eine Schlampe ist.»
    Cliff beugt sich ein wenig vor. Er blickt überrascht und so beklommen, dass ich mich selbst beklommen fühle. «Worauf stützen Sie diese Beobachtung? War sie provokant gekleidet?»
    «Nein. Ich hab doch gesagt, dass sie ein hübsches Kleid anhatte. Aber gleich nach dem Dessert hat sie mich aufgefordert, sie nach Hause zu bringen.»
    «Das ist doch nichts Schlimmes.»
    «Nein. Aber als wir dann vor ihrem Haus standen, hat sie mich gebeten, Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben, und zwar mit krasseren Worten.»
    Cliff nimmt die Finger vom Kinn, lehnt sich zurück und sagt: «Oh.»
    «Das kann man wohl sagen. Ich war auch geschockt, vor allem, wo sie doch weiß, dass ich verheiratet bin.»
    «Und haben Sie?»
    «Hab ich was?»
    «Geschlechtsverkehr mit Tiffany gehabt?»
    Zuerst verstehe ich Cliffs Frage gar nicht richtig, aber als der Groschen fällt, werde ich wütend. «Nein!»
    «Warum nicht?»
    Ich bin fassungslos, dass Cliff mich tatsächlich so etwas fragt, vor allem, wo er selbst glücklich verheiratet ist, aber ich lasse mich trotzdem dazu herab, seine Frage zu beantworten. «Weil ich meine Frau liebe! Deshalb!»
    «Das dachte ich mir», sagt er, und ich fühle mich gleich ein bisschen besser. Er will nur meine Moral prüfen, was durchaus verständlich ist, weil Menschen außerhalb von psychiatrischen Einrichtungen hohe moralische Werte brauchen, damit auf der Welt alles ohne größere Störungen abläuft − und Happy Ends gelingen.
    Dann sage ich: «Ich weiß nicht mal, wieso Tiffany mich überhaupt gebeten hat, Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Ich meine, ich bin doch kein besonders gut aussehender Typ. Sie ist hübsch, und sie könnte weiß Gott was Besseres haben als mich. Und deshalb denke ich jetzt, dass sie eine Nymphomanin ist. Was meinen Sie?»
    «Ich weiß nicht, ob sie eine Nymphomanin ist oder nicht», sagt er. «Aber ich weiß, dass Menschen manchmal Dinge tun oder sagen, von denen sie meinen, dass andere sie von ihnen erwarten. Vielleicht wollte Tiffany eigentlich gar keinen Sex mit Ihnen haben und hat Ihnen nur etwas angeboten, von dem sie meinte, Sie würden es wertschätzen, damit Sie wiederum Tiffany wertschätzen.»
    Ich denke kurz über seine Erklärung nach und sage dann: «Sie meinen also, Tiffany hat gedacht, ich wollte Sex mit ihr haben?»
    «Nicht unbedingt.» Er fasst sich wieder ans Kinn. «Ihre Mutter hat mir erzählt, dass Sie Make-up am Shirt hatten, als Sie nach Hause kamen. Darf ich fragen, wie es dazu kam?»
    Widerwillig, weil ich nämlich nicht gern aus dem Nähkästchen plaudere, erzähle

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