Silver Linings (German Edition)
ich ihm, dass Tiffany noch ihren Ehering trägt, obwohl ihr Mann gestorben ist, und dass wir uns vor dem Haus ihrer Eltern heulend in den Armen lagen.
Cliff nickt und sagt: «Anscheinend braucht Tiffany dringend einen Freund, und sie hat gedacht, wenn sie Sex mit Ihnen hätte, würden Sie ihr Freund sein wollen. Aber erzählen Sie mir doch noch mal, wie Sie mit der Situation umgegangen sind.»
Also erzähle ich ihm haarklein, wie es dazu kam, dass wir uns umarmt haben und ihr Make-up auf meinem Hank-Baskett-Trikot gelandet ist und …
«Woher haben Sie ein Hank-Baskett-Trikot?», fragt er mich.
«Hab ich Ihnen doch schon erzählt. Mein Bruder hat’s mir geschenkt.»
«Und das haben Sie zu der Dinnerparty getragen?»
«Ja, genau wie Sie gesagt haben.»
Er lächelt und lacht sogar ein wenig, was mich überrascht. Dann fragt er: «Was haben Ihre Freunde dazu gesagt?»
«Ronnie hat gesagt, Hank Baskett ist unser Mann.»
«Hank Baskett ist unser Mann. Ich wette, der fängt diese Saison mindestens sieben Touchdown-Pässe.»
«Cliff, sind Sie etwa ein Eagles-Fan?»
Er stimmt den Schlachtruf der Eagles an – «E!-A!-G!-L!-E!-S!» –, was mich zum Lachen bringt, weil er mein Therapeut ist und ich nicht wusste, dass es Therapeuten gibt, die sich was aus Football machen.
«Tja, jetzt, wo ich weiß, dass Ihr Herz auch für die Eagles schlägt, müssen wir vor oder nach unseren Sitzungen mal über Football fachsimpeln», sagt Cliff. «Sie haben sich Ihr brandneues Hank-Baskett-Trikot von Tiffany wirklich mit Make-up vollweinen lassen?»
«Ja, und dabei ist es eins mit einer aufgenähten Nummer, nicht so ein Billigteil, wo die aufgebügelt ist.»
«Ein echtes Hank-Baskett-Trikot!», sagt er. «Das war wirklich sehr nett von Ihnen, Pat. Hört sich an, als hätte Tiffany nur ein bisschen Zuwendung gebraucht, die Sie ihr gegeben haben, weil Sie ein netter Kerl sind.»
Ich muss lächeln, weil ich mir schwer Mühe gebe, ein netter Kerl zu sein. «Ja, ich weiß, aber jetzt verfolgt sie mich dauernd.»
«Was meinen Sie damit?»
Also erzähle ich Cliff, dass Tiffany seit der Dinnerparty in ihrem knappen Sportoutfit mit dem rosa Stirnband immer schon draußen auf mich wartet, wenn ich meinen Müllsack überstreife und das Haus verlasse, um zu laufen. «Ich habe ihr beim ersten Mal sehr höflich gesagt, dass ich nicht gern mit anderen zusammen laufe, und sie gebeten, mich in Ruhe zu lassen, aber das hat sie schlichtweg überhört und ist die ganze Zeit zwei Meter hinter mir hergelaufen. Am nächsten Tag hat sie das wieder gemacht, und sie macht es immer noch. Irgendwie hat sie meinen Tagesablauf rausgekriegt, und sie ist immer da, wenn ich eine Stunde vor Sonnenuntergang aus dem Haus komme – bereit, mir zu folgen, ganz egal, wohin ich jogge. Ich laufe schnell, und sie bleibt mir auf den Fersen. Ich laufe in gefährliche Straßen, und sie kommt hinterher. Sie wird nie müde, und wenn ich schließlich wieder zu Hause angekommen bin, läuft sie einfach weiter die Straße runter. Sie sagt nicht mal hallo oder auf Wiedersehen.»
«Warum möchten Sie nicht, dass Tiffany Ihnen folgt?», fragt Cliff.
Daraufhin frage ich ihn, was seine Sonja wohl davon halten würde, wenn eine scharfe Frau ihn jedes Mal beim Joggen verfolgen würde.
Er lächelt so, wie Männer lächeln, wenn sie unter sich sind und anzüglich über Frauen reden, und dann sagt er: «Sie finden Tiffany also scharf?» Das überrascht mich, weil ich nicht wusste, dass Therapeuten mit ihren Patienten so reden dürfen wie Männer mit ihren Kumpeln, und ich frage mich, ob das heißt, dass Cliff mich jetzt als seinen Kumpel betrachtet.
«Klar, sie ist scharf», sage ich. «Aber ich bin verheiratet.»
Er fasst sich ans Kinn und sagt: «Wie lange ist es her, dass Sie Nikki zuletzt gesehen haben?»
Ich antworte, dass ich es nicht genau weiß. «Vielleicht ein paar Monate», sage ich.
«Glauben Sie das wirklich?», fragt er und fasst sich wieder ans Kinn.
Als ich bejahe, höre ich, wie meine Stimme schreit und mir sogar das Sch-Wort rausrutscht. Prompt fühle ich mich schlecht, weil Cliff wie ein Freund mit mir geredet hat und geistig gesunde Menschen nicht schreien und ihre Kumpel beschimpfen sollten.
«Tut mir leid», sage ich, als Cliff plötzlich verängstigt aussieht.
«Schon gut», sagt er und setzt ein Lächeln auf. «Ich sollte davon ausgehen, dass Sie wirklich glauben, was Sie mir erzählen.» Er kratzt sich kurz am Kopf und sagt dann: «Meine Frau
Weitere Kostenlose Bücher