Silver Linings (German Edition)
lehnt sich leicht gegen mich, und ich lege einen Arm um ihre Schulter und drücke sie kurz. Sie blickt hoch zu mir und lächelt. «Mein lieber Junge», formen ihre Lippen lautlos, in Kerzenlicht getaucht, und dann fallen wir beide in den Gesang mit ein.
Mein Vater ist schon im Bett, als wir nach Hause kommen. Mom kredenzt uns einen Eggnog und stöpselt die Lichterkette ein, und wir trinken im Schein des Weihnachtsbaums. Sie erzählt, was Jake und ich alles an Weihnachtsschmuck gebastelt haben, als wir Kinder waren; zeigt auf bemalte Tannenzapfen, kleine Bilderrahmen aus Eisstielen mit unseren Grundschulfotos drin und auf Rentiere aus Wäscheklammern und Pfeifenreinigern. «Weißt du noch, wie ihr das da in der soundsovielten Klasse gebastelt habt?», sagt sie andauernd, und ich nicke jedes Mal, obwohl ich mich nicht erinnern kann, irgendwas davon zusammengeklebt zu haben. Es ist komisch, dass Mom sich an alles erinnern kann, was mit Jake und mir zu tun hat, und irgendwie weiß ich, dass Nikki mich niemals mehr lieben wird, als meine Mutter mich liebt – ganz gleich, wie hart ich an meinem Charakter arbeite –, und genau das liebe ich wirklich von ganzem Herzen an meiner Mom.
Als wir gerade den letzten Schluck von unserem Eggnog trinken, klingelt es an der Tür. «Wer mag das sein?», fragt Mom übertrieben dramatisch, um anzudeuten, dass sie genau weiß, wer das sein mag.
Ich werde ganz aufgeregt, weil ich denke, dass es Nikki sein könnte, dass Mom das beste Weihnachtsgeschenk aller Zeiten arrangiert hat. Doch als ich die Tür öffne, sind es nur Ronnie, Veronica, Tiffany und die kleine Emily. Sie kommen förmlich in die Diele gehüpft und singen: «We wish you a Merry Christmas. We wish you a Merry Christmas. We wish you a Merry Christmas and a Happy New Year.» An der Stelle hört Tiffany auf zu singen, aber Ronnie und Veronica schmettern unverdrossen weiter, und meine Mutter lächelt übers ganze Gesicht. Emily ist dick vermummt und sieht aus wie ein Eskimo, doch ihr kleines rundes Gesicht wirkt zufrieden, während sie ihren Eltern zuhört. In ihren dunklen Augen spiegeln sich sogar die Lichter des Weihnachtsbaums. Wie sie da so singen, sieht Ronnies Familie rundum glücklich aus, und ich beneide meinen Freund.
Tiffany blickt zu Boden, doch beim Refrain singt sie wieder mit.
Am Schluss des Liedes hält Ronnie den letzten Ton zu lange, doch meine Mutter klatscht trotzdem, und dann setzen wir uns alle um den Baum und trinken noch mehr Eggnog.
«Vielleicht möchtest du deinen Freunden ja jetzt ihre Geschenke geben», schlägt Mom vor.
Mom hatte mich in den letzten paar Wochen mehrmals mit zum Einkaufen genommen, und wir haben Geschenke für die Menschen ausgesucht, die mir geholfen haben, dass es mir wieder bessergeht, weil Mom es wichtig findet, den besonderen Menschen in meinem Leben an Weihnachten zu danken. Cliff war ganz begeistert von seiner Eagles-Dartscheibe, und wie sich herausstellt, gefallen Veronica und Tiffany die Parfüms, die wir für sie gekauft haben – Gott sei Dank, denn ich habe praktisch an jeder Flasche im Einkaufszentrum Cherry Hill geschnuppert. Ronnie freut sich über den offiziellen NFL-Lederfootball, den ich für ihn ausgesucht habe, damit er an seiner Wurftechnik arbeiten kann, und der Plüschadler im Eagles-Trikot für die kleine Emily ist ein voller Erfolg: Sie drückt ihn an sich und fängt sogar an, auf dem gelben Schnabel zu kauen, kaum dass sie das Papier abgerissen hat.
Für meine Mutter hoffe ich, dass mein Vater herunterkommt und mit uns feiert, aber er tut’s nicht.
«Und wir haben auch ein Geschenk für dich», sagt Ronnie zu mir. «Na los, Em. Jetzt geben wir Onkel Pat sein Geschenk.» Er reicht Emily ein Päckchen, das zu schwer für sie ist, obwohl sie schon ganz gut laufen kann, deshalb hilft er Emily, das Geschenk zu mir herüberzutragen.
«Für Pap!», sagt Emily und fängt gleich an, das Weihnachtspapier abzureißen.
«Willst du mir helfen?», frage ich sie, und alle schauen zu, wie sie den Rest des Papiers abreißt.
Sobald Emily fertig ist, öffne ich die Schachtel, krame durch Styroporchips und ertaste etwas, das sich anfühlt wie eine Art Tafel. Ich ziehe es heraus, und es ist ein gerahmtes Foto von Hank Baskett. Er steht in der Endzone mit einem Football in der Hand.
«Das ist beim Dallas-Spiel aufgenommen worden», sagt Ronnie.
«Lies mal, was auf dem Foto steht», sagt Veronica.
Für Pat –
Du bist auf dem Weg zum Sieg!
Hank Baskett
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