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Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
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gab; dabei ist Vater der einzig Schuldige. Er hat Mama und meinen kleinen Bruder einfach umgebracht; gestern hat er Kai halb totgeschlagen; er macht mit uns, was er will, und wir sind ihm alle ausgeliefert«. Ich weinte, aber nicht nur ich musste weinen, auch der Wolf begann mit Lauten, die wie ein Heulen klangen; er weinte mit mir, kroch näher an mich heran und legte seinen Kopf in meinen Schoß. Ich streichelte ihn und genoss seine Nähe.
    »Mutter sagte immer, in unserer Welt gäbe es Gerechtigkeit. Ich denke, sie lag falsch. Wie kann es denn gerecht sein, dass mein Vater mit all seinen Gräueltaten durchkommt? Er manipuliert und dirigiert uns wie Marionetten, wir können nichts gegen ihn ausrichten. Selbst als das Unglück mit Mutter geschah, stellte er es so hin, als wäre es ihr Werk gewesen.
    Es war um die Mittagszeit, als sein Rausch verzogen war, und erst da rief er den Notarzt und erklärte, dass er auf Geschäftsreise gewesen und soeben erst eingetroffen sei. Er sagte, er habe Mutter und den Säugling tot vorgefunden und sei am Boden zerstört. Seine Frau habe schon immer eine Hausgeburt gewollt und sie hätte sich in diesem Vorhaben nicht beirren lassen. Vater spielte den trauernden Witwer und alle nahmen es ihm ab. Nach Mutters Tod wurden ihm sogar seine Saufeskapaden verziehen, weil der arme Mann ja angeblich Frau und Kind auf tragische Weise verloren hatte. Außer mir kennt niemand die Wahrheit, noch nicht einmal Kai. Obwohl er die offiziellen Umstände von Mutters Tod bezweifelt, darf ich ihm nicht sagen, was wirklich geschehen ist. Vater hat mir versichert, dass, wenn ich es jemandem erzähle, er mich sofort tötet. Ich weiß um die Ehrlichkeit seiner Worte und fürchte mich!«
    Der Wolf erhob sich abermals, um mir in die verweinten Augen zu schauen. Wir sahen uns eine ganze Weile an. In seinem Blick lag eine Glut, eine unbeschreibliche Wärme, die mich verzauberte und mir tiefes Vertrauen schenkte. Er schien mich zu verstehen und tröstete mich durch seine Ruhe. Als er seine linke Pfote hob, um damit sacht über meine feuchte Wange zu fahren, vergaß ich, dass er ein Tier war. Für mich war er fortan ein Vertrauter, ein Freund. Ich musste schniefen, wischte mir die Tränen weg und umarmte ihn. Er legte seinen Kopf auf meine Schulter und wir verharrten an Ort und Stelle. Es war verrückt, aber ich genoss seine Zuneigung – sie erfüllte mich und trug zur Heilung meiner seelischen Verletzungen bei. Der Wolf war das Beste, was mir seit Langem passiert war, und nun erfuhr ich am eigenen Leib, wie tief die Liebe zu einem Tier reichen konnte. Kai hatte nie übertrieben, er sagte mir einst:
    »Tiere sind die besseren Menschen! Sie sind reinen Herzens – ohne Falschheit und Heuchelei –, sie belügen dich nicht, sie betrügen dich nicht, sind immer ehrlich und nehmen dir die Einsamkeit. Ihre Loyalität und Treue sind einzigartig auf dieser Welt. Nirgends wirst du eine solche selbstlose Liebe finden, wie sie dir ein Tier entgegenbringen kann …«
    Kais Worte hallten beständig in meinem Innersten und ich betrachtete liebevoll den Wolf.
    »Du brauchst einen Namen! Der Adler heißt King, weil Kai ihn königlich findet. Dann bist du mein … Prinz. Ja, genau, mein Prinz! Das klingt gut und passt perfekt zu dir, du hast so etwas Edles!«
    Ihm schien es zu gefallen, denn er stand auf und verneigte seinen Kopf vor mir. Ich musste lachen und das tat so gut.
    »Mein Prinz, wenn das so ist … Was hältst du von einem leckeren Kauknochen? Schau nur, was ich dir mitgebracht habe!« Ich packte ihm einen Knochen aus, füllte seine Schalen mit frischem Wasser und Futter, und sah dann bedrückt auf die Uhr.
    »Ich fürchte, ich muss schon los. Aber ich komme heute Mittag wieder zu dir, noch bevor ich zur Arbeit gehe, doch jetzt ist erst mal unser Zaun dran. Vater verlangt, dass Kai ihn repariert, dabei kann Kai kaum stehen, geschweige denn arbeiten; also werde ich es tun müssen. Wäre ja auch alles kein Problem, wenn ich nur ein paar Bretter hätte«, erzählte ich und nahm meinen Rucksack. Prinz schaute mir bedrückt in die Augen. »Mach dir keine Sorgen, das bekomme ich schon hin! Zu dumm, dass ich geflunkert und behauptet habe, dass ich in den Wald gegangen bin, um Holz zu sammeln. Hoffentlich stöbere ich auf dem Heimweg welches auf, am besten wären ja Bretter oder gar Latten, damit würde es am schnellsten gehen. Mal schauen, ob ich etwas dergleichen finden werde. Mach’s gut und bis später!« Ich wollte

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