Silver Moon
Wenn du für Kais Freilassung einen Mann heiraten musst, der dich … der … ach, so einen Mistkerl!«
› Was ist mit uns?‹ … hatte er gefragt.
›Uns‹, hallte das Wörtchen noch nach einer kleinen Ewigkeit in meinem Kopf. Es berauschte meine Sinne, es klang so schön.
»Es gibt keine Lösung, die uns alle glücklich macht!«, beteuerte ich leise. »Vertraust du mir?«, konterte er und schob mich leicht von sich, um mir in die Augen sehen zu können.
»Mehr als jedem anderen!«
»Dann beweise es und tue, was ich dir sage! Leg dich jetzt schlafen! Bleib heute Nacht bei mir und warte einfach ab.«
Ich blickte ihn irritiert an. »Wirst du morgen früh noch da sein, wenn ich aufwache?« Ich hatte es geahnt. Yuma schüttelte den Kopf. »Nein, ich muss zeitig los, aber du bleibst hier, und zwar den ganzen Tag! Du wirst auch nicht zur Arbeit ins Krankenhaus gehen, das wäre zu gewagt!«
Das war viel verlangt, darum versprach ich ihm nichts.
»Werden wir uns wiedersehen?«, wollte ich stattdessen wissen.
»Ja, sicher!«
Seine Worte klangen deutlich und überzeugend, aber er hatte es mir an jenem Morgen des Dakota-Fests auch versprochen, und das lag eine ganze Weile zurück. Dazwischen hatten wir uns nie gesehen.
»Wann? Wird es wieder Wochen dauern? Ich weiß nicht, ob mir
noch so lange Zeit bleibt!«
»Uns bleibt alle Zeit der Welt! Du kannst mich immer besuchen kommen, am besten, du bleibst gleich da! Ich bin jede Nacht hier und warte auf dich! Ich verschwinde zwar immer, wenn die Sonne aufgeht, aber mit der Dunkelheit kehre ich zurück!«
Seine Worte hätten mich stutzig machen müssen, doch ich wollte die Zweideutigkeit dahinter gar nicht verstehen. Einzig, dass ich jede Nacht zu ihm kommen konnte, stach deutlich heraus.
»Du bist nachts immer hier? Ich könnte praktisch jede Nacht zu dir kommen?«
»Ja, ich bitte sogar darum! Ich würde gerne jede einzelne meiner Nächte mit dir teilen!«, sagte er leise und ließ sich in die Kissen sinken. Yuma reichte mir seine Hand und zog mich sanft zu sich. Ich war durchdrungen von reinem Glück. Ich fragte nicht, weshalb er nur nachts hier war, ich fragte auch nicht, wo er sich während des Tages aufhielt. Es war beruhigend zu wissen, dass er immer in der Hütte war, sobald es dunkel wurde, und dass ich ihn nächtlich sehen konnte, machte mich zum glücklichsten Menschen der Welt. Jetzt hatte selbst die Furcht vor meiner Zukunft keine Chance mehr, in mein Herz zu dringen. Ich schien vor sämtlichen Ängsten gefeit zu sein. Die unbändige Liebe in mir war stark und vertrieb alle Sorgen.
In jenem Augenblick, als ich mich an seinen warmen Körper kuschelte und Yuma seine Arme fest um mich schloss, kehrte ich ins Paradies zurück.
»Schlaf gut!«, flüsterte er und streichelte mir übers Haar.
»Mmh, du auch!« Selig schlummerte ich ein.
In der Nacht hörte ich Stimmen, dann spürte ich plötzlich etwas an meinem Bein … einen Druck! Ich drehte mich zur Seite, da klapperte etwas. Ich wurde unruhig. Dann hörte ich wieder Stimmen, diesmal lauter. »Geh nicht alleine!«
»Nein, keine Sorge!«, sagte jemand direkt neben mir. Schlaftrunken versuchte ich aufzustehen, wurde aber sanft zurück in die Kissen gedrückt.
»Psst, ist gut. Leg dich wieder hin!«, hauchte mir Yuma ins Ohr.
»Wer soll nicht alleine gehen?«, murmelte ich benommen.
»Nichts, Kira, gar nichts! Du hast nur geträumt. Schlaf wieder ein, schlaf, alles ist gut!«, flüsterte Yuma und streichelte mir sanft übers Haar. Im Glückstaumel der Gefühle sank ich in seine Arme zurück. Aber noch einmal wurde ich durch einen leichten Knall aufgeschreckt. War das die Türe gewesen? War jemand hier? Ich tastete nach Yuma. Er lag dicht neben mir und griff sofort nach meiner suchenden Hand. Ich wollte mich erheben, um nachzusehen, woher der Knall gekommen war, hatte aber keine Chance – Yuma hielt mich zurück und zog mich noch fester an sich.
Mir war es plötzlich egal, ob jemand durch die Tür gegangen war. Sollte kommen und gehen, wer wollte! Solange ich bei Yuma sein durfte, konnte die Welt untergehen. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn sie untergehen würde, philosophierte ich verträumt, dann wäre diese Nacht das Ende, und das Letzte, was ich gespürt hätte, wäre das pure Glück gewesen. Aber die Welt versank in jener Nacht nicht. Ich erwachte am nächsten Morgen – ohne Yuma!
Statt seiner lag Sakima neben mir im Bett …
Unbeschwerte Tage
Ich war noch ganz verschlafen und sah ihn
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