Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silver Moon

Silver Moon

Titel: Silver Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elea Noir
Vom Netzwerk:
Zustand noch übertreffen lassen würde, wurde aber schnell eines Besseren belehrt. Auf halber Strecke griff Yuma nach meiner Hand. Er hielt sie fest und streichelte mit seinem Daumen über meinen Handrücken … Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gedacht, dass Sakima mich abschlecken würde. Wenn ich traurig war oder Angst hatte, war es genau diese Stelle, die er immer liebkoste, so, wie es jetzt Yumas Finger tat. Wir gingen Händchen haltend weiter und die Schmetterlinge waren in meinen Bauch zurückgekehrt. Sie tanzten gerade ihren schönsten Tanz. Ich hätte mir gewünscht, dass die Straße nimmer endet; sie hätte uns weiterführen können – von mir aus bis ans Ende der Welt –, aber bereits an der kleinen roten Hütte war Schluss. Yuma öffnete und wir gingen hinein.
    Er ließ die Jalousien herab und zündete eine Kerze an; dann deutete er wortlos aufs Bett. Ja, nirgends wollte ich lieber sein als mit ihm in dem Bett, in dem ich für gewöhnlich mit Sakima kuschelte. Obwohl Yuma eigentlich reden wollte, brauchten wir am Anfang keine Worte – wir verstanden uns auch so, schweigend, fühlend!
    Ihn einfach nur zu sehen: seine weichen Gesichtszüge, die glühenden Augen, seine vollen Lippen, die leicht geröteten Wangen und das süße Grübchen im Kinn, sein schwarzes, langes Haar, das offen über die Schultern fiel – all das hatte ich so lange vermisst. Ich konnte mich kaum an ihm sattsehen und suchte immer wieder seine bernsteinfarbenen Augen, das Vertraute darin … Sie waren wie der Eingang zu meinem wahren Zuhause. Ich spürte, dass ich zu ihm gehörte – nur zu ihm, zu keinem anderen, solange ich lebte!
    Wir hatten es uns auf dem Bett gemütlich gemacht. Yuma rückte dicht neben mich, blickte aber starr auf die Bettdecke. Sein Atem war stärker als gewöhnlich, er holte tief Luft und pustete sie laut aus. Es hatte den Anschein, als wartete er auf etwas, auf den richtigen Moment – aber wofür? Es war, als focht er einen Kampf gegen sich selbst – offenbar siegte er, denn plötzlich brach er die Stille.
    »Warum wirst du Brock heiraten?«, wollte er wissen und sah mich direkt an. Hatte er etwa Tränen in den Augen? Ich musste genauer hinsehen, aber seine wunderschönen Augen waren tatsächlich wässrig. Er biss sich nervös auf die Unterlippe. Erst jetzt erreichte seine Frage mein Herz.
    Weshalb ich Brock heiraten würde …
    Ich hätte erstaunt sein müssen, vielleicht sogar entsetzt, doch ich war es nicht – eher ergriffen. Seine Frage tat mir weh, der Inhalt schmerzte uns beide. Ich fand keine plausible Antwort. »Ich muss!«, wisperte ich. Yuma griff nach meinen Händen, er hielt beide ganz fest und sah mir tief in die Augen. »Kira, du musst GAR NICHTS! Einzig sterben musst du irgendwann, aber ansonsten – gar nichts! Womit wirst du gezwungen? Welchen Köder halten Brock und dein Vater gegen dich in der Hand?«
    Volltreffer , dachte ich und fühlte mich in die Enge getrieben. Sakima konnte mich nicht fragen, daher brauchte ich ihm unangenehme Fragen nie zu beantworten. Und bei Bob, da schaffte ich es zu schweigen, aber bei Yuma … da war alles anders! Ich konnte ihn nicht belügen und auch nicht länger schweigen. Er erwartete eine Antwort von mir, und ich wollte ihn nicht enttäuschen.
    »Kai und Nino … das sind die Köder!«, offenbarte ich leise und sah bedrückt auf die Bettdecke. Yuma wirkte nicht überrascht.
    »Dachte ich mir! Weshalb sollte Kai auch nicht mehr zu meiner Schwester kommen? Anouk vermisst ihn schrecklich, und ich selbst kenne diesen Schmerz nur zu gut! Wo sind deine Brüder?«
    Ich haderte mit mir, ehe ich antwortete. »Bei uns zu Hause … im Keller! Sie … sie sind dort festgekettet. Ich habe einfach keine Chance, die Eisenfesseln und Schlösser zu lösen, Vater trägt die dazugehörigen Schlüssel ständig an seinem Gürtel«, begann ich zu erzählen und es glich einem Befreiungsschlag. Meine Worte entfalteten sich zu einer Naturgewalt, zu einem reißenden Strom, dessen Damm nun gebrochen war. Es floss alles aus mir heraus: »Darum muss ich tun, was Brock von mir verlangt – sämtliche widerlichen Dinge! Tu ich es nicht oder weigere ich mich, bekommen es meine Brüder zu spüren! Beide haben schon so viele Schläge einstecken müssen, jetzt bin ich dran – das bin ich ihnen schuldig!«
    Yuma, der sonst immer so friedlich war, ballte wütend seine Hände zu Fäusten. Er wirkte verbittert und vermied es, mir in die Augen zu sehen. Sogleich bereute ich

Weitere Kostenlose Bücher