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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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Nero ging zurück zum Eingang der Fabrikhalle, zündete eine Zigarette an und schnappte sich seine Tasche, die er dort hatte stehen lassen. Für einen kurzen Moment verweilte er an Ort und Stelle, betrachtete die Wand, an die er keine fünfzehn Minuten zuvor Ray gedrängt hatte.

    Nero war bereits den gesamten Tag schlecht drauf gewesen. Da Ray ihn so angegangen war, hätte es nur desaströs enden können. Das war passiert, in vielerlei Hinsicht. Nero hatte über sich und die Situation die Kontrolle verloren. Ein Ausrutscher. Mehr war es nicht gewesen. Aber er wusste, dass ein solcher nicht wieder geschehen durfte.

    Nero schnippte den Rest der Kippe fort. Die Tasche geschultert, verließ er das Fabrikgelände. Gedanklich legte er diesen Abend ad acta. Er hoffte, dass es in nächster Zeit besser lief.

    ***

    „Das ist dein Ernst? Du stellst meine Entscheidung infrage?“

    Nero glaubte, sich verhört zu haben. Mit einer angehobenen Augenbraue betrachtete er Sven, den Manager von ´Silvermind`. Braune zerwühlte Haare und blaue Augen waren die einzigen Merkmale, die halbwegs akzeptabel an dem Typen aussahen. Nero hatte diesem heute die Information zukommen lassen, dass sie einen Ersatz für Neo gefunden hatten. Sven war nicht begeistert.

    „Ich bin damit nicht einverstanden.“

    „Pech gehabt. Du hast überhaupt nichts zu melden, oder hast du das vergessen?“

    „Es geht ums Prinzip.“

    „Um was für eines?“, meinte Nero spöttisch, dem das Gespräch auf den Geist ging. „Es kann dir scheißegal sein, wen ich in die Band nehme. Kümmere dich um die Angelegenheiten, für die du zuständig bist. Wir sind wieder zu viert, also kalkuliere das bei der Buchung der Hotelzimmer ein.“

    Genervt klopfte er mit den Fingern auf die Stuhllehne, sein Fuß wippte zu einem stummen Takt. Er würde gleich gehen. Länger ertrug er Sven, diese Flachzange, nicht.

    „Sei nicht so ein Arschloch, Nero.“

    „Reiß dich zusammen. Von dir muss ich mir das garantiert nicht bieten lassen. Was willst du mir sagen, mh? Das mein Bruder zurück soll?“

    „Er wäre besser geeignet.“

    „Erzähl mir nichts von Kompetenz, wenn du keine Ahnung hast. Das ist Bandsache, nicht deine. Neo ist aus gutem Grund gegangen und vor dir muss ich keine Rechenschaft ablegen.“ Die Arme verschränkend sah er Sven herausfordernd an. Dieser lehnte sich im Chefsessel zurück. Die Stille, die entstand, war aufgeladen mit Spannung. Ein stummes Blickduell erfolgte. Nero hatte Sven noch nie leiden können. Ihm war es ein Rätsel, wie sie die Jahre über miteinander ausgekommen waren. Das schien nicht mehr der Fall zu sein, seit Neo weg war. Das war der Knackpunkt.

    „Du willst es wirklich wissen, was?“, meinte Sven düster.

    „Klar, immer.“

    „Und arrogant wie eh und je. Dein Bruder war umgänglicher.“

    „Weil er dich ran gelassen hat? Tja, Pech gehabt. Das ist nicht mein Niveau“, erwiderte Nero abschätzig. Ihn kotze es zugegebener Maßen ziemlich an. Nero war ein Mistkerl? Bitte. Lieber knallharte Ehrlichkeit als Heuchelei. Er musste Sven nichts beweisen. Dafür war er zu lange im Geschäft und wusste allzu gut, wie die Dinge liefen. Ersatz würde es jederzeit und überall geben. Vor allem für Sven.

    Nero fiel auf, dass der ungewöhnlich still geworden war. Er hob den Blick. Der Manager saß mit versteinertem Gesicht im Stuhl.

    „Hast du gedacht, ich weiß es nicht?“ Nero schüttelte abfällig den Kopf. „Du bist dümmer, als ich dachte.“ Damit stand er auf und verließ das Büro. Sollte der Kerl machen, was er wollte. Nero hatte genug. Jetzt verstand er, warum Neo damals auf ein Label gepocht hatte. Besonders auf dieses … Es gab Dinge, die erfuhr man zu spät.

    Als er nach draußen trat, ergoss sich kalter Regen auf sein Gesicht. Seit zwei Tagen schüttete es wie aus Eimern. Der Himmel war zugezogen, sämtliche Farben wirkten reinweg grau. Zudem war es ungemütlich kalt. Längst hätte Frühling sein sollen. Der jedoch hielt sich bedeckt. Nero steckte die Hände in die Jackentaschen. Wurde Zeit, dass sich etwas änderte. Nicht nur das Wetter.

    Nero begab sich zur U-Bahn. Den Wagen hatte er heute nicht genommen, da es bei dem Regen leichter war, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Zudem stressfreier. Als Nero einstieg, erkannte er, dass er ein halb leeres Abteil erwischt hatte. Er schüttelte die Regentropfen aus den Haaren und sah kurz die Personen an, die in dem Waggon saßen. Zwei Jugendliche, kaum

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