Silvermind (German Edition)
Nero zu ihm.
„Alles klar bei dir?“
„Ich denke schon.“
Nero schnaubte ob der unbefriedigenden Antwort.
„Was heißt das?“ Ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, Ray mit auf die Bühne zu nehmen, obwohl dieser verletzt war. Rippenbruch und genähte Schnittwunde waren keine gute Kombination. Er würde Wort halten und das Konzert abbrechen, sobald er merkte, dass Ray nicht mehr konnte.
„Mir ist schlecht, weil ich aufgeregt bin. Ich glaube, mir ist gerade bewusst geworden, dass wir gleich auftreten werden.“
„Und der Rest?“
„Ich komme klar, Nero. Mache dir keine Gedanken, konzentrier dich auf das Konzert.“
„Wenn es dir scheiße geht, trete ich nicht auf. Ich habe dir gesagt, dass ich das Risiko nicht in Kauf nehmen will.“
„Ich schaffe das.“
„Sicher?“
„Ja und jetzt hör auf, darauf herumzureiten. Du machst mich wahnsinnig“, knurrte Ray. Nero kam nicht dazu, darauf etwas zu antworten, denn Mark trat zu ihnen, mit drei Gläsern in den Händen.
„Jungs, wir wollen anstoßen.“ Nero nahm ihm zwei ab und reichte eines davon Ray. Zeno und Blair kamen ebenfalls zu ihnen. Kreisförmig standen die Fünf in dem kleinen Raum, die Gläser erhoben.
„Auf ´Silvermind`“, meinte Blair.
„Auf eine gute Show“, ergänzte Zeno.
„Auf geiles Publikum“, fügte Mark hinzu.
„Auf euch Jungs“, sagte Ray.
„Auf unseren Neuzugang“, schloss Nero und nickte dem Kleinen zu. Mit einem Kampfschrei stießen sie miteinander an und kippten den Wodka hinter. Danach schmissen sie die Gläser auf den Boden.
„Los geht´s“, meinte Nero, als der Frontsänger der Vorband sie ankündigte. Tosender Applaus des Publikums brandete auf. Sie gaben sich ein letztes Mal einen Handschlag, bevor Zeno als Erster hinausging und sich ans Schlagzeug setzte. Der Drummer gab den Rhythmus vor, dem Blair als Zweiter folgte, mit dem Keyboard einstieg. Als Nächster kam Mark, der sich den Bass griff. Nero sah Ray an.
„Jetzt wir … Zeig ihnen, was in dir steckt, Ray.“ Damit zog er ihn ins Scheinwerferlicht.
Auf der Bühne angekommen, wurde er von Jubelrufen und lauten Pfiffen begrüßt. Die Fans waren ohrenbetäubend laut. Ray war hinter ihm, holte sich die E-Gitarre und legte sich diese um. Sofort griff er die Akkorde des Titels, den die anderen bereits angespielt hatten. Es war ´Fight`. Nero trat ans Mikro, nahm es aus der Halterung und bewegte sich im Takt der Musik. Als sein Einsatz kam, legte er los:
This desire, this thirst
You lie on the ground to see
I can´t control it
Must do it
Must take you down
I can´t tolerate
that you´re stronger than me
I tackle you down
have to shoot you as prey
so that you can´t be dangerous
Please, don´t defend yourself
I´m gonna get ya
And in the end
I´d win the victory over you
Fight, because that´s all
Fight, tear everything into pieces
Fight, but you belong to me ...
Nachdem der letzte Ton verklungen war, tobte das Publikum. Nero wartete, bis es sich einigermaßen beruhigt hatte, dann setzte er zur Begrüßung an.
„Hallo Berlin! Seid ihr gut drauf?“ Ein donnerndes „Ja“ ertönte. Nero lachte dunkel ins Mikro. „Ich kann euch nicht hören, ihr seid so leise.“ Dieses Mal waren die Fans mehrere Dezibel lauter. „Okay, okay. Ihr müsst ja nicht gleich mein Trommelfell zum Platzen bringen.“ Lachen ging durch die Reihen. Nero begab sich langsam auf Ray zu.
„Bevor wir euch einheizen, liebe Leute, eine Kleinigkeit vorweg. Wie ihr alle wisst, hat Neo die Band verlassen. Vor gut zwei Monaten hatten wir den Aufruf gestartet, dass wir einen neuen Gitarristen suchen. Zudem brauchte ich jemanden, der mich begleitet. Die Jungs hinter mir können ja alle nicht singen“, meinte er und deutete auf Blair, Zeno und Mark, die ihn gespielt empört ansahen. „Ist leider so, Jungs. Es kann nicht jeder mit dem Talent gesegnet sein, Töne zu treffen“, feixte er weiter. Schließlich erreichte er Ray und legte diesem einen Arm um die Schulter. „An diesem Abend begegnete ich einem blauhaarigen Kerl an der Bar. Wie immer trank ich ´Green Power`, als mir plötzlich das Glas aus der Hand gestoßen wurde. Was passierte? Richtig, das Zeug ergoss sich wunderbar klebrig auf mich. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt gewusst, dass ich den Kerl wiedersehen würde … oh oh, sage ich nur“, lachte Nero.
Das Publikum stieg mit ein. „Zufällig tauchte er beim Casting auf…“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause und sah Ray tief
Weitere Kostenlose Bücher