Silvermind (German Edition)
an. Dann wandte er sich wieder der Masse zu. „Leute, ich muss gestehen, dass ich Gänsehaut hatte. Denn er kann nicht nur fantastisch spielen, er hat auch eine hammergeile Stimme. Und damit begrüßt unseren neuen Gitarristen und Sänger, von dem ihr genauso begeistert sein werdet wie ich: Ray.“
Es war unglaublich, wie die Fans reagierten. Ray wurde mit Applaus und Pfiffen geehrt. Das Publikum war absolut begeistert. Nero war stolz, war froh, dass die Leute ihn annahmen. Mitten in das Getöse wandte er sich direkt an ihn. „Ich würde sagen, Willkommen in der Band, Kleiner.“ Für einen Moment sahen sie sich an. Die grauen Augen strahlten ehrliche Verwunderung aus. Darunter verbarg sich tiefe Dankbarkeit. Nero klopfte ihm auf die Schulter und ging zurück in die Mitte der Bühne. Es würde zwischen ihnen funktionieren, da war er sich sicher.
„Und jetzt rocken wir Berlin. Bringt die Hauptstadt zum Beben, Leute!“, brüllte er der Menge zu. Damit gab er Zeno das Zeichen zum Anzählen …
***
„Geil, geil, geil“, wiederholte Mark auf dem Weg in den Backstage Bereich. Nero konnte dem nur zustimmen. Er war schweißnass und völlig fertig, aber das war es ihm wert. Eindeutig war ihr erster Auftritt ein voller Erfolg gewesen.
„Gleich Autogramme geben und dann Abbau, oder?“, fragte Zeno, der sich ein Handtuch um den Hals gelegt hatte. Nero nickte. „Wird eine Weile dauern, bis wir aufbrechen können.“ Angekommen in dem Raum, sank er geschafft auf ein Sofa. Adrenalin durchströmte ihn. Es war ein gutes Gefühl, den Körper zu spüren. Die vergangenen Szenen rasten durch seinen Kopf. Die Parts mit Ray hatten geklappt. Der Kerl war Wahnsinn. Head-Banging und heiße Tanzeinlagen waren Programm gewesen. Nero hätte nicht gedacht, dass die Show noch besser als die Probe wurde. Auch die anderen hatten einen sehr guten Job gemacht.
Er ließ sich tiefer in die Polster sinken. Die Boots drückten ein wenig, sodass er die Beine lang machte. Er würde froh sein, wenn er sich der Schuhe bald entledigen konnte. Von Mark bekam er eine Flasche Limonade gereicht.
„Danke“, meinte er zu seinem Kumpel und trank einen großen Schluck. Dabei ließ er den Blick durch den Raum schweifen. „Wo sind Blair und Ray abgeblieben?“, erkundigte er sich, da diese beiden offensichtlich fehlten. Mark zuckte mit den Schultern.
„Sie mussten pinkeln“, gab Zeno ihm die Auskunft. Nero hob die Augenbraue. Blair war noch nie mit jemandem gemeinsam aufs Klo gegangen.
„Seit wann steht der Keyboarder auf Gesellschaft?“
„Keine Ahnung. Zieh dir was über, wir müssen gleich runter“, meinte Zeno, ihm eine Jacke hinhaltend. Nero hatte im Laufe der Show das Oberteil eingebüßt. Er tat wie ihm geheißen. Zehn Minuten später waren Blair und Ray immer noch nicht wieder da, was Nero stutzig werden ließ.
„Jungs, ich schau mal nach den beiden“, meinte er. Es war unnormal, dass Blair solange wegblieb. Der Weg führte ihn zu den Toiletten. Aus dem Raum drangen Stimmen zu ihm. Es waren unverkennbar die beiden.
„Nein, ich will nicht wie ein kleines Kind behandelt werden!“, stieß Ray zwischen den Zähnen aus.
„Das hat damit nichts zu tun. Sieh dich an.“
„Ich brauche nur einen Moment, geht gleich wieder.“ Nero öffnete die Tür und schloss sie hinter sich. Er musste nichts weiter hören, wusste, worum es ging. Gedanklich fluchte er, da er es zugelassen hatte. Ein Blick auf Ray bestätigte ihm das, was er bereits geahnt hatte. Ihm ging es nicht gut. Mit dem Kopf an den Fliesen und die Augen geschlossen lehnte dieser an der Wand.
„Blair, ich übernehme“, meinte Nero unbeirrbar und trat zu ihnen. Beide zuckten zusammen.
„Scheiße!“, fluchte Ray und sah ihn unter gesenkten Lidern an. Dann drehte er den Kopf zur Seite, presste die Lippen aufeinander. Blair nickte. „Soll ich die Autogrammstunde absagen?“
„Ja, kümmere dich mit den anderen bitte um den Abbau. Sammelt die Leute der Crew zusammen und schafft alles in den Bus.“
„Alles klar. Brauchst du irgendwas?“
„Nein. Ich werde Ray gleich in den Bus bringen.“
„Okay.“ Damit verschwand der Keyboarder. Nero wandte sich dem Kleinen zu.
„Du bist ein gottverdammter Lügner, du blöder Idiot!“, schimpfte er und trat direkt vor Ray. Er packte ihn an den Schultern.
„Sieh mich an.“
„Du solltest gar nicht hier sein“, meinte Ray kraftlos. Nero schnaubte.
„Du hast mich belogen. Diese Scheiße kann ich nicht
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