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Silvermind (German Edition)

Silvermind (German Edition)

Titel: Silvermind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Nightsoul
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konnte er allzu gut verstehen. Vielleicht kannte er den Kleinen nicht lange, aber dessen graue Augen hatten ihm Dinge erzählt, die der an Gefühlen nie ausgedrückt hätte. Er wusste, dass Ray mit kratzenden und beißenden Dämonen zu kämpfen hatte. Aber er bezweifelte, dass der mit ihm darüber reden würde. Nero drückte die Kippe aus.

    „Ich leg mich wieder hin. Machst du zu?“, meinte er, in der Hoffnung, Schlaf zu finden. Der Kleine nickte. Müde glitt Nero unter die Decke. Das Bett war noch warm, mit dem Duft ihrer beider Körper behaftet. Er atmete tief ein.

    Nachdem Ray eine Weile am Fenster gestanden hatte, kam dieser zum Bett zurück. Stumm lagen sie in der Finsternis nebeneinander. Nero lauschte auf die gleichmäßigen Atemzüge des Anderen, versuchte so, in den Schlaf zu sinken. Doch wissend, dass der Kleine nur ein paar Zentimeter entfernt lag, machte ihn unruhig. Zudem hörte er leises Zähneklappern.

    „Ist dir kalt?“, meinte Nero. Daraufhin verschwand das Geräusch. Aber nicht lange und es ertönte wieder.

    „Nein“, gab Ray von sich. Nero streckte die Hand aus, schlüpfte unter Rays Decke und betastete dessen Arm. Was er zu fühlen bekam, war Gänsehaut und eisiges Fleisch.

    „Komm her“, richtete er an Ray.

    „Ist okay. Bin nur übermüdet und stand zu lange am Fenster“, meinte der mit dem Gesicht zu ihm gewandt. Nero hatte keinen Nerv, zu diskutieren. Er überbrückte den letzten Abstand zwischen ihnen und kroch unter die Decke des Kleinen. Mit dem Arm zog er Ray an seinen Körper. Brust an Brust lagen sie aneinander.

    „Ich dachte, dass mit dem Kuscheln wäre ein Scherz gewesen.“

    „War´s auch, Frostbeule“, knurrte Nero. Nach ein paar Minuten hörte Rays Zähneklappern auf, die Gänsehaut verschwand. Trotzdem rutschte Nero nicht weg. Schweigen umhüllte sie, die Nacht senkte sich auf sie hinab. Nero lag eine Weile bewegungslos vor Ray, bis sein Arm, auf dem er abgestützt war, anfing einzuschlafen.

    „Ray?“

    „Mh?“, machte der schläfrig.

    „Hebe mal kurz den Kopf.“ Als Ray tat, wie ihm geheißen, schob Nero den Arm unter Rays Kissen.

    „Kannst dich wieder hinlegen“, meinte er. Ray ließ sich zurück in die Federn sinken und hauchte gegen Neros Hals den warmen Atem. Nero lauschte auf die Atemzüge des Kleinen, die eine beruhigende Wirkung auf sein Innerstes hatten.

    Je gleichmäßiger sich Rays Brust senkte, desto schläfriger wurde Nero. Während der Kleine endgültig in den Schlaf glitt, positionierte Nero sich so, dass er entspannt liegen konnte. Er legte dem Kleinen einen Arm auf die Taille, rückte noch ein Stück näher an den Körper heran und verbarg den Kopf an dessen Hals.

    Nach einer Weile konnte Nero gegen den Schlaf nicht mehr ankämpfen. Erschöpft schloss er die Augen, ergab sich der stillen Finsternis. Ein letztes Mal dachte er an den bevorstehenden Auftritt und hoffte, dass alles glatt laufen würde. Schließlich schlief er mit Ray im Arm ein.

    ***

    Ihre Tour verlief ohne weitere Komplikationen. Sie hatten Thüringen, Bayern und Österreich hinter sich gelassen, mit Erinnerungen an bombastische Auftritte und ausgeflippten Fans. Jetzt waren sie in Richtung Zürich unterwegs, um dort das nächste Konzert zu geben. Momentan waren sie an einer Tankstelle, hatten dort vor Grenzübergang einen Zwischenstopp eingelegt.

    Nero stand mit einem Kaffeebecher in der Hand an einem Tisch, die Umgebung und Leute musternd. Er war erschöpft von der langen Fahrt, übernächtigt, da er in den letzten Tagen kaum Schlaf gefunden hatte. Er musste zugeben, dass die Wochen wie im Flug vergangen waren. Nero hatte kaum mitbekommen, wie rasend schnell die Zeit vergangen war, wie viel sie bereits hinter sich gelassen hatten. In wenigen Wochen hatten sie Einiges erlebt. Im Vergleich zur vorherigen Tour, war Nero jedoch gesitteter geworden. Während die anderen Feiern gegangen waren, hatte er sich im Bus oder den Unterkünften aufgehalten und versucht, gegen die Veränderung anzukämpfen, die sich unweigerlich eingestellt hatte.

    Die Nächte in Gesellschaft zeigten Wirkung. Nero war nicht mehr in der Lage, zu leugnen, dass die Anwesenheit des anderen Körpers im Bett ihm nichts ausmachte. Die Zimmerverteilung war beibehalten worden, sodass Nero gezwungen war, die Nächte mit dem Kleinen zu verbringen. Doch entgegen dem, was er Ray erzählt hatte, probierte Nero, Abstand zu wahren. Diesem ging es mittlerweile wieder gut. Die Wunde war verheilt, die Rippen

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