Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Silvy macht ihr Glück

Silvy macht ihr Glück

Titel: Silvy macht ihr Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
Vom Netzwerk:
Gesellschaft.“
    Sie wandte sich so weit herum, daß sie den Sprecher sehen konnte. Es war Hernäs.
    „Oh, guten Tag, Herr Hernäs“, erwiderte Frau Allen.
    „Nun, sind Sie gut heimgekommen?“
    Ein Zucken lief über Hernäs schlaffe Züge.
    „Doch, danke, gnädige Frau. Mit einem so tüchtigen Chauffeur – “ seine Stimme klang unüberhörbar impertinent.
    „Und wie geht es Ihnen, Frau Allen? Wollen Sie verreisen?“ sprach er weiter.
    „Ja, ich will eine Frankreichtour machen.“
    „Nach Frankreich, das lass’ ich mir gefallen! Dabei dachte ich, Sie wären gestern nach Ringerike auf Sommerfrische gegangen.“
    „Was für eine Idee! Aber Sie verwechseln mich wohl mit meiner Schwägerin, die gestern nach Ringerike gefahren ist.“
    „Ja, da sehen Sie’s, gnädige Frau, ich war doch nicht so ganz falsch unterrichtet. Kleine Vögel singen ja beständig von dem, was sich andere Leute vornehmen.“
    „Wirklich?“ fragte Frau Allen kühl. „Solche kleinen Vögel höre ich nie.“
    „Sie haben ein leicht erkennbares Auto, wissen Sie, gnädige Frau, und einen weiblichen Chauffeur. Das genügt ja, damit die kleinen Vögel singen. Wenn Sie außerdem so liberal sind, daß Ihr Chauffeur das Auto zu seinem Privatvergnügen gebrauchen darf…“
    Einen Augenblick lang vergaß sich Sylvi. Sie wandte sich abrupt an Hernäs. „Was sagen Sie da?“
    „Auweh, habe ich mich verplappert? Aber natürlich, Ihr hübscher Kavalier, der Sie den Tyrifjord entlang unterhalten hat, sollte wohl ein Geheimnis bleiben! Himmel ja, immer trete ich ins Fettnäpfchen.“
    „Wenn Sie den Herrn meinen, den mein Chauffeur gestern mittag zur Stadt fuhr, geschah das erstens mit meiner Einwilligung, und zweitens geht das weder Sie noch andere Vögel etwas an. Bitte, fahren Sie weiter, Fräulein Eriksen.“
    Sylvis Wangen brannten vor Zorn. Pfui Teufel, was für ein widerwärtiger Kerl! Und der kam als Gast in Frau Allens Heim! Ach, sie sollte nur wissen, wie er wirklich war. Aber Frau Allen verstand wohl ohnehin. Sie war großartig, ganz großartig. Wie sie den ekelhaften Kerl hatte abblitzen lassen!
    Die nächste Ampel zeigte Rot. Sylvi wandte sich einen Augenblick um:
    „Verzeihung, gnädige Frau. Wollten Sie heim? Sie baten mich nur zu fahren.“
    Frau Allen lachte.
    „Ja, wissen Sie, mir war es die Hauptsache, von der Gesellschaft wegzukommen, in die wir hineingeraten waren. Doch fahren Sie nur heim. Hinterher können Sie den Wagen gern zu persönlichem Gebrauch’ haben. Sie können zur Polizei fahren und Ihren Paß in Ordnung bringen.“
    Sylvi empfand plötzlich eine starke Zuneigung zu Frau Allen. Und sie stellte sich vor, daß es schön sein müßte, eine solche Mutter zu haben.
    „Lassen Sie das Auto noch stehen und kommen Sie mit mir herein“, sagte Frau Allen, nachdem sie zu Hause angekommen waren.
    Sie ließ Klara ihren Mantel abnehmen und ging mit Sylvi direkt in das Eckzimmer. Dort prüfte sie selbst, ob die Tür auch geschlossen war.
    „Hören Sie mal, Fräulein Eriksen, da ist etwas, worüber ich Bescheid haben will. Was ist zwischen Ihnen und Herrn Hernäs passiert?“ fragte sie dann.
    „Passiert zwischen uns? Nichts, gnädige Frau.“
    „Unsinn. Sie sollen mich nicht anlügen. Glauben Sie denn, ich bin blind? Glauben Sie, ich verstehe nicht, daß er sich rächen wollte? Also was ist geschehen?“
    „Gnädige Frau, ich versichere…“
    Frau Allen wurde dunkelrot im Gesicht und schlug mit der Hand auf den Tisch. „Was ist denn das für ein Blödsinn von Ihnen? Begreifen Sie nicht, daß Herr Hernäs mein Gast ist, solange er in meinem Auto sitzt? Und ich will wissen, wie meine Gäste sich aufführen. Also antworten Sie, das ist doch kein Klatsch. Sie sollen mir helfen, damit ich mein Haus von einem Tölpel befreien kann. Was ist zwischen Ihnen und diesem Hernäs geschehen?“
    Auch Sylvi war rot geworden. Sie entdeckte eine neue Seite bei Frau Allen. Sie sah den starken Willen und die Sauberkeit und Ehrlichkeit – aber sie sah auch etwas, das sie zuvor nicht gesehen hatte: Heftigkeit, Unbeherrschtheit, wie sie oft bei guten und rechtschaffenen Menschen vorkommen.
    „Nun gut, gnädige Frau“, sagte sie leise. „Herr Hernäs richtete es so ein, daß er der letzte war, den ich heimfahren sollte. Und er sagte, daß er in Ljan wohne.“
    „In Ljan? Er wohnt doch im Frognerveien.“
    „Ja, das weiß ich jetzt auch. Er hat mich eben belogen, ich mußte ihn bis über Ljan Station hinausfahren.“
    „Ja, und

Weitere Kostenlose Bücher