Silvy macht ihr Glück
nach rechts gehopst! Ich mußte mir sozusagen alles bewußt durch den Kopf gehen lassen, was ich sonst ganz automatisch mache!“
Frau Allen lächelte und schwieg. Es war nicht ihre Art, den Fahrer – oder die Fahrerin – durch Plaudern zu stören, und Sylvi war froh darüber.
Am Abend kamen sie in Göteborg an. Frau Allen war müde und wollte sich so rasch wie möglich zur Ruhe begeben.
„Bringen Sie den Wagen in die Garage, Fräulein Eriksen. Ich gehe hinein und lasse das Gepäck nach oben bringen.“
Sylvi begegnete Frau Allen in der Halle wieder.
„Hier ist Ihr Zimmerschlüssel. Ich gehe schlafen. Lassen Sie sich im Restaurant etwas zu essen geben, oder rufen Sie an, damit man Ihnen etwas auf das Zimmer bringt. Sie sollten auch sehen, so bald wie möglich ins Bett zu kommen. Sie sehen müde aus.“
„Oh, das ist nur der Staub, der mein Gesicht grau gemacht hat! Wenn ich mich gewaschen habe, sehe ich keine Spur müde aus, das garantiere ich Ihnen, gnädige Frau!“
„Also gute Nacht, Fräulein Eriksen. Ich habe Nummer zweiunddreißig, wenn Sie etwas von mir wollen. Schlafen Sie gut.“
„Danke, gleichfalls, gnädige Frau. Gute Nacht.“
Sylvi bestellte sich ein solides schwedisches Essen mit Vorspeisen, einem Hauptgericht, Nachtisch und Kaffee. Sie wurde nach diesem reichlichen Essen dösig und suchte ihr Zimmer auf. Es war ungewöhnlich groß. Sylvi sah sich mit müden Augen um und entdeckte, daß es eigentlich ein Doppelzimmer war. An jeder Wand stand ein Bett.
Sie zog sich schnell aus und ließ die Wäsche in einem Haufen liegen, aber die silbergraue Jacke und die Kniehosen wurden sorgfältig aufgehängt und die Stiefel zum Putzen vor die Tür gestellt. Fünf Minuten später schlief sie tief und fest.
Am nächsten Morgen wachte sie gewohnheitsmäßig zeitig auf. Es war noch halb dunkel im Zimmer. Die Zeiger ihrer kleinen Reiseuhr zeigten auf halb sieben.
Sylvi räkelte sich und gähnte. Dann hob sie den Kopf und sah sich um. Mit einem Ruck richtete sie sich dann ganz im Bett auf und starrte mit erschrockenen Augen quer durch das Zimmer. Da lag doch jemand in dem anderen Bett!
Kurze braune Haarbüschel lugten aus dem Bettzeug heraus. Sylvi ließ den Blick wandern. Auf dem Stuhl vor dem Bett hing auch eine Chauffeurslivree, aber von ausgeprägt männlichem Zuschnitt.
Wer in aller Welt…
Ihr Zimmerkamerad schlief fest. Der mußte ja sehr rücksichtsvoll gewesen sein, als er sich ins Bett legte, überlegte sie. Vermutlich hatte er nicht einmal Licht gemacht.
Sie schlich lautlos aus dem Bett, schlüpfte in Morgenrock und Pantoffeln, ergriff ihre Toilettentasche und legte sie in den Koffer. Dann ging sie auf Zehenspitzen aus dem Zimmer, den Koffer in der einen und die Kleider in der anderen Hand. Im Korridor fand sie ein Badezimmer, und dort kleidete sie sich an.
Anschließend ging sie in die morgenstille Halle hinunter, in der der Nachtportier vor sich hin döste. Sylvi trat an seinen Tisch und lächelte.
„Hören Sie mal, ich habe Nummer achtundfünfzig. Mit wem habe ich denn heute nacht das Zimmer geteilt?“ fragte sie.
Der Portier sah auf die Tafel.
„Nummer achtundfünfzig? Nein, Fräulein, Sie müssen sich irren. Auf Nummer achtundfünfzig schlafen zwei Chauffeure.“
„Im Augenblick nur einer, ich bin der andere.“
Auf einmal wurde der Nachtportier hellwach.
„Aber das ist ja schrecklich, Fräulein, ganz schrecklich. Aber sehen Sie, warten Sie mal“, er blätterte in Papieren und schaute auf Tafeln.
„Hier steht: Frau Allens Chauffeur. Sind Sie das?“
„Gewiß.“
„Ja, sehen Sie, Fräulein Eriksen, das wußte ich doch nicht. Sie waren ja schon hinaufgegangen, als ich gestern hier meinen Posten übernahm. Spät in der Nacht kam dann ein dänischer Herr mit seinem Chauffeur, da wußte ich mir keinen anderen Rat, als diesem Chauffeur auch Nummer 58 anzuweisen. Ich dachte doch, daß zwei Chauffeure ganz gut zusammen hausen können.“
Sylvi lachte.
„Jedenfalls war es ein rücksichtsvoller Chauffeur, eine Zierde seines Standes sozusagen. Er war so leise, daß ich von seiner Anwesenheit nichts merkte, ehe ich wach wurde. Und er schlief noch, als ich das Zimmer verließ.“
„Ich bin verzweifelt, Fräulein! Denken Sie an den Ruf des Hotels!“
„Ja, ich werde ihn bestimmt nicht ruinieren“, entgegnete Sylvi lachend.
„Aber Fräulein, wenn ich mir erlauben darf, Ihnen einen Rat zu geben…“
„… dann ist es der, daß wir in Zukunft bei Zimmerbestellungen
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