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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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ihren Kniestrümpfen im Rucksack.
„Wenn das meine Mutter wüßte...“
    „...das Herz im Leibe würde ihr
zerspringen“, ergänzte Katrin. „Mach kein Drama daraus, Ruthchen, so ein
kleiner Frühlingsspaziergang auf nackten Sohlen hat noch niemandem geschadet.“
    „Und außerdem haben wir hier
kein Pferd Falada, ,da du hangest’, und zur Gänsemagd wie im Märchen hat dich
auch keiner gemacht“, ließ Silvy sich vernehmen.
    Sie und Leonore waren schon ein
Stück vorausgestrebt, während Katrin wartete, bis Ruth soweit war.
    Der schmale Waldweg schien sich
endlos hinzuziehen, und den Mädchen wurde immer bänglicher und bänglicher
zumute, denn auch das letzte Fünkchen Hoffnung, daß gleich die anderen vor
ihnen auftauchen würden, erlosch, je weiter sie gingen. Sie waren eine gute
halbe Stunde unterwegs, als sie endlich an eine Kreuzung kamen.
    „Stillgestanden“, kommandierte Silvy,
„ich glaube, hier ist die Stelle, wo wir vom Weg abgekommen sind.“
    „Sehr richtig, mein lieber Dr.
Watson“, sagte Katrin und begann, wie ein echter Sherlock Holmes Spuren zu
sichern, „sieh da, ein Kaugummipapier! Und gleich noch eines! Seht sie euch an,
die haben bestimmt nicht über Nacht hier gelegen, sondern sind vor kurzem
weggeworfen worden, was beweist, daß unsere werten Mitschülerinnen hier gewesen
sind, denn von uns vieren hat doch keine gekaut, oder etwa doch?“ sie hielt
triumphierend die bunten Papierchen hoch.
    „Nein“, sagte Leonore, „aber es
beweist trotzdem nichts. Jeder beliebige Mensch könnte hier vorbeigegangen sein
und das Papier ins Moos geworfen haben.“
    „Theoretisch schon“, räumte
Katrin ein, „aber praktisch wissen wir doch, daß hier die anderen noch ziemlich
dicht hinter uns gewesen sein müssen, und wenn wir von dieser Tatsache
ausgehen, haben die vorliegenden Spuren eben doch ihre Bedeutung. Außerdem...
na, seht mal her!“ Sie wies auf einen Baum. „Da... ein schwarzer Strich und ein
roter Punkt! Was sind das?“
    „Wanderzeichen“, sagte Ruth.
    „Wie wahr! Mit diesen Runen
oder Hieroglyphen war der Weg von der Endstation bis hierher gekennzeichnet.
Mir ist das vorhin schon aufgefallen, ohne daß ich mir etwas dabei gedacht
habe...“
    „Erstaunlich, wo du doch sonst
eine so große Denkerin bist!“ spottete Silvy, verärgert darüber, daß Katrin
schon wieder das große Wort führte.
    „Ja, leider“, sagte Katrin
unbekümmert, „ich war abgelenkt. Sonst hätte ich nämlich merken müssen, daß wir
genau an dieser Kreuzung vom richtigen Weg abgekommen sind. Seht mal, wo wir
jetzt hergekommen sind, gibt es keine Zeichen mehr, obwohl der Weg wie eine
Verlängerung des alten aussieht.“
    „Und hier“, rief Leonore, „an
der rechten Abzweigung sind wieder die roten Punkte...“
    „Und an der linken der schwarze
Strich!“ stellte Ruth fest.
    „Na, wunderbar“, sagte Katrin,
„jetzt brauchten wir nur noch zu wissen, welches Wanderzeichen dasjenige ist,
das zur Auer Mühle führt, und schon wären wir gerettet.“
    Die Mädchen sahen sich an.
    „Auf hochdeutsch“, sagte
Leonore, „wir sind genauso klug wie zuvor.“
    „O nein“, widersprach Katrin,
„so schlecht stehen die Aktien gar nicht. Wir haben jetzt genau den Punkt
gefunden, wo wir die anderen verloren haben. Also kann uns überhaupt nichts
mehr passieren. Wir brauchen uns nur noch hier niederzulassen und abzuwarten,
bis sie uns holen.“
    „Etwas Schlaueres fällt dir
nicht ein?“ fragte Silvy.
    „Nein. Das ist das Klügste, was
wir tun können. Beim nächsten Abzählen, also spätestens wenn sie in der Auer
Mühle angekommen sind, wird Mohrchen feststellen, daß wir abhanden gekommen
sind und einen reitenden Boten nach uns ausschicken.“
    „Und wenn nicht?“
    „Sie tut es bestimmt“,
behauptete Katrin, „das bedarf überhaupt keiner Frage. Schaut mal, hier ist
sogar eine Bank, wo wir uns häuslich niederlassen können.“ Sie schnallte ihren
Rucksack ab und machte es sich gemütlich.
    Ruth folgte ihrem Beispiel.
    „Eure Nerven möchte ich haben“,
sagte Silvy.
    „Ich halte das nicht aus“,
jammerte Leonore, „ich kann mich nicht einfach in aller Seelenruhe hinsetzen,
während ich weiß, daß meine Mutter in der Klinik auf mich wartet...“
    Katrin warf einen Blick auf
ihre Armbanduhr. „Um elf Uhr? Du spinnst ja. Es ist ja noch nicht einmal
Mittag.“
    Aber Leonore war nicht zu
beruhigen. „Kann man denn gar nichts tun?“ fragte sie. „Silvy, du bist doch
sonst immer so

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