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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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du
eine Tasse Tee? Ich habe eine ganze Thermosflasche voll bei mir.“
    „Ja, bitte“, sagte Ruth.
    Sie schmausten in aller
Gemütsruhe ihre Brote, Eier und den Kartoffelsalat, löffelten zum Schluß noch
ein Glas Pudding leer und teilten sich eine Tafel Schokolade.
    „So“, sagte Katrin befriedigt
und strich sich über das Bäuchlein, „der erste Hunger wäre gestillt! Jetzt kann
ich es mit einem aufnehmen, der noch nichts gegessen hat.“
    „Und Leonore und Silvy sind
noch nicht zurückgekommen, und keine von den anderen hat sich blicken lassen!“
sagte Ruth besorgt.
    „Macht nichts, wir haben ja
auch noch allerhand zu tun. Erst einmal müssen wir die Überreste unserer
Mahlzeit schön wieder einpacken, und dann werde ich deine Füße verarzten.“
    „Kannst du das denn?“
    „Klar! Katrin kann alles!“ Sie
sammelte Eier- und Apfelsinenschalen ein und tat sie in das leere
Butterbrotpapier, steckte es zusammen mit der Umhüllung der Schokolade in ihren
Rucksack. Dann stand sie auf.
    „Wo willst du hin?“ fragte
Ruth.
    „Etwas erkunden...“
    „Ach, bitte, bitte, laß mich
nicht alleine!“
    „Habe ich ja gar nicht vor,
Ruthchen. Mir ist nur, als ob ich ganz in der Nähe etwas plätschern hörte!“
    Katrin bahnte sich einen Weg
durch das Unterholz. „Tatsächlich“, rief sie zurück, „ein süßes kleines
Bächlein! Mir nach, Ruth, und bring die Gläser mit! Die können wir hier gleich
auswaschen.“ Es war nicht gerade angenehm, barfuß durch das Unterholz zu
spazieren. Ruth spürte jeden dürren Ast und jeden Dorn schmerzhaft an den
Fußsohlen und wollte mehr als einmal stehenbleiben oder lieber zurückgehen.
Aber angefeuert von Katrins Ermunterungen schaffte sie es schließlich doch.
    „Fein gemacht“, lobte Katrin
sie, „paß auf, nun setzt du dich hier auf diesen Stein und läßt deine Füße in
das Wasser baumeln. Alles andere kannst du mir überlassen.“
    Sie wusch die Gläser aus und
stellte sie zum Trocknen auf, während Ruth ihre Füße in dem klaren, fließenden
Bach kühlte. Es war ein richtig romantischer Platz, den Katrin da entdeckt
hatte. Die Kiesel glänzten frisch und bunt durch das Wasser, am Ufer blühten
buttergelbe Sumpfdotterblumen, und Ruth entdeckte hinter dem großen Stein, auf
dem sie saß, sogar ein paar Vergißmeinnicht. Sie wollte sie pflücken, aber
Katrin riet ihr ab.

    „Es wäre schade drum“, sagte
sie, „bis wir zu Hause sind, wären sie bestimmt hin.“
    „Aber hier sieht sie niemand.“
    „Das ist denen sicher egal. Sie
freuen sich, daß sie blühen dürfen, mehr wollen sie ja gar nicht.“ Katrin
sammelte die Gläser ein und erhob sich. „Ich bin gleich wieder da“, sagte sie,
„aber wenn du Angst hast, kann ich ja singen. Dann hörst du mich die ganze Zeit.“
    „Ach, bitte, ja!“
    Katrin öffnete ihren großen
Mund und begann laut zu grölen. „Denn im Wald da sind die Ro-häuber, die
Ro-ho-häuber, die Ro-ho-ho-häuber...“ Sie stiefelte durch das Unterholz zur
Bank zurück.
    Sehr bald war sie wieder beim
Bach und brachte Ruths Rucksack und ihre eigene Windjacke mit.
    „Dein Gesang war zwar nicht
schön, aber sehr tröstlich“, sagte Ruth.
    „Melodisch sollte er ja auch
nicht sein“, sagte Katrin, ließ sich Ruth gegenüber nieder und breitete ein
großes weißes Taschentuch auf dem Boden aus. „So, stell deine Füße darauf...
erst mal einen von beiden, damit ich ihn abtrockne.“
    „Aber sie sind noch nicht
sauber!“
    „Macht nichts. Das Taschentuch
läßt sich kochen.“ Behutsam trocknete sie Ruths Füßchen ab und betrachtete dann
mit wichtiger Miene die dicke Blase an der Ferse. „Ein ganz schönes Ding ist
das!“
    „Willst du es aufstechen?“
    „Du bist wohl verrückt
geworden! Blasen sticht man niemals auf. Sag mal, lebst du auf dem Mond?“
    „Ich habe keine Erfahrung mit
so etwas.“
    „Dann schreib es dir von nun an
hinter die Ohren. Wenn man eine Blase aufsticht, kann man sich die schönste
Blutvergiftung holen. Nein, das machen wir anders.“ Sie holte aus der
Brusttasche ihrer Windjacke ein Pflasterheftchen, nahm noch einmal kritisch Maß
an Ruths Blase und löste dann das entsprechende Pflaster heraus, zog die
Papiere über der Klebeschicht ab und setzte es behutsam, damit es keine Falten
warf, auf Ruths Ferse.
    „Dieses wäre der erste
Streich...“ sagte sie und half Ruth in den einen Strumpf und dann in den Schuh.
    Danach versorgte sie die Blase
am anderen Fuß, die zum Glück nicht so groß war, auf die

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