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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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nächsten fünf Minuten die Auer Mühle erreicht.“
    „Glaubst du das wirklich,
Silvy? Oder willst du mir nur Mut machen?“
    Diesmal dauerte es ziemlich
lange, bis Silvy antwortete, und dann sagte sie nur: „Ich hoffe es.“
    Leonore hakte sofort ein.
„Sicher bist du also nicht?“
    „Aber Menschenskind“, schrie
Silvy, „woher sollte ich denn sicher sein?! Ich bin ein einziges Mal in meinem
Leben bei der Auer Mühle gewesen, und damals war ich genau sieben Jahre alt. Da
kannst du doch keine Garantie von mir verlangen, daß wir auf dem richtigen Weg
sind.“
    „Aber vorhin“, sagte Leonore,
„als du mich überredet hast, mitzukommen, da warst du noch ganz sicher.“
    „Ich habe dich nicht überredet!
Nie!“ Silvy hob einen alten Tannenzapfen auf und schleuderte ihn zwischen die
Bäume. „Du warst es, die mich verrückt gemacht hat mit deinem Gerede, daß du
unbedingt rechtzeitig in der Stadt zurück sein müßtest, weil deine Mutter dich
erwartet.“
    Leonore holte tief Atem.
„Silvy“, sagte sie begütigend, „laß uns doch nicht rechthaberisch sein...“
    „Bin ich nie!“
    „Wir haben eben beide einen
Fehler gemacht. Es ist doch egal, wer mehr schuld daran war. Wichtig ist doch
nur, daß wir es inzwischen kapiert haben. Laß uns umkehren.“
    „Damit die anderen uns
auslachen!? Niemals.“
    „Aber Silvy, das ist doch
völlig Wurst, was die anderen über uns denken. Die sind ja auch nicht solche
Genies, daß sie niemals etwas falsch machen würden. Wenn du willst, können wir
ihnen einen Bären aufbinden... uns etwas Tolles ausdenken, was wir angeblich
unterwegs erlebt hätten. Dann werden sie uns um unsere Extratour beneiden.“
    Silvy warf Leonore einen langen
Blick zu, dann straffte sie die Schultern und marschierte weiter. „Das Schlimme
bei dir ist“, sagte sie verächtlich, „daß du nicht richtig denken kannst.“
    Leonore mußte ein paar Schritte
laufen, um wieder an ihre Seite zu kommen. „Was soll das nun wieder heißen?“
    „Höchst einfach. Wirf mal einen
Blick auf deine Armbanduhr. Wie spät ist es?“
    „Elf vorbei.“
    „Und um wieviel Uhr haben wir
uns von den anderen getrennt? Was meinst du?“
    „Das muß etwa eine halbe Stunde
her sein. Ich erinnere mich noch, daß Katrin sagte, es wäre noch gar nicht
spät, erst halb elf.“
    „Und nun, mein lieber Watson,
rechne zwei und zwei zusammen, wenn es dir möglich ist!“
    Leonore war verwirrt. „Ich weiß
wirklich nicht, worauf du hinauswillst!“
    „Also stimmt es, was ich vorhin
gesagt habe... du kannst nicht denken! Eine halbe Stunde haben wir bis hierher
gebraucht, folglich brauchen wir auch eine halbe Stunde für den Rückweg bis zur
Kreuzung. Mindestens, denn wir sind nicht mehr frisch und gehen langsamer als
zu Anfang. Also...“ Silvy machte eine Pause, um Leonore Gelegenheit zu geben,
den Satz zu ergänzen.
    „Wir sind, wenn wir wieder auf
die anderen stoßen, eine Stunde fort gewesen“, erklärte Leonore prompt.
    „Falsch“, behauptete Silvy.
    „Na, sagen wir, eine gute
Stunde... eine Stunde und zehn Minuten im Höchstfall.“
    „Wieder falsch!“
    „Ja, wenn du wie eine Verrückte
immer weiter in die verkehrte Richtung läufst, kann ich unmöglich
ausrechnen...“
    „Herrgott, ist das denn
wirklich so schwer?“ rief Silvy in einem Ton, der einer verknöcherten alten
Gouvernante alle Ehre gemacht hätte. „Deine Schlußfolgerung stimmt nicht,
Leonore! Oder bildest du dir etwa wirklich ein, daß die anderen noch an der
Kreuzung sitzen werden, wenn wir nach einer guten Stunde zurückkommen?“
    Leonore war ganz verdonnert. „Nicht?“
fragte sie.
    „Natürlich nicht!“ schrie Silvy
erbost. „Inzwischen wird Mohrchen längst jemanden geschickt und sie abgeholt
haben.“
    Leonore schossen die Tränen in
die Augen. „Du hast es also gewußt“, sagte sie mit erstickter Stimme, „du hast
genau gewußt, daß Katrin recht hatte... daß Mohrchen uns suchen lassen würde...
und trotzdem, trotzdem hast du mich überredet... hast du mir vorgemacht...“
    „Weil du es so eilig hattest!
Begreifst du denn nicht? Ja, ich war sicher, daß Katrin recht hatte, aber ich dachte,
wenn wir gleich losliefen, würden wir eher als sie bei der Auer Mühle sein. Und
das eine sage ich dir! Mach mir jetzt bloß keine Vorwürfe, sonst knallt’s! Du
warst es nämlich, die so nervös war, die es nicht abwarten konnte, die mich
gedrängt hatte, irgend etwas zu unternehmen... du, Leonore! Wenn du nicht
verrückt gespielt

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