Silvy will die Erste sein
und
Markierungen gehört?“
„Natürlich haben wir das“,
sagte Silvy und versuchte, sich mit Taschentuch und Spucke den grünen Flecken
von der Nase zu reiben, „aber wir haben eben zu spät darauf geachtet...“
„Und da habt ihr es vorgezogen,
euch quer durchs Unterholz zu schlagen?“
Die Jungen brüllten vor Lachen.
Silvy strich sich Blätter und
Ästchen aus dem Haar und erklärte mit Würde: „Jedenfalls freuen wir uns, auf
diese Weise zur allgemeinen Belustigung beitragen zu dürfen...“
Der Lehrer winkte seinen Jungen
zu, ihre Fröhlichkeit einzudämmen. „Ich bitte dich“, sagte er, „nun sei doch
nicht gleich eingeschnappt! Ihr wart wirklich ein urkomischer Anblick, als ihr
da im Gestrüpp herumkrocht. Wir hofften schon, auf ein Rudel Wild gestoßen zu
sein.“
„Bei dem Gesang“, gab Silvy
patzig zurück, „wäre selbst das zahmste Reh scheu geworden.“
Der Lehrer war nicht beleidigt;
er lachte nur. „Eins zu null für dich! Nun sagt einmal, wie ihr heißt... zu wem
ihr gehört und wohin ihr wollt!“
„Zur Auer Mühle“, sagte Silvy,
die es vorzog, die Parkschule nicht in diese Angelegenheit hineinzuziehen.
„Das darf doch nicht wahr sein!
Die Auer Mühle liegt genau entgegengesetzt! Gute sieben Kilometer von hier
entfernt.“
„Aber es muß doch einen Weg
dorthin geben“, sagte Leonore, „egal, wie weit es ist... wir müssen zu unserer
Klasse!“
„Vielleicht ist es besser, wenn
ich eure Lehrerin anrufe, damit sie sich keine Sorgen um euch macht.“
„Ist ein Telefon in der Nähe?“
fragte Silvy. „Dann können wir das selber besorgen.“
„Ihr wollt mir also absolut
nicht verraten, wer ihr seid?“
„Dazu sehen wir keinen Anlaß.
Schließlich wollen wir nichts weiter als eine kleine Auskunft. Wenn Sie uns die
nicht geben wollen, werden wir eben weiter allein unser Glück versuchen.“
„Hoppla, hoppla“, sagte der
Lehrer, „nun mal nicht so hitzig. Aber du hast recht, zuerst müssen wir uns
wohl vorstellen.“ Er machte eine formelle Verbeugung. „Gestatten Sie? Doktor
Becker vom Humboldt-Gymnasium.“
„Auch das noch“, sagte Silvy,
der blitzartig einfiel, daß Olgas Brüder das Humboldt-Gymnasium besuchten. Sie
faßte Leonore bei der Hand, „komm! Wir hauen ab!“
„Halt! Hiergeblieben! Das kommt
überhaupt nicht in Frage!“ rief Dr. Becker.
Silvy und Leonore kamen nur
wenige Schritte weit, da wurden sie von den Jungen eingeholt und umringt.
Dr. Becker bahnte sich einen
Weg zu ihnen. „Also habe ich doch recht gehabt! Ihr seid Ausreißerinnen! Wollt
ihr jetzt die Wahrheit sagen... oder soll ich euch höchstpersönlich bei der
Polizei abliefern?“
Silvy und Leonore sahen sich
an; das war eine verzwickte Situation. Gerade als sie sich darüber klargeworden
waren, daß ihnen unter diesen Umständen doch nichts anderes übrig blieb, als
Farbe zu bekennen, meldete sich ein Junge aus dem Hintergrund.
„Nicht nötig, Herr Doktor“,
sagte er, „ich kenne die beiden. Sie sind aus der sechsten Klasse der
Parkschule.“
Alle Köpfe fuhren zu ihm herum.
Silvy und Leonore erkannten Ulrich, Olgas Bruder, und neben ihm stand auch noch
der blonde Gerd, den er zu Leonores geplatzter Geburtstagsparty hatte
mitbringen wollen.
„Schreck, laß nach!“ sagte
Silvy unterdrückt, denn ihr war klargeworden, daß ihr schmähliches Abenteuer
nun unweigerlich die Runde durch die ganze Klasse machen würde.
Dr. Becker schien nichts von
ihrem Entsetzen zu merken. „Na, famos“, sagte er nur, „zufällig weiß ich, daß
auch die Parkschule heute Wandertag hat. Damit seid ihr beide also glänzend
rehabilitiert.“
„Würden Sie uns jetzt, bitte,
sagen, wie wir gehen müssen?“ fragte Leonore.
Der Lehrer strich sich über
sein glattrasiertes Kinn. „Das könnte ich schon“, sagte er, „aber ich fürchte,
bei eurem mangelnden Orientierungssinn würdet ihr euch bestimmt wieder
verlaufen.“ Er wandte sich an die Klasse. „Jungens, wer von euch ist so nett,
die beiden Damen auf den richtigen Weg zur Auer Mühle zu bringen?“ Keiner
meldete sich. Unter normalen Umständen hätte sich sicher der eine oder der
andere gern bereit gefunden, den beiden Mädchen zu helfen, vor allem, wenn
nicht mehr verlangt wurde als ein Spaziergang. Aber so, vor der ganzen Klasse,
war das etwas anderes. Jeder fürchtete, den Spott der Klassenkameraden auf sich
zu ziehen.
„Ulrich, dann sei du so gut“,
bestimmte Dr. Becker, „du kennst doch die Mädchen.“
„Kennen ist
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