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Silvy will die Erste sein

Silvy will die Erste sein

Titel: Silvy will die Erste sein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Silvy erfuhr nichts von diesem Treffen
und ahnte nicht, was dort besprochen worden war. Es wunderte sie aber nicht,
daß Katrin, Ruth und Leonore sich deutlich von ihr absetzten, und sie machte
sich auch nichts daraus. Sie bildete sich fest ein, keinen Menschen zu brauchen
und sich selber genug zu sein, und außerdem war da ja auch immer noch Olga, die
ihr, wenn auch scheinbar verstohlen, ihre Sympathie zeigte.
    Aus Wortfetzen entnahm Silvy,
daß Katrin, Ruth und Leonore sich nach der Schule trafen und für die neue
Mathematikarbeit büffelten. Das störte sie nicht im geringsten, sondern ganz im
Gegenteil, es freute sie von Herzen, denn sie war ganz sicher, daß Ruth und
Leonore einfach nicht so intelligent waren wie sie selber und trotz aller
Bemühungen versagen würden, wenn sie eine schwierige Arbeit ohne fremde Hilfe
bewältigen mußten. Zu dieser Ansicht paßte es vollkommen, daß die drei sich
zwar frech gaben — ganz besonders Katrin — , aber durchaus nicht siegessicher,
sondern ziemlich bedrückt.
    Das änderte sich von einem Tag
zum anderen, nein, genauer gesagt, von einer Viertelstunde zur nächsten. Silvy
beobachtete es, wußte sich aber keinen Reim darauf zu machen.
    Es geschah während einer großen
Pause.
    Silvy stand etwas abseits von
den anderen, gegen den Stamm einer Kastanie gelehnt, aß ihr Schulbrot und tat
so, als ob sie sich für alles mögliche interessierte, nur nicht für die
Freundinnen, die sie doch aus einem Augenwinkel beobachtete.
    Katrin sprang unvermittelt auf
und lief ins Haus zurück. Daran war nichts Besonderes. Silvy schloß haarscharf,
daß sie auf die Toilette mußte. Aber es dauerte unverhältnismäßig lange, bis
sie wieder auftauchte.
    Es hatte schon zur nächsten
Stunde geklingelt, als Katrin wieder auf dem Hof erschien. Sie hatte
irgendwelche Papiere in der Hand, mit denen sie herumwedelte, stieß Olga zur
Seite und zog Leonore und Ruth an sich, um ihnen geheimnisvoll tuschelnd etwas
zu erklären. Daraufhin machten die beiden Luftsprünge vor Freude. Als Frau Dr.
Mohrmann, die Aufsicht hatte, hinter ihnen auftauchte, ließ Katrin die Papiere
so hastig im Ausschnitt ihres Pullovers verschwinden, daß es wirkte, als ob
einiges damit nicht in Ordnung wäre.
    Natürlich nahm Silvy diesen
kleinen Zwischenfall nicht allzu wichtig, sondern dachte, daß es sich wieder
einmal um nichts weiter als um einen von Katrins dummen Streichen handeln
müßte. Auch als die Laune der drei von diesem Augenblick an sichtlich stieg,
hielt sie es zuerst für albernes Theater. Erst als Katrin sich nicht mehr
herausfordernd, sondern eher gnädig ihr gegenüber gab, wurde sie stutzig.
    Sie nahm Olga bei nächster
Gelegenheit beiseite. „Du, hör mal, was ist eigentlich los?“

    Sie gingen miteinander von der
Schule nach Hause.
    „Nichts“, behauptete Olga
hastig, „ich weiß gar nicht, was du meinst.“
    „Na, hör mal! Es muß dir doch
aufgefallen sein, daß die anderen so verändert sind?“
    „Wirklich? Sind sie das? Keine
Ahnung!“
    Silvy packte Olga beim Arm.
„Verstell dich nicht!“
    Olga versuchte sich zu
befreien. „Laß mich los! Aua! Du tust mir ja weh!“
    „Olga“, sagte Silvy
eindringlich, „du kennst doch Katrin, du kennst sie so gut wie ich! Du weißt,
daß sie zu... zu jeder Gemeinheit fähig ist. Und Ruth und Leonore schwimmen jetzt
vollkommen in ihrem Fahrwasser. Die drei führen was im Schilde. Du kannst mich
doch nicht für so doof halten, daß ich das nicht merke.“
    Olga wechselte plötzlich den
Ton. „Es ist dir also schon selbst aufgefallen?“
    „Ja!“
    „Dann habe ich es dir nicht
verraten, nicht wahr?“
    „Nein, natürlich nicht.“
    Olga atmete tief durch. „Das
ist gut.“ Sie flüsterte Silvy zu: „Katrin hat mir nämlich furchtbare Rache
geschworen, wenn ich auch nur ein Wort verlauten lasse. Aber wenn du es eh schon
weißt...“
    Silvy geriet allmählich außer
sich. „Nein, nein, das ist es ja eben! Ich weiß nichts. Deshalb rede ich ja mit
dir. Du mußt mir verraten...“
    Olga fiel ihr ins Wort. „Das
kann ich nicht.“
    „Aber Olga, hast du nicht
selber gesagt, daß ich recht habe und nicht die anderen? Daß es... unehrenhaft
ist, von einer Mitschülerin abzuschreiben? Oder abschreiben zu lassen? Hast du
das gesagt oder nicht?“
    „Kann schon sein“, gab Olga
unbehaglich zu.
    „Also
    „Gar nichts also. Vielleicht...
vielleicht hat das, was die drei vorhaben, ja gar nichts mit der
Abschreibgeschichte zu tun und... und...

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