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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Cola dick mache, wäre eine deplacierte Antwort gewesen. Außerdem war die Frage immer noch nicht beantwortet, warum keine Cola da war. Hätte ihm Gott der Allmächtige ein klein wenig mehr Verständnis für die weibliche Logik mit in die Wiege gelegt, wer weiß. Aber so war er gefangen in einem Käfig aus männlicher Begriffsstutzigkeit.
    „Ich geh mal schnell ans Wasserhäuschen Cola holen.“ Herr Schweitzer stand auf.
    „Das ist doch nicht nötig. Das ist aber lieb von dir. Du bist der beste.“ Jaja, das war wieder die Laura, die er kannte und liebgewonnen hatte.
    „Schon gut.“ Auch Simon Schweitzer tat es wohl, sich ab und an schmeicheln zu lassen.
    Als er wieder zurück war, lag Laura in der Hängematte und sah sehr elend aus. Sie hatte einen Tonkrug mit Eiswürfeln auf das Tischchen gestellt. Simon Schweitzer schenkte ihr ein Glas Cola ein, ließ zwei Eiswürfel hineinplumpsen und reichte es ihr.
    „Danke. Du bist ein Schatz.“
    „Das sieht sehr gemütlich aus, du in deiner Hängematte.“
    „Findest du? Magst du dich auch mal reinlegen?“
    „Nein, laß mal. Für mich ist das nichts.“ Aber so richtig überzeugt war er nicht, daß es nichts für ihn sei. Rückwärts ging er zur Tür. „Soll ich zumachen?“
    „Ja, sei so nett.“
    Heute abend könnte ich ja mal zum Griechen gehen, überlegte Herr Schweitzer, derweil er sich seiner Klamotten entledigte. Ein bißchen Schlaf vorher kann da nicht schaden.
    Es roch nach Farbe. Der Eingangsbereich, der von einem weiblichen Torso mit Chiton gehütet wurde, strahlte wieder in einem intensiven Azur. Die ionischen Säulen mit ihren verschnörkelten Kapitellen stützten in einem reinen Unschuldsweiß die Decke, die ebenfalls ihres Nikotingelbs beraubt war. Ein kleines Dorf mit den typisch griechischen Häusern, integriert in eine karge Landschaft mit vereinzelten Olivenbäumen – die Heimat der Wirtsleute – zierte nach wie vor eine der Seitenwände. Auch hier hatte der Künstler die Nationalfarben Griechenlands dominieren lassen. Kleine, hüfthohe Mäuerchen trennten die verschiedenen Sitzgruppen, und rote Rosen in tönernen Dekorationsamphoren schmückten vier im Raum stehende Säulen, die aber keine Trägerfunktion ausübten. In der Mitte thronte die alabasterne Aphrodite von Melos.
    „Daß ich dich mal wieder sehe, Simon, alter Gauner. Ti kánis?“ Unbemerkt war Theophilos hinter der Theke hervorgekommen. Gauner war eines der ersten deutschen Worte, die er 1963 gelernt hatte. Anfangs hatte er gedacht, es handle sich dabei um eine höfliche Anrede, die ihm seine Kollegen vom Bau beigebracht hatten, als er gerade frisch im Wirtschaftswunderland angekommen war.
    „Hallo Theo, gut siehst du aus.“ Das stimmte. Sie kannten sich seit mehr als zwanzig Jahren und seitdem hatte Theophilos kein Gramm zugelegt und auch Haarausfall war ihm fremd. Allerdings changierten die vormals teerschwarzen Haare nun weißlich grau. Eine Schande, dachte Herr Schweitzer, daß er sich heuer hier nicht hatte blicken lassen. Die beiden Männer hatten sich gegenseitig bei den Schultern gepackt.
    „Was treibt dich her? Hunger?“
    „Großen.“
    „Na, dann nimm mal Platz. Roxane ist in der Küche und die Kleine hat heute frei.“ Die Kleine war ihre siebenundzwanzigjährige Tochter Violetta, auf deren Namen Beim Zeus mittlerweile eingetragen war. Gewohnheitsgemäß versuchte Simon Schweitzer, sein sommerliches Leinenjackett auszuziehen, aber das hing immer noch im Weinfaß. Er schmunzelte, als er seinen Irrtum bemerkte und setzte sich an einen Zweiertisch am Fenster.
    „Ich nehm erst mal einen Kaffee“, bestellte Herr Schweitzer weise, denn er wußte, was noch auf ihn zukam. Dann nahm er die Karte und entschied sich für warme Dolmades mit Zitrone und ein Moussaka. Theophilos gab die Bestellung an seine Frau Roxane weiter und brachte Simon Schweitzer den Kaffee an den Tisch. Noch hatten sich keine weiteren Gäste eingefunden.
    „Gefällt’s dir? Haben wir gestern alles neu gestrichen.“ Er deutete mit einer weit ausholenden Geste um sich.
    „Wie? An einem Tag?“
    „Ja, mein Schwiegersohn hat noch zwei Freunde mitgebracht, und das ging dann schnell. Wenn die Farbe schon trocken gewesen wäre, hätten wir abends schon wieder öffnen können. Riecht man es noch?“
    „Ein bißchen.“
    Es kamen neue Gäste herein. Zwei Pärchen. Theophilos erhob sich, geleitete sie zu einem Tisch und nahm ihre Jacken für die Garderobe in Empfang. Simon Schweitzer schaute durch das

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