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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Geschenk gemacht hatte.
    Laura grimassierte und rollte die Augen nach oben. Simon Schweitzer verstand. Bis zu ihrem Geburtstag war noch so viel Zeit, daß man sich nicht sicher sein konnte, ob sie bis dahin noch lebte oder Mutter Erde da noch existieren würde. Exakter berechnet waren es bis zu diesem erschütternden Ereignis aber nur noch drei Tage.
    Herr Schweitzer sah das genauso. „Aber es sind doch nur noch drei Tage.“
    Aus blutleeren und leblosen Augen sah sie ihn an. Laura schien nachzudenken, Simon Schweitzer wagte es nicht, zu unterbrechen. Nach einer Ewigkeit sagte sie zu seiner großen Verblüffung: „Stimmt.“ Nie würde Simon Schweitzer die Frauen verstehen, obgleich er dann und wann glaubte, nahe dran zu sein.
    „Was wünschst du dir denn?“
    „Ich weiß nicht.“ Längere Pause. „Vielleicht eine Menora.“ Es klang unsicher.
    Simon Schweitzer wußte zwar, daß seine Untermieterin jüdischer Abstammung war, dennoch überraschte ihn die Antwort. Vor langer Zeit hatte sie ihm einmal gesagt, daß sie mit dem Glauben nichts am Hut hätte. Auch die Sprache konnte sie bis auf ein paar Brocken nicht. Ihre Eltern waren vor sechs Jahren nach Israel ausgewandert, dort ihren Lebensabend zu verbringen. Vielleicht besann sich Laura ja jetzt, da der Tod ihr ins fast dreißigjährige Antlitz schaute, ihrer Wurzeln. „Eine Menora?“
    „Ja. Warum nicht?“
    „Ja, warum nicht. Ich schau mal, was sich machen läßt. Und feierst du auch?“
    Laura zuckte die Schultern. „Ich weiß nicht, ich bin doch krank.“
    „Aber doch nicht bis Samstag. Vielleicht hast du nur das Burnoutsyndrom.“ Das Wort hatte er neulich erstmalig gehört, und es gefiel ihm ausnehmend gut. Damit ließ sich trefflich Bildung andeuten.
    „Du hast recht. Völlig ausgebrannt bin ich.“
    Simon Schweitzer sah sich bestätigt, daß er das Wort auch richtig verstanden hatte. „Na siehst du. Das ist morgen wieder weg.“
    „Vielleicht lade ich ein paar Leute ein.“
    „Ja, tu das. So ein Geburtstag ohne Freunde kann ganz schön trostlos sein. Wenn du magst, steuere ich auch ein paar Partysalate bei.“
    „Oh, das wäre schön. Du bist ein echter Schatz. Ich ruf morgen gleich ein paar Leute an.“
    Das hatte er prima gemacht, lobte sich Herr Schweitzer gebührend. Lauras Weltschmerz hatte sich verflüchtigt.
    „Aber morgen bleib ich trotzdem noch zu Hause. Rekonvaleszenz und so.“
    „Recht hast du.“
    Später an diesem Abend rauchten beide noch eine Bong zusammen, woraufhin Laura sofort einschlief. Noch heute wird Marihuana und Hasch in nicht wenigen Gebieten der Erde zu Heilzwecken verschrieben und verwendet.
    Simon Schweitzer, der das erste Mal seit der Gründung Roms wieder einen kompletten Abend in den eigenen vier Wänden verbrachte, las noch seine Dichtung und Wahrheit zu Ende und ging dann auch schlafen. Vor Mitternacht. Auch sehr ungewöhnlich.
    Nichts deutete darauf hin, daß es keine Nacht wie jede andere werden sollte.
    Keine Fledermäuse flogen lautlos durch die Häuserschluchten. Nirgendwo war Wolfsgeheul zu hören. Die fette Mondsichel bildete nicht den Hintergrund für eine dicke, schwarze Katze, die auf irgendeinem Schornstein saß. Frankfurt lag friedlich in der rhein-mainschen Tiefebene, wenn man mal davon absah, daß in Bergen-Enkheim gerade ein frustrierter Langzeitarbeitsloser seine Frau halbtot prügelte und im Westend ein pakistanischer Kaufmann Opfer eines brutalen Junkiepärchens wurde, welches dringend eines neuen Schusses Heroin bedurfte und somit strafmildernd handelte. Die Beamten des Sachsenhäuser Polizeireviers trauten der Ruhe nicht. Zu Recht.
    Etwa einen Kilometer von ihnen entfernt und drei Stunden nachdem Simon Schweitzer eingeschlafen war, kletterten drei Gestalten über ein Gartentor unweit des Wander- und Forstvereins e.V.. Sie hatten ihre triftigen Gründe. Einer von ihnen zückte ein Messer und durchtrennte die Wäscheschnur, mit der das Bettlaken an den Ästen eines Apfelbaumes befestigt war. Der Anführer hielt kurz inne, weil sich zwei Scheinwerfer vom Parkplatz des Goetheturms her näherten, wo die ortsansässige Jugend traditionell sexuelle Erfahrungen aufbesserte. Als das Geräusch des sich entfernenden Automobils leiser wurde, holte auch er ein Butterflymesser aus der Tasche seiner schwarzen Lederjacke. Die Klinge blinkte silbrig im Mondlicht auf. Aufmunternd nickte er seinem Kumpel zu, der mit schlotternden Knien neben ihm stand. Ein Geräusch ließ beide zusammenzucken. Doch nichts

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