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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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siehst aus wie eine lebende Leiche.“
    „So fühl ich mich auch.“ Herr Schweitzer deutete auf sein leeres Glas. Jetzt reiß dich mal zusammen, sprach er zu sich, und benimm dich nicht so mädchenhaft. Mit Sicherheit gab es auch noch eine andere Erklärung für Klaus-Dieters spektakuläres Ableben. Pfarrer aus Sachsenhausen lyncht nach über zwanzig Jahren ehemaligen Nebenbuhler. So ein Quatsch.
    Gottlob kam Maria zur Tür hereingeschwebt. „Wie siehst du denn aus?“
    Das war keine Begrüßung wie sie sich für eine zarte Poussage geziemte. Herr Schweitzer war sehr verunsichert. „Wie soll ich denn aussehen?“
    Statt einer Antwort legte sie ihm zur oberflächlichen Fieberbestimmung die Hand auf die Stirn. Simon Schweitzer nahm entzückt ihr Rosenholz-Jasmin-Orangenblüte-Koriander-Parfüm zur Kenntnis. Seine Neuronen hatten ihre ursprüngliche Funktionstüchtigkeit wiedererlangt.
    „Nein. Fieber hast du keines.“
    „Nein. Ja. Nein. Ich hab nur an was Schreckliches denken müssen. Das war alles.“ Bertha hatte das Glas vollgeschenkt.
    „Gott sei Dank. Ich dachte, du wärst krank. Ich hab aber nicht soviel Zeit heute.“
    Das war nun für Herrn Schweitzer sehr enttäuschend, hatte er sich doch innerlich auf ein ausgedehntes Liebesgeflüster eingerichtet. „Hast du noch was vor?“ Er hoffte, daß keine Eifersucht mitschwang.
    „Arbeiten. Ich bin momentan emotional sehr aufgewühlt, da läßt es sich gut arbeiten“, erklärte Maria.
    Das war seine Chance, sich auf unauffällige Weise über Marias Schaffen und Wirken zu erkundigen: „An was arbeitest du denn gerade?“
    Anscheinend war es ihr ein bißchen peinlich. Sie druckste herum: „Na ja, eine neue Skulptur halt.“
    „Wie meine Mutter“, entfuhr es Simon Schweitzer.
    Maria von der Heide wollte etwas sagen, hielt aber plötzlich inne. Sekundenlang starrte sie ihn mit offenem Mund an, bevor ihr doch noch etwas über die Lippen kam: „Rosamunde Schweitzer. Deine Mutter.“
    „Ja“, bejahte er.
    „Traktor beweint Ernte. Rosamunde Schweitzer. Die berühmte Rosamunde Schweitzer war deine Mutter.“
    „Na ja“, ihm war es ein wenig unangenehm, „so berühmt ist sie nun auch wieder nicht.“
    Maria richtete sich auf. „Ich war damals dabei, als man ihre Asche in den Main streute.“
    Simon Schweitzer erinnerte sich. Die gesamte Frankfurter Künstlerkolonie und viele Honoratioren der Stadt hatten ihr das letzte Geleit gegeben. „Ja, ein erhabener Augenblick.“ Tränenflüssigkeit hatte sich in seinen Augen gesammelt.
    Maria umarmte ihn auf mütterliche Art. Herrn Schweitzer tat das gut. Aber es kribbelte ihn auch. So auf sexuelle Weise.
    Es dauerte nur einen Augenblick, dann hatte man sich allseits wieder unter Kontrolle.
    „Was trink ich denn?“ fragte Maria unverfänglich.
    „Vielleicht auch einen kalifornischen Chardonnay“, schlug Simon Schweitzer, ganz und gar Weltmann, vor und hielt ihr sein Glas hin.
    Maria nahm einen Probeschluck und nickte zu Bertha. „Heute abend habe ich Karin in der Neurologie besucht. Ich sag dir, da macht man was mit.“
    „Kann ich mir denken“, verhielt sich Herr Schweitzer abwartend.
    „Die Polizei hat sie verhört und will ständig wissen, wie sie das mit den zwei Morden gemeint hat, die sie hätte verhindern können.“ Bertha war ganz nahe an den Wortwechsel herangerückt. „Dann fing Karin aber jedesmal wieder zu heulen an und stammelte wirres Zeug über Klaus-Dieter. Mittlerweile denkt die Polizei bestimmt, ihr Mann hatte etwas mit den Morden zu tun. Aber dann kam zum Glück eine resolute Oberschwester und hat die Ermittlungsbeamten hinausgeworfen und Karin ein starkes Sedativum verabreicht. Die kommt da so schnell nicht wieder raus.“
    „Und was denkst du?“ fragte Simon Schweitzer.
    „Ich?“ Maria schien nicht sicher zu sein, was das zu bedeuten hatte, daß sie jemand in Mordangelegenheiten nach ihrer Meinung fragte. „Was soll ich dazu denken?“
    Herr Schweitzer war in diesem Augenblick sehr verliebt, und Maria von der Heide wirkte sehr verletzlich. „Na ja, über Karin, ihren toten Gatten und so. Du mußt dir doch Gedanken gemacht haben, was da so passiert sein könnte.“
    „Ich weiß nicht.“ Maria schaute unsicher zu Bertha, die aber bloß den Kopf schüttelte und eine Schnute zog. „Ich finde das alles sehr merkwürdig“, flüsterte sie und ließ ihren Blick zu Simon Schweitzer wandern.
    Es fiel ihm schwer sich vorzustellen, daß sich jemand überhaupt keine Meinung über die

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