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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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Einberufungsbefehl, keine Musterung, nichts. Kaum zu glauben, aber wahr. „Aber es ist doch viel zu warm für die Jacke.“
    „Ist mir doch scheißegal. Bin ich vielleicht eine Spedition mit unendlichen Lagerkapazitäten, oder wie oder was?“
    „Nein. Das nicht gerade“, mußte Simon Schweitzer zugeben.
    „Na also. Zieh sie bitte an. Was willst du trinken?“
    „Hast du noch den Kalifornischen?“ Er schlug sich die Jacke um die Taille und knotete die Ärmel vorne zusammen. Das wirkte sehr sportlich, so hatte man es früher während der Schulzeit auch immer gemacht. Im Verbund mit seiner neuen Jeans und seinen neuen, heute schon bedeutend weniger schmerzenden Schuhen sah er echt cool aus.
    „Klar. Einen Chardonnay aus Sonoma für den Herrn. Hast du schon gehört, daß Karin weiß, wer die zwei Bullen damals an der Startbahn West erschossen hat?“
    Das war selbst für Herrn Schweitzer ein Schock. Das konnte nicht sein. Er träumte doch. „Woher weißt du das?“
    Bertha konterte aus der Hüfte: „Darf ich deiner Frage entnehmen, daß du es auch schon wußtest? Woher?“
    Genau das hatte er sie fragen wollen. Woher? Simon Schweitzer hatte das untrügliche Gefühl, daß ihm die Situation entglitt, daher zog er die Notbremse: „Nein. Wußte ich nicht. Woher auch. Erzähl.“
    „Mehr weiß ich darüber auch nicht.“ Sie stellte ihm das Weinglas hin. „Aber von den Kindern, die Schwarzbachs Leiche entdeckt haben, hast du gehört? Kam vorhin in den Nachrichten.“
    Diesmal war Herrn Schweitzers unwissender Gesichtsausdruck nicht gespielt. „Kinder? Ich versteh überhaupt nichts.“
    „Na, die Jungs von den Jungen Konservativen, du weißt schon, die Jugendorganisation von der konservativen Partei. Wollten sich wohl für höhere Aufgaben empfehlen und haben heute nacht ein paar Plakate von der Bürgerinitiative entfernen wollen. Oben in den Kleingärten. Du weißt schon, gegen die neue Startbahn und die Einflugschneise hier über unseren Köpfen und so. Und dabei ist ihnen dann Schwarzbach vor die Füße gefallen.“ Bertha kicherte bei dem Gedanken. „Muß ein schöner Schreck für sie gewesen sein. Das mußt du dir mal vorstellen. Willst bloß mal so ratzfatz eine Strohpuppe vom Mast schnippeln, und plötzlich knallt dir eine Leiche auf den Kopf. Ich weiß nicht, Zeiten sind das. Früher hätte es so was nicht gegeben.“
    „Nein.“
    „Und dann sind sie Hals über Kopf abgehauen. Hätt ich genauso gemacht. Aber heute hat wohl einer von ihnen das große Fracksausen bekommen und ist zu den Bullen gerannt und hat dort alles erzählt. Das wird denen eine Lehre sein. Die klettern nie mehr über Zäune in fremde Gärten, wetten?“
    Der erste Gast des Abends nach Herrn Schweitzer kam herein und stellte sich an einen Tisch. Einfacher Sachbearbeiter um die Vierzig ohne jede Aufstiegschancen, dafür aber mit erheblichen Ehe- oder Beziehungsproblemen, stand auf der Schublade, in die er von Simon Schweitzer einsortiert wurde. Bertha ging bedienen.
    „Wem gehört eigentlich der Garten, in dem die Leiche gefunden wurde?“ nahm Herr Schweitzer kurz darauf den Gesprächsfaden wieder auf.
    „Keinem. Wenn ich es richtig verstanden habe, ist der Pächter letztes Jahr verstorben. Das Gelände ist wieder an die Stadt gegangen und noch nicht wieder verpachtet worden.“ Nach einer Weile fügte sie hinzu: „Und jetzt brauchen die bloß noch zu klären, wer die Plakate angebracht hat, und schon ist der Mörder überführt.“
    „Oder die Mörder“, vervollständigte Simon Schweitzer automatisch, und dann wurde ihm ganz anders. Natürlich, Bertha hatte recht. Wer die Plakate angebracht hatte, konnte auch den Mord begangen haben. Oder zumindest den Mörder kennen. Und wer außer jemand von der Bürgerinitiative kam dafür in Frage? Guntram Hollerbusch. Dazu würde auch Karins scheinbar verworrene Aussage passen, sie hätte zwei Morde verhindern können. Guntram Hollerbusch ein mittlerweile dreifacher Mörder. Nein, das konnte nicht sein. Herr Schweitzer hielt sich für einen recht passablen Menschenkenner. Und nun? War er denn des Wahnsinns fette Beute? Pfarrer Hollerbusch konnte kein Serienkiller sein. Er merkte, wie sein Blut die Aufgabe der Zirkulation schmählich vernachlässigte.
    „Simon. Ist was mit dir? Du siehst aus wie eine lebende Leiche.“
    Die Weltgeschichte ist ein Tollhaus. Von irgendwoher vernahm Simon Schweitzer eine Stimme. „Bitte?“ Schnell leerte er den Chardonnay aus Sonoma.
    „Ich sagte, du

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