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Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition)

Titel: Simon Schweitzer - immer horche, immer gugge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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sich ein paar Bierspeichelspritzer auf der Tischplatte. Auch Odilo konnte sich vor Lachen kaum noch halten.
    René brachte Simon Schweitzers großes Wasser. „Das geht hier schon den ganzen Abend so. Die beiden kriegen sich überhaupt nicht mehr ein.“
    „Wußtest du schon“, probierte es Funkal aufs neue, „daß nicht überall, wo Hessischer Ministerpräsident draufsteht, auch Hessischer Ministerpräsident drin ist?“
    Odilo hing quer über der Lehne. Sein Gesicht war puterrot. Tränen liefen ihm die Wangen hinunter. Herr Schweitzer brauchte drei oder vier Sekunden, dann hatte er den Witz verstanden. Klar, die Schirmmütze, die man der Leiche Schwarzbach auf den Kopf gesetzt hatte.
    „Nicht überall, wo Hessischer Ministerpräsident draufsteht, ist auch Hessischer Ministerpräsident drin“, repetierte Frederik Funkal.
    Simon Schweitzer wollte nicht wissen, wie oft dieser Spruch heute abend schon gefallen war. Außerdem befand er sich in der Zwickmühle. Einerseits gefiel ihm der Witz gar arg, er stand auch kurz vor einem Heiterkeitsausbruch, andererseits war da auch ein Hauch von Geschmacklosigkeit, die ihn noch daran hinderte.
    Als Polizeiobermeister Funkal erneut ansetzte „Nicht überall, wo ...“, war es um Herrn Schweitzers Selbstbeherrschung geschehen. Gerne schloß er sich der allgemeinen Lachlust an. Schon bald tränten seine Augen.
    „Und was das beste ist“, fuhr Funkal fort, „das BKA hat heute die Sonderkommission Entführung Schwarzbach aufgelöst.“
    Odilo Sanchez übernahm: „Das mußt du dir mal vorstellen. Die finden eine Leiche und schlußfolgern messerscharf, daß aus dem ..., daß aus dem Entführungs- ein Mordfall mit tödlichem Ausgang geworden ist.“
    „Und“, POM Funkal war wieder dran, „und dafür lassen die sich das halbe Jahr fortbilden. Fünf Tage baumelte unser Stadtverordneter da am Mast, und seit heute nachmittag ist das kein Entführungsfall mehr, weil die Superaufklärer vom BKA ermittelt haben, daß die Leiche erstens tot und zweitens kein Entführungsopfer mehr ist. Ich lach mich schief.“
    „Genau. Ich mich auch. Ich hab Durst“, meinte Odilo, als er sich wieder unter Kontrolle hatte.
    „Außerdem, hicks, außerdem haben die Ballistiker heute festgestellt, daß Schwarzbach mit derselben Waffe umgenietet worden ist wie zwei unserer Kollegen vor zwanzig Jahren oder so an der Startbahn West draußen“, sagte Funkal so leise, daß man ihn kaum verstand.
    Aber Herr Schweitzer hatte verstanden.
    „Und jetzt überlegen die vom BKA“, Funkal greinte schon wieder, „wie Schwarzbach es fertiggebracht hat, sich in alte Kleider zu nähen, sich erst zu erschießen und dann aufzuhängen.“
    Das war Herrn Schweitzer jetzt zu hoch. „Wieso?“
    „Ach, laß mal. Das verstehst du nicht“, sagte Funkal.
    Das stimmte.
    „Frederik redet viel Unsinn, weißt du“, beschwichtigte Sanchez.
    „Quatsch, ich red keinen Unsinn. Wo bleibt denn mein Bier?“
    Wie gerufen erschien René mit einem neuen Tablett und teilte aus. Herr Schweitzer versuchte derweil vergebens die Tatsache, daß Schwarzbach und die beiden Polizisten mit ein und derselben Waffe erschossen worden waren, in seine bisherigen Erkenntnisse einzubinden. Aber wie er es auch drehte und wendete, es lief immer auf einen mordlüsternen Pfarrer Hollerbusch raus. Und damit wollte sich Simon Schweitzer nicht zufriedengeben.
    Die Tür ging auf, und es erschienen zwei schwankende Gesellen, die sich ohne Umschweife an ihren Tisch setzten. Simon Schweitzer kannte sie vom Sehen, hatte aber noch nie ein Wort mit einem von beiden gewechselt. Dafür wurden sie von den zwei Polizisten um so überschwenglicher begrüßt.
    „Wußtet ihr schon, daß nicht überall, wo Hessischer Ministerpräsident draufsteht ...“, brachte Frederik das Thema erneut auf den Tisch.
    Herr Schweitzer konnte da auf seinen großen Erfahrungsschatz bauen, es war Zeit für ihn zu gehen. Um nicht allzu unhöflich zu erscheinen, spendierte er noch eine Runde. Aber dann ging er. Es war schon weit nach Mitternacht. Der Mond machte sich so langsam. Seine weiße Leinenjacke hing über einer Stuhllehne im Frühzecher.
    „Simon Schweitzer, alter Hurenbock. Haste mal ein Euro.“ Es war keine Frage, es war ein Befehl. Die schrille Stimme Gertruds ließ ihn zusammenfahren.
    Er kramte in seiner Hosentasche und förderte eine Zweieuromünze zutage. Vier Mark, rechnete er flugs um. Viel Geld, aber was soll`s. Er gab ihr die Münze. „Aber nicht

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