Simsala. Die Geschichte Eines Kleinen Zauberers.
geschickter umgehen konnten, hatten ihm dazu geschrieben:
»Alles Gute, Simsala Bim.«
Herr Martin meinte, es lese sich wie ein wunderbarer Zauberspruch, und er hoffte, dass dieser Zauber der Erstklässler in Erfüllung gehen möge.
Dann durfte der kleine Zauberer sich wünschen, was sie an seinem letzten Schultag machen sollten. Er wünschte sich, dass die Trompeten noch einmal schmetterten. Herr Martin war einverstanden. Er bat nur darum, dass es Trompeten sein sollten und nicht die Posaunen von Jericho, die ja bekanntlich ganze Mauern zum Einsturz gebracht hatten. Die Erstklässler versprachen, leise zu blasen.
Als sie ihre Handtrichter geformt hatten und Simsala ihnen die notwendigen Zeichen gab, ertönte noch einmal das Blasorchester. Aber die Trompeten schmetterten diesmal so schmelzend zart, dass der kleine Zauberer schnell die Hände sinken ließ, da ihm die Tränen kamen. »Mist«, schniefte er - er hatte in der Schule einige neue Ausdrücke gelernt, die sein Vater nicht so gern hörte -und wischte sich über die Augen.
»Ich glaube, ich erzähle euch lieber noch eine Geschichte«,
schlug Herr Martin vor.
»Von einem kleinen Zauberer?«, fragte Ruth.
»Von einem kleinen Zauberer«, nickte Herr Martin,
»passt nur gut auf.«
Da rutschten die Erstklässler auf ihren Stühlen herum, bis es sich möglichst bequem anfühlte. Dann wurde es ganz still in der Klasse. Für einen Augenblick hatte Simsala vergessen, dass es draußen regnete und dass dies vielleicht sein letzter Schultag war.
Herr Martin erzählt eine Geschichte
»Es war einmal ein Kind«, begann Herr Martin, »das war so arm, dass es kein Geld hatte, um sich Sachen zu kaufen, und sich selbst sein tägliches Brot erbetteln musste. Weil es kein Geld hatte, konnte es auch nicht zur Schule gehen. Wenn die anderen Kinder in dem großen Schulhaus verschwanden, stand das Kind nur davor und schaute sehnsüchtig zu den Fenstern hinauf, hinter denen die Kinder saßen und lernten. Wenn aber im Sommer die Fenster offen standen, lauschte das Kind auf die Lieder, welche die Schulkinder sangen, und sang sie mit. Und wenn sie an schönen Tagen auf dem Schulhof ihre Reigen tanzten, übte es insgeheim ihre Schritte und tanzte für sich allein, was es ihnen abgeguckt hatte. Dafür brauchte es nichts zu bezahlen.
Wenn die Kinder wieder aus dem großen Schulhaus herauskamen, stand das arme Kind immer noch da. Es schaute sich die Kinder an, die das Glück hatten, in der Schule lernen zu dürfen, und es wunderte sich von Tag zu Tag mehr darüber, dass diese Kinder gar nicht froh aussahen.
Einmal fasste es sich ein Herz und sprach eines der Kinder an.
>Bist du gar nicht glücklich, dass du in die Schule gehen darfst ?<, fragte es ein kleines Mädchen.
Das kleine Mädchen schaute das arme Kind stirnrunzelnd an.
>Warum sollte ich denn froh darüber sein?<, fragte es zurück, >ich muss ja hingehen, Tag für Tag. Es ist nichts Besonderes dabei. <
>Aber ihr lernt so schöne Sachen<, sagte das arme Kind. Das kleine Mädchen runzelte wieder die Stirn. >Wenn du das Schreiben meinst<, erwiderte es, >das ist schwer. Da macht man viele Fehler, und dann muss man alles noch einmal machen und verbessern^ >Ist das so schlimm?<, wunderte sich das arme Kind, denn es dachte daran, wie gern es selbst die Lieder, die es vor den offenen Fenstern gelernt hatte, immer wieder sang. >Ist das nicht wie Liedersingen?<
>Du bist ja komisch<, meinte da das kleine Mädchen und ließ das arme Kind stehen.
Als das kleine Mädchen sich aber an diesem Tag hinsetzte, um seine Hausaufgaben zu machen, musste es plötzlich an das arme Kind denken.
>Es ist vielleicht doch ein wenig wie Liedersingen<, sagte es zu sich selbst. Und siehe da: die Hausaufgaben gingen ihm viel leichter von der Hand.
An einem anderen Tag fragte das arme Kind einen kleinen Jungen, als er aus dem großen Schulhaus kam: >Bist du gar nicht glücklich, dass du in die Schule gehen darfst ?< Auch der kleine Junge schaute das arme Kind stirnrunzelnd an und erwiderte: >Warum sollte ich denn glücklich sein darüber? Ich muss ja hingehen, Tag für Tag.< >Aber ihr lernt da so schöne Sachen<, meinte das arme Kind.
>Wenn du das Rechnen meinst<, antwortete der kleine Junge, >das ist schwer. Man macht immer wieder Fehler und dann muss man alles noch einmal machen und verbessern^
>Aber ist das so schlimm?<, fragte das arme Kind, denn es dachte an die Reigen, die es immer wieder gern tanzte, >ist es nicht wie Reigentanzen ?<
>Wie
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