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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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unwiederbringlich verloren sein.
    Thompsons Augen richteten sich auf die Leuchtreklame, und ich fühlte seine verwirrte Reaktion angesichts der absurden Botschaft, die jetzt von den Xenonlampen ausgestrahlt wurde:
     
    DOUG! SOFORT ZURÜCKKOMMEN! NOTFALL!
     
    Augenblicklich löste ich die Emphatieverbindung und schwamm durch das Stadium des schmerzhaften Übergangs hinauf zu meiner eigenen Orientierung. Die ›Guckloch‹-Abteilung war ein Durcheinander von hin und her eilenden Gestalten, lauten Stimmen, drückender Hitze, beißenden Qualms, brennender Isolierung.
    Chuck, der an der Schalttafel verzweifelt mit einem Feuerlöscher hantierte, warf über die Schulter einen Blick zur Liege.
    »Du bist wieder da!« schrie er. »Gott sei Dank! Jeden Augenblick hätte es einen Stromstoß geben können!«
    Dann drückte er den Aktivierungshebel nach unten. Das knisternde Geräusch der Lichtbogenbildung verstummte abrupt, als habe jemand die Tür zu einem Zimmer zugeworfen. Aber grelles, gleißendes Licht drang weiterhin aus den Ventilationsschlitzen der Konsole.
    Ich nahm den Helm ab.
    »Was ist passiert?«
    »Jemand hat eine Thermitladung in den Modulator gesteckt.«
    »Gerade vorhin?«
    »Ich weiß es nicht. Ich bin weggegangen, nachdem du angeschlossen warst. Wenn ich nicht rechtzeitig zurückgekommen wäre, wärst du wahrscheinlich verbrannt.«
    Siskin nahm den Anschlag mit überraschender Gelassenheit hin – zu gelassen, dachte ich. Binnen weniger Minuten, so schien es, war er im Haus, besichtigte den Schaden und bestätigte nickend unsere Zusicherungen, daß uns der Vorfall höchstens ein oder zwei Tage aufhalten würde.
    Was den Verantwortlichen für diese Gemeinheit anging, so hatte er seine Antwort parat und unterstrich sie nachdrücklich mit einem Faustschlag auf die Handfläche.
    »Diese verdammten Test-Interviewer! Einer muß sich hier hereingeschmuggelt haben!«
    Joe Gadsen bestritt das entschieden.
    »Unsere Sicherungsmaßnahmen sind narrensicher, Mr. Siskin.«
    Siskin machte ein finsteres Gesicht.
    »Dann ist das Ganze von innen gestartet worden! Das Personal muß doppelt und dreifach überprüft werden!«
    Wieder in meinem Büro angekommen, ging ich vor dem Fenster hin und her und beobachtete die wieder friedlich gewordene Szenerie. Nur ATI-Demonstranten, keine wogenden Menschenmassen mehr. Aber wie lange würde das so bleiben? Und worin bestand – von Fullers Tod über Lynchs Verschwinden – Lynchs Thermit-Attentat und all die anderen unmöglichen Dinge, die geschehen waren?
    Irgendwie war ich gewiß, daß eine gemeinsame Beziehung zwischen all den bizarren Vorfällen in der vergangenen Woche bestand – von Fullers Tod über Lynchs Verschwinden – Lynchs ›totale Lösung‹ aus dem ganzen Gewebe früherer Erfahrung, Fullers Hinterlassenschaft in Form einer nicht mehr vorhandenen Achilles-Skizze, eine veränderte Plakette auf dem Pokal in Limpys Bar bis zu der gestern abgeschlossenen, heute wieder aufgenommenen, polizeilichen Ermittlungsarbeit. Zum Beispiel der Thermit-Anschlag. An der Oberfläche ein aggressives Vorgehen des Verbandes der Test-Interviewer gegen das die weitere Existenz der Gruppe bedrohende Institut. Aber steckte wirklich nur das dahinter? Oder war das Attentat auf mich gezielt gewesen?
    Wer waren die Hintermänner? Gewiß nicht Siskin; obwohl er mich vielleicht gerne aus dem Weg geräumt hätte, besaß er ja die Möglichkeit, das mit Hilfe der polizeilichen Ermittlungen zu erreichen, die er manipulierte.
    Als ich stehenblieb, um zum Fenster hinauszuschauen, bot sich eine neuartige Möglichkeit an: Viele von den erstaunlichen Aktionen mochten indirekt auf den Umwelt-Simulator selbst gezielt gewesen sein!
    Fullers Tod, Lynchs Verschwinden, die Thermitladung, meine Beinahe-Unfälle, ein genau geplanter Feldzug, die einzigen beiden Simulektroniker zu beseitigen, die den Erfolg der TEAG verbürgten? Wieder deutete alles auf den Verband der Test-Interviewer. Aber die Logik sprach dagegen. Denn es mußte sich um eine Organisation handeln, die entweder übersinnliche Kräfte besaß oder sie überzeugend vortäuschen konnte.
    Ich vermochte meine Gedanken von diesen Rätseln nicht loszureißen, selbst bei einem ruhigen und besinnlichen Abendessen mit Jinx.
    Wir hatten zehn Minuten lang schweigend gegessen, als ich durch die Erkenntnis aus meiner Versunkenheit gerissen wurde, daß es keinen Grund für sie gab, so grüblerisch dazusitzen.
    »Jinx.«
    Sie zuckte zusammen und ließ ihre Gabel

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