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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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beweisen müssen? Fuller war mein bester Freund.«
    »Wie ein Vater?« fragte er mit falschem Lächeln.
    Er sah sich um, als wolle er das ganze Haus mit dem Blick umfassen, nicht nur den Funktionen- und Generatorenraum.
    »Sie stehen jetzt nicht schlecht, nicht wahr? Als technischer Direktor. Sie haben die Chance, Teilhaber in einem der lukrativsten Unternehmen des 21. Jahrhunderts zu werden.«
    Gelassen erwiderte ich: »Einen Kilometer von der Hütte entfernt befindet sich ein Handelsposten, wo ich mir geholt habe, was ich brauchte – fast täglich. Die Kontobänder werden zeigen, wie oft und wann ich persönlich belastet wurde.«
    »Wir werden sehen«, sagte er vorsichtig. »In der Zwischenzeit würde ich Ihnen raten, stets erreichbar zu sein.«
     

5
    Es dauerte wieder ein paar Tage, bis ich die Zeit fand, den Simulator zu überprüfen. Abgesehen von der Arbeitsbelastung mußte ich Siskin beschwichtigen, indem ich vorbereitende Planungsvorschläge für die Umwandlung der simulektronischen Anlage in einen politisch orientierten Komplex entwarf.
    Im übrigen konnte ich die neuerlich aufgenommenen Ermittlungen der Kriminalpolizei nur mit Verwunderung zur Kenntnis nehmen. Handelte es sich um eine von den übrigen Vorgängen unabhängige Entwicklung? Oder zog Siskin nur an den Drähten, um zu demonstrieren, was geschehen würde, wenn ich mich ihm und der Partei nicht anschließen sollte?
    Während des Videophongesprächs mit Siskin brachte ich sogar den Besuch Captain Farnstocks aufs Tapet. Ich hatte das Gefühl, daß mein Argwohn Bestätigung fand, als ihn das plötzliche Interesse der Kriminalpolizei an Fullers Tod kaum überraschte.
    Er machte mir deutlich klar, daß es mein Vorteil sein würde, sich seine Gunst zu erhalten, indem er sagte: »Wenn man Ihnen auf die Zehen tritt, brauchen Sie mich nur zu verständigen.«
    Ich beschloß, noch einen anderen Versuch zu wagen.
    »Man kann es der Polizei nicht übelnehmen, daß sie nicht lockerläßt«, sagte ich vorsichtig. »Schließlich hat auch Lynch angedeutet, Fullers Tod sei nicht auf einen Unfall zurückzuführen.«
    »Lynch? Lynch?«
    »Morton Lynch – der Mann, der sich bei Ihrer Party aus dem Staub gemacht hat.«
    »Lynch? Aus dem Staub gemacht? Wovon reden Sie eigentlich?«
    Seine Reaktion klang ehrlich. Das deutete darauf hin, daß Siskin, wie alle anderen Leute außer mir, nichts mehr von dem Mann wußte, der aus seinem Dachgarten verschwunden war. Oder er hatte mehr Talent zum Schauspieler, als ich vermutet hätte.
    »Lynch«, log ich hastig, »war der Kerl, der spaßhaft behauptete, ich hätte Fuller beiseitegeräumt, um an seine Stelle treten zu können.«
    Als ich endlich Zeit für die Simulatorüberprüfung hatte, überraschte es mich, mit welcher Nervosität ich dem Erlebnis entgegensah.
    Chuck begleitete mich in den ›Guckloch‹-Raum und führte mich zu einer Liege.
    »Wie wollen Sie es haben?« fragte er. »Gesamtbeobachtung?«
    »Nein. Einfachen Empathie-Anschluß.«
    »Irgendeine bestimmte ID-Einheit?«
    »Suchen Sie irgendeine aus.«
    Offenbar hatte er das schon getan.
    »Wie wäre es mit ›D. Thompson‹ – IDE-7412?«
    »Ist mir recht. Was ist er von Beruf?«
    »Flugwagenpilot. Wir schalten uns bei einer Lieferung ein. Okay?«
    »Dann los!«
    Er stülpte mir den Transferhelm auf den Kopf und sagte spaßend: »Wenn Sie mir Schwierigkeiten machen, sorge ich für einen krassen Spannungsanstieg.«
    Ich lachte nicht. Fuller hatte dargelegt, daß ein Durchgehen des Modulators zu einer reziproken Transferierung führen konnte. Wie das Ich des Beobachters vorübergehend in die ID-Speichereinheit eingebracht wurde, mochte letztere hochschießen und sich in einem gewaltsamen, augenblicklichen Austausch ins Gehirn des Beobachters prägen.
    Es war nicht so, daß man die umgekehrte Transferierung später nicht wieder hätte rückgängig machen können. Wenn aber in der Zwischenzeit der Erscheinungsform der ID-Einheit etwas zustieß, war der in der Falle sitzende Beobachter theoretisch erledigt.
    Ich streckte mich auf den Lederpolstern aus und beobachtete Chuck, der zur Transferierungsschalttafel ging, an einigen Knöpfen drehte und nach dem Aktivierungshebel griff.
    Alle meine Sinne wurden durcheinandergewirbelt – es erfolgte ein kaleidoskopartiges Aufzucken von Licht, eine kreischende Lärmexplosion, ein plötzlicher Anprall unbegreiflicher Geschmacks-, Geruchs- und Tastempfindungen.
    Dann war ich drüben – auf der anderen Seite, und einen

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