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Simulacron-Drei

Simulacron-Drei

Titel: Simulacron-Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel F. Galouye
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dem Weg zur TEAG dachte ich nur nebenbei an das, was sich in Siskins Büro zugetragen hatte. Es war nicht zu übersehen, daß er sich lediglich einer Verzögerungstaktik bediente. Er bot mir Vergebung und Aufnahme in den innersten Kreis seiner Anhänger nur an, um mich daran zu hindern, seine politischen Pläne der Öffentlichkeit preiszugeben.
    Aber wenn ich schon eine solche Bedrohung darstellte, warum ließ er dann nicht einfach seine politischen Beziehungen spielen und mich wegen Fullers Mord verhaften? Gewiß, dem Simulator würden dann viele Verbesserungen mangeln, die Fuller und ich gemeinsam entworfen hatten. Aber er mußte doch inzwischen erkannt haben, daß das System die Aufgabe, narrensichere politische Strategie zu entwickeln, erfüllen konnte – auch ohne zusätzliche Verbesserungen.
    Als der Wagen an dem vertikalen Leitstrahl in der Nähe der TEAG entlang herunterglitt, stieg ein neuer, nervenzerrender Verdacht in mir hoch. Informierte Siskin die Polizei – um zu verhindern, daß ich ihn an den Pranger stellte? Oder war die Polizei in Wirklichkeit unbewußt ein Werkzeug der höheren Figur – bereit, mich wegen Mordes an Fuller sofort zu verhaften, wenn der ›Steuermann‹ erfuhr, daß ich über die wahre Natur der Wirklichkeit unterrichtet war?
    Ich ließ mich zurücksinken – ich war völlig verwirrt, zwischen der berechnenden Bösartigkeit zweier Welten eingeklemmt.
    So durcheinander, daß ich nicht erkennen konnte, ob ein Angriff von der einen oder von der anderen zu erwarten war.
    Und die ganze Zeit mußte ich meine Beherrschung wahren – sobald ich offenkundig werden ließ, daß ich von der Existenz der Realen Welt wußte, konnte ich augenblicklich ausgelöscht, deprogrammiert werden.
     
    In der TEAG fand ich Marcus Heath an meinem Schreibtisch vor zwei Stößen von Berichten, die er den Schubladen entnommen hatte.
    Ich schloß die Tür, und er starrte mich durch seine Brille an. Seine Augen verrieten keine Unsicherheit. Es schien ihm nichts auszumachen, daß ich ihn in flagranti ertappt hatte.
    »Ja?« sagte er ungeduldig.
    »Was treiben Sie hier?«
    »Das ist jetzt mein Arbeitszimmer. Direkte Anweisungen von der Zentrale. Zunächst finden Sie Platz bei Mr. Whitney.«
    Mit verständlicher Gleichgültigkeit gegenüber einer derart prosaischen Entwicklung wandte ich mich zum Gehen. An der Tür zögerte ich jedoch. Warum sollte ich nicht gleich feststellen, ob er der Kontaktmann war?
    »Was wollen Sie?« fragte er gereizt.
    Ich trat an den Schreibtisch und sah ihn forschend an, fragte mich, ob ich endlich beweisen würde, daß ich nicht existierte. Dann lehnte ich mich gegen die Widersinnigkeit dieses Gedankens auf. Ich mußte existieren! Die Descartessche Philosophie widerlegte meinen Zweifel:
    Cogito ergo sum – ich denke, darum bin ich.
    »Vergeuden Sie nicht meine Zeit«, sagte Heath. »Ich muß den Simulator binnen einer Woche funktionsfähig haben.«
    Ich richtete mich auf.
    »Sie können mit dem Theater Schluß machen. Ich weiß, daß Sie als Agent für den anderen Simulator auftreten.«
    Er blieb starr sitzen. Aber ich konnte sehen, daß in ihm etwas vorging. Sein Blick wurde plötzlich stechend. Dann wurde mir klar, daß er in diesem Augenblick mit dem Techniker in der Höheren Wirklichkeit empathisch verbunden sein mochte!
    Ruhig fragte er: »Was haben Sie gesagt?«
    Jetzt sollte ich es sogar noch wiederholen, dem ›Steuermann‹ zuliebe! Mein Zögern hatte mich ins Unglück gestürzt!
    Ich beugte mich über den Schreibtisch und versuchte ihn zu packen. Er warf sich zurück, und seine Hand tauchte mit einer Schockpistole aus der Schublade auf.
    Der breite, blutrote Strahl glitt über meine Arme, meinen Brustkorb, meinen Bauch, und ich sank über dem Schreibtisch zusammen. Ich war vom Hals bis zu den Hüften vollständig gelähmt.
    Es war einfach für ihn, mich hochzustemmen und auf die Beine zu stellen. Dann schob er mich in einen Sessel. Mit der Schockpistole besprühte er meine Beine. Ich saß zusammengesunken da und konnte nur meinen Kopf bewegen. Verzweifelt versuchte ich, einen Arm zu heben, um zu entscheiden, wie stark die Lähmung war. Nur mein Zeigefinger zuckte. Das hieß, daß ich mich stundenlang nicht würde bewegen können. Und er brauchte nur Minuten. Ich konnte nur dasitzen und der Deprogrammierung entgegensehen.
    »Wann wird es geschehen?« fragte ich entmutigt.
    Er antwortete nicht. Nach kurzer Überlegung schloß er mit einem Tastendruck beide Türen. Dann lehnte

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