Sina auf heißer Spur
Tür. âIch glaube, deine Verabredung ist da.â
Er nickte zu David, der im Eingang stand und zu ihnen herüberstarrte.
Sinas Herz blieb einen Moment lang stehen, dann galoppierte es los.
âDa bist du ja endlich!â Sie bahnte sich einen Weg durch die Tische und Stühle zu David. Erst als sie ihn fast erreicht hatte, fiel ihr ein, dass sie Viktor einfach stehen gelassen hatte, ohne sich von ihm zu verabschieden. Betroffen drehte sie sich noch einmal zu ihm um. Aber er unterhielt sich jetzt mit seinem Onkel und bemerkte es gar nicht.
âHier ist es ja total voll!â David wandte sich um und verlieà die Eisdiele wieder. Es regnete immer noch. Die Markise des Cafés stand voll Wasser und beulte sich nach unten aus.
âAber hinten an der Wand war noch ein Tisch freiâ, meinte Sina. âKomm, wir gehen wieder rein.â
âGeh du doch allein rein!â, sagte David.
Sie lachte ein wenig unsicher. Sollte das ein Witz sein?
âStimmt was nicht?â, fragte sie dann.
âNee, alles in Ordnung, alles bestensâ, meinte er finster. âSorry, dass ich zu spät gekommen bin. Aber im Gegensatz zu mir neulich hast du dir die Wartezeit ja prima vertrieben!â
âIch habe ⦠was?â Sina verstand kein Wort. âSag mal, bist du etwa sauer, weil ich mich mit diesem Blödmann unterhalten habe?â
Mit diesem Blödmann. Das war gemein. Aber Viktor konnte sie ja zum Glück nicht mehr hören.
âKomm, tu doch nicht so. Du hast schon beim letzten Mal mit ihm rumgemacht.â
âBitte was?!â
âIch weià genau Bescheid. Ich bin nämlich noch mal zurückgekommen, weil ich es mir anders überlegt hatte. Da hab ich euch zusammen gesehen!â
âDavid, sag mal, spinnst du? Viktor ist früher auf der Sunshine Ranch geritten. Daher kennen wir uns. Wir haben uns nur unterhalten. Mehr ist da nicht, ich schwörâs!â
Davids linke Schuhspitze fuhr die Furchen im Kopfsteinpflaster nach. Er hielt den Kopf gesenkt, sodass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Trotzdem merkte sie, wie sein Widerstand zu schmelzen begann.
âKomm, David. Lass uns wieder reingehen. Wir essen ein Eis. Hier drauÃen ist es so scheuÃlich und mir ist schweinekalt.â Vielleicht doch lieber kein Eis, sondern eine heiÃe Schokolade.
âIch hab gesehen, dass er dich angefasst hat.â
Sie dachte an Viktors Hände auf ihren Schultern. Hatte David sie wirklich die ganze Zeit beobachtet?
âEs ist alles vollkommen harmlos. Wirklich, du kannst mir vertrauen.â
Ich will nur dich, hätte Sina fast gesagt. Im letzten Moment schluckte sie die Worte herunter.
David wollte nicht mehr zurück ins Café, aber immerhin begleitete er Sina nach Hause.
âVielleicht findest du das total übertrieben, aber ich hasse es, wenn ich nicht weiÃ, woran ich bin. Ich habe schlechte Erfahrungen gemachtâ, erklärte er, als sie ihre Fahrräder nebeneinanderher durch den Nieselregen schoben.
âWomit?â
âIch hatte mal eine Freundin, die hat was mit meinem besten Freund angefangen. Ich bin nur durch Zufall dahintergekommen. Das war echt ⦠scheiÃe.â
âKann ich mir vorstellen.â Sina schob ihr Fahrrad durch eine tiefe Pfütze. Sie wollte einen groÃen Schritt darüber hinweg machen, aber sie trat zu kurz. Das Wasser schwappte in ihre Ballerinas.
David blieb stehen.
âIch weià gar nicht, warum ich dir das alles erzähleâ, murmelte er.
Sina blieb ebenfalls stehen. Aber ihr fiel keine Antwort ein, deshalb schwieg sie.
âIch find dich nämlich total nett.â
Sina schluckte. âIch find dich auch total nettâ, erwiderte sie.
Ihre Stimme klang schon wieder wie ein Gartentor, das dringend geölt werden musste.
Ihr Herz raste. Und der Regen verwandelte ihre Locken in nasses Gestrüpp. Wenn sie sich doch nur Zöpfe geflochten hätte!
David streckte seine Hand aus.
Mit dem Zeigefinger wischte er ihr einen Regentropfen von der Wange. Das war einerseits sinnlos, weil ja ständig neue Tropfen vom Himmel fielen. Aber andererseits auch sehr schön.
Er räusperte sich. âLass uns weitergehen. Bevor wir hier ertrinken.â
Sie gingen schweigend bis zu Sinas Haus. Sina hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was David dachte. Sie selbst hatte jedenfalls nur eine einzige Frage im Kopf: Ob er mich gleich küsst? Sina war noch nie
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